Gahlener Flüchtlings-Unterkunft wird nur bei Bedarf gebaut

Gahlener Bürgerforum wurde vom Bürgermeister Mike Rexforth umfangreich informiert

Gahlen Der Bau eines Wohnheimes für zunächst 120 Flüchtlinge am westlichen Teil der Kirchstraße in Gahlen ist nach Mitteilung des Bürgermeisters Mike Rexforth „nur befristet vom Tisch“. Das Planungsverfahren wird allerdings fortgesetzt, um in dem Moment, wenn die Gesamtzahl der Flüchtlínge in Schermbeck etwa die Zahl 400 erreicht hat (derzeit sind es 295), innerhalb von vier Monaten den zweigeschossigen Bau in Modulbauweise komplett fertig stellen zu können.

    „Für eine gute Integration der Flüchtlinge in unserem Dorf Gahlen ist ein optimales Verhältnis Flüchtlinge zu Bewohner Voraussetzung“, hatte sich das „Gahlener Bürgerforum“ (GBF) zum Ziel gesetzt. Das GBF als eine Zusammensetzung von Evangelischer Kirchengemeinde Gahlen, CDU, SPD, FDP, Reiterverein Lippe-Bruch, TuS Gahlen und Heimatverein wollte „der Gahlener Bürgerschaft generell die Möglichkeit einer Plattform geben“.

   Das überparteiliche und unabhängige GBF stellte dem Bürgermeister 29 Fragen, die dieser am Donnerstagabend im Gemeindehaus an der Kirche so ruhig, eindeutig und kompetent ohne einen Blick auf die vorformulierten Antworten beantwortete, dass der HV-Vorsitzende Jürgen Höchst dem Bürgermeister im Schlusswort bescheinigte „voll im Thema drin“ zu stecken. Als GBF-Vertreter saßen Pfarrer Christian Hilbricht, der HV-Vorsitzende Höchst und die „Lippe-Bruch“-Vorsitzende Christiane Rittmann neben Rexforth am Podium. Nur 28 Zuhörer kamen. Bei der ersten Veranstaltung im Café Holtkamp waren etwa zehnmal so viele gekommen.

Bürgermeister Mike Rexforth (2.v.l.) saß Donnerstagabend ebenso am Podium im Gemeindehaus wie Pfarrer Christian Hilbricht (l.), Christiane Rittmann (r.) und Jürgen Höchst (2.v.r.) Foto: Helmut Scheffler
Bürgermeister Mike Rexforth (2.v.l.) saß Donnerstagabend ebenso am Podium im Gemeindehaus wie Pfarrer Christian Hilbricht (l.), Christiane Rittmann (r.) und Jürgen Höchst (2.v.r.) Foto: Helmut Scheffler

   Ein Teil der Fragen bezog sich auf die Baumaßnahme, ein weiterer Teil auf Maßnahmen zur Sicherheit der Flüchtlinge und Bürger und der übrige Teil auf Fragen zur Integration.

   Der Bauantrag für das Wohnheim wird gestellt. Der zunächst geplante Bau der Kanalisation wird verschoben, bis der Bau tatsächlich erfolgt. Der parallel zum Hausbau stattfindende Bau der Kanalisation würde keine zeitliche Verzögerung mit sich bringen. Im Falle eines Nicht-Baues  könnten die Kosten der Kanalisation eingespart werden, weil im Bereich des bisherigen Sonderbaugebietes kein allgemeines Wohngebiet entstehen könne. Das Grundstück werde  „natürlich an das Versorgungsnetz von RWE, NGW und eventuell Telekom angeschlossen.“ Derzeit sei der direkte Ausbau durch die Deutsche Glasfaser nicht geplant.

   Sicherheitsfragen: Die Sicherheit der Flüchtlinge auf dem Weg nach Schermbeck wird durch eine Ampelanlage an der Kreuzung Maassenstraße/Umgehungsstraße gewährleistet. Die „Herstellung soll im Verlauf des Jahres 2017 durch den Landesbetrieb Straßenbau erfolgen.“ Außerdem werde gegenwärtig politisch über einen Radweg entlang der Kirchstraße diskutiert. Derzeit fehlen noch die erforderlichen Grundstücke. Rexforth: „Die notwendigen Mittel werden im Etat 2017 bereitgestellt“.

    Die Gemeinde ist personell nicht in der Lage, allen Flüchtlingen entsprechende Verhaltensmaßnahmen in bezug auf das Schwimmen in Lippe und Kanal beizubringen. „Dies könnte“, so Rexforth, „aber eine Aufgabe des sich in Gahlen gründenden Netzwerkes sein.“ Die Beleuchtung des Fußweges soll in der Dunkelheit gewährleistet sein. Die Flüchtlingskinder werden mit dem Schulbus zum Schulunterricht gebracht, nicht aber zum offenen Ganztag, um eine „Besserstellungen im Gegensatz zu den heimischen Kindern“ zu vermeiden.

Eine eventuell erforderliche Gahlener Unterkunft für 120 Flüchtlinge soll auf der hellen Ackerfläche südlich (r.) des Wesel-Dattel-Kanals errichtet werden. Luftbild: Helmut Scheffler, 12. Mai 2016.
Eine eventuell erforderliche Gahlener Unterkunft für 120 Flüchtlinge soll auf der hellen Ackerfläche südlich (r.) des Wesel-Dattel-Kanals errichtet werden. Luftbild: Helmut Scheffler, 12. Mai 2016.

    Zur Integration: In Absprache mit der Feuerwehr soll eine Nutzung des Feuerwehrgerätehauses ermöglicht werden. Eine Caritas-Integrationssprechstunde wird es vor Ort in Gahlen bei Bedarf geben. Wenn die Flüchtlingsunterkunft bezogen wird, ist eine Betreuung des Objektes über die normale Arbeitszeit hinaus geplant. Piktogramme sowie Hinweise zu Verhaltensregeln, Leitbildern und Ruhezeiten in der Unterkunft werden in den jeweiligen Sprachen ausgehängt. Der zuständige Caritas-Sozialarbeiter ist auch für die Gahlener Bürger Ansprechpartner. Ehrenamtliche Mitarbeiter erhalten kein Geld. „Grundsätzlich“, so Rexforth, „kann jeder verein, jede Organisation Flüchtlinge gemeinnützig beschäftigen. Die Arbeiten müssen zusätzlich sein und keinen Arbeitsplatz grundsätzlich gefährden. Derzeit wird hierzu in Zusammenarbeit mit der Caritas, dem Arbeits- und Ausländeramt an einer konzeptionellen Lösung gearbeitet.“

    Die Flüchtlinge sind grundsätzlich in der Ausübung gemeinnütziger Arbeit versichert, entweder durch die Gemeinde oder durch den Träger „Im Rahmen des Sportes“, so Rexforth, „sind sie ebenfalls über die Versicherung des Vereins abgesichert, müssen aber hierzu Mitglied sein. Die Entlohnung erfolgt durch den Träger oder durch die Gemeinde (1 € pro Stunde). Diese wird zusätzlich zur Sozialhilfe ausgezahlt und wird nicht angerechnet.“

   „Ich finde es gut, dass Gahlen sich Gedanken macht, wie man die Gemeinde unterstützen kann“, lobte Rexforth den Fragenkatalog des Bürgerforums und das frühzeitige Engagement. H.Sch.

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.