Gahlener Feldbahnfreunde trafen sich zum ersten Spatenstich

Mit dem Gleisausbau wurde begonnen
Gahlen Ein Jahrzehnt nach den ersten Bemühungen, im Schermbecker Gemeindegebiet wieder eine Feldbahn fahren zu lassen, rückt der Start auf der geplanten Strecke im Gahlener Aap näher. Am Mittwoch fand der erste Spatenstich auf dem Rand eines Feldes der Familie Haferkamp statt.

Die Vereinsmitglieder Klaus Jahn und Ralf Rukat kamen ebenso zu dem kleinen Festakt wie Conan Hüske, Michael Gorris, Herbert Loges, Michael Nienhaus und Martin Jahn.

Nach dem ersten Spatenstich wurde am Mittwoch sofort mit dem Freischieben und Nivellieren der Trasse in Richtung Sportplatz des TuS Gahlen begonnen, sodass etwa 150 Meter fertiggestellt werden konnten. Es sind aber weitere 200 Meter bis zum Sportplatz herzurichten; das soll in den nächsten Tagen erledigt werden. Ein Teil des Erdreichs wurde wie in alten Zeiten, als die ehemalige Ziegelei Idunahall noch Ton aus dem Gahlener Heisterkamp zum Werk an der Maassenstraße transportierte, am Mittwoch auf eine Feldbahn verladen, abtransportiert und verkippt.

Die Gleise sind ein großzügiges Geschenk, das die Feldbahnfreunde von der Weseler Firma Hülskens GmbH & Co erhielten. Als Michael Nienhaus, der Vorsitzende der Feldbahnfreunde, im vergangenen Jahr beim Weseler Stadtfest in der Nähe des Hafens parkte, entdeckte er eher zufällig auf dem Gelände der Firma Hülskens alte Feldbahngleise mit der Spurweite 600 Millimeter. Michael Nienhaus nahm mit der Firma Kontakt auf und freute sich wenig später riesig, als ihm der Geschäftsführer Michael Wilms die Übergabe der Gleise zusagte.

Am ersten Spatenstich beteiligten sich Klaus Jahn, Ralf Rukat, Conan Hüske, Michael Gorris, Herbert Loges und Michael Nienhaus Foto: Martin Jahn
Am ersten Spatenstich beteiligten sich Klaus Jahn, Ralf Rukat, Conan Hüske, Michael Gorris, Herbert Loges und Michael Nienhaus Foto: Martin Jahn

Die Gleise hätten schon im vergangenen Jahr abgeholt werden können, aber da eine Baugenehmigung noch lange nicht in Sicht war und zudem die Gleise in Wesel besser gelagert waren, wurde der Transport nach Gahlen hinausgezögert. Im März 2016 fand der „Umzug“ der  Gleise statt. Kostenlose Unterstützung erhielten die Feldbahnfreunde von Kai Winkler aus Ennepetal. Nienhaus kennt den Eisenbahnspezialtransporter seit vielen Jahren, weil dieser selbst ein Freund von Feldbahnen ist und sogar einige Lokomotiven besitzt, die er selbst restauriert.

360 Meter Feldbahngleise wurden in Wesel auf einen Spezial-Sattelzug-Auflieger für Schwer- und Langtransporte verladen. Über Friedrichsfeld, Bucholtwelmen, Hünxe und Gartrop ging die Fahrt zum Gahlener Aap, wo die Gleise nahe dem Parkplatz des TuS Gahlen abgeladen wurden.

Dort ruhten die Gleise, weil die Baugenehmigung noch fehlte. Die wurde per Brief vom 25. April vom Landrat des Kreises Wesel erteilt. Die Baugenehmigung berechtigt zum „Aufbau einer Besucherfeldbahn“. Die Genehmigung ging einher mit verschiedenen Bedingungen und Auflagen, die insbesondere die im landschaftspflegerischen Begleitplan geforderte Kompensation des Eingriffs in Natur und Landschaft (Ersatzbepflanzung) betrafen.

Die jetzt verlegten Gleise erlauben es, dass noch in diesem Jahr der erste Teil der geplanten Gesamtstrecke befahren werden kann. Es handelt sich dabei um jene Strecke, die parallel zu jener Straße führt, die man auf dem Weg vom TuS-Sportplatz an der Jugendfreizeitstätte vorbei zum Hof Haferkamp befährt.

Um danach den nördlichen Bogen der Gleistrasse bauen zu können, werden weitere 400 Meter Gleise benötigt. Die Umsetzung des zweiten Bauabschnittes plant der Verein für das Frühjahr 2017. Nach dem Bau der beiden Streckenabschnitte möchte der Verein auch mit der Ausstellung von Dokumenten zur Geschichte der Dachziegelwerke und ihrer Feldbahn beginnen. Im Laufe der Zeit könnte daraus, so Michael Nienhaus, eine Art Museum entstehen, in dem auch über die Bedeutung der Feldbahnen in anderen Wirtschaftsbereichen informiert werden könnte.

So wie hier am 1. Mai 2006 auf den Gleisen der ehemaligen Schermbecker Dachziegelwerke Idunahall an der Maassenstraße sollen schon bald Besucher im Gahlener Aap Gelegenheit haben, mit der Feldbahn durch die Landschaft zu fahren. Archivfoto: Helmut Scheffler
So wie hier am 1. Mai 2006 auf den Gleisen der ehemaligen Schermbecker Dachziegelwerke Idunahall an der Maassenstraße sollen schon bald Besucher im Gahlener Aap Gelegenheit haben, mit der Feldbahn durch die Landschaft zu fahren. Archivfoto: Helmut Scheffler

Für alle Arbeiten des Vereins, zu dem derzeit 25 Mitglieder gehören, sind Personen herzlich willkommen, die sich ehrenamtlich einbringen möchten.

„Wir würden dann Zugfahrten mit unseren vier Feldbahnloks aus den Jahren 1939 bis 1967 anbieten“, berichtet Michael Nienhaus. Zum Einsatz kämen dann auch die selbst gebauten Personenwagen. Geplant sind Fahrten an den Wochenenden, bei der Nachfrage von Gruppen aber auch Fahrten zu anderen Terminen. H.Sch.

Kasten:

Ursprünglich wollten die Feldbahnfreunde die im Jahre 2006 noch vorhandenen Gleise zwischen der Alten Poststraße und dem Gahlener Heisterkamp benutzen. Es gab sogar Probefahrten. Am 1. Mai 2006 organisierte der Verein Personentransporte mit Personenwagen, die von Oldtimer-Lokomotiven über zwei Teilstrecken der ehemaligen Feldbahnstrecke der Firma Röben/Idunahall gezogen wurden.

Das ehrgeizige Projekt scheiterte aus verschiedenen Gründen. Dazu gehörte auch der Abbau von Gleisteilen.  Am 12. August 2012 fand auf dem verbliebenen Reststück vom Hohen Ufer bis zur Heisterkampstraße mit der angemieteten „Solar-Else“ die letzte Fahrt statt. Seitdem verfällt die Strecke.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.