Mühlenteiche und die Lippe ersetzten kommunale Schwimmbäder
Wenn die Sonne – wie in den letzten Wochen – für schweißtreibende Temperaturen sorgt, dann bieten die Schwimm- und Spaßbäder in Schermbeck oder Dorsten gute Möglichkeiten zur Abkühlung.
Auch der Wesel-Datteln-Kanal bietet seit seiner Eröffnung im Jahre 1931 die Möglichkeit zur Abkühlung. Vor dieser Zeit bereitete die Lippe vor der Haustür badefreudigen Lippedörflern viel Spaß und ein äußerst kostengünstiges Vergnügen, wie dieses Foto aus dem Jahre 1928 beweist, das sich in der Sammlung der Familie Heckermann befindet.

Badespaß für Nichtschwimmer
Als die Familie Heckermann in den 1920er-Jahren in der Lippe nahe dem Gehöft von Heinrich Haferkamp badete, war das Gewässer noch klar, sauber und fischreich. Wegen der zahlreichen Strudel war das Baden allerdings sehr gefährlich. Nur wenige Familien trauten sich ins Wasser der Lippe, zumal die weitaus meisten Gahlener Nichtschwimmer waren. Von der Gefährlichkeit der Lippe zeugt auch eine Urkunde, die Paul Heckermann für die Rettung eines Menschen aus dem Lippewasser erhielt.
Wincks Mühlenteich
Hans Heckermann hatte Glück. Seine aus dem Oberbergischen stammende Mutter Margarete konnte schwimmen und beaufsichtigte den Familiennachwuchs beim Bad in der Lippe. Die übrige Dorfjugend zog ein Bad in Wincks Mühlenteich vor, der wegen seines befestigten Ufers auf der Nordseite einen leichteren Einstieg der Badegäste ermöglichte als der Mühlenteich im Ortskern.
Viel Spaß hatten die Jungen und Mädchen, wenn sie im Mühlenbach ohne Aufsicht der Eltern baden durften. Wenn in Benninghoffs Mühle Getreide gemahlen wurde und der Mühlenteich reichlich Wasser an den Mühlenbach abgab, herrschte am Overbeckshof, wo sich das Wasser vor dem Kanaldüker staute, Hochbetrieb.
Sprung über die Lippe
Zu Schermbeck, wo im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in den 1930er-Jahren am Mühlenteich eine Badeanstalt eingerichtet wurde, zog´s die Gahlener Dorfjugend damals noch nicht, obwohl sie leicht mit Jansens Fähre den Sprung über die Lippe geschafft hätte. Die Gahlener bevorzugten Fahrten nach Dorsten und Dinslaken.
Richtig stolz war Hans Heckermann, wenn sein Großvater Cornelius Pferd Max vor die Karre spannte, mit der er sonst als Beigeordneter zum Amt nach Hünxe fuhr, und den Kindern den Gefallen tat, zum städtischen Hallenbad nach Oberhausen zu fahren. Das war bequemer als die anstrengenden Fahrten mit dem Fahrrad, wenn man einen Tagesausflug unternahm, um im Oberhausener Prachtbad schwimmen zu können.
Das Baden in der Lippe ist längst aus der Mode gekommen. Nur im Wesel-Datteln-Kanal tummeln sich an heißen Tagen ganze Scharen begeisterter Schwimmer. Die wenigsten kommen aus Gahlen, denn hier hat man längst die Vorliebe für die komfortablen Badeanstalten in Hünxe, Dorsten und Schermbeck entdeckt. H.Scheffler