„Für Sie drehen wir die Uhren zurück“

Grußwort der Organisatoren des Schermbecker Festes „Schöne alte Weihnachtszeit“ (12. Dezember 2015)

„Sehr geehrte Herren! Verehrte Damen!

Seien Sie herzlichst begrüßt in Schermbeck, dem feinen Luftkurort gelegen an der Grenze vom Rheinland zu Westfalen. Der Wohlfahrtsverein und die Kaufmannschaft sind hoch erfreut, dass Sie mit ihrem Besuch unserer Stadt Ehre und Wohlwollen bekunden.“

Liebe Besucher der „Schönen alten Weihnachtszeit“,

so ähnlich könnte es sich im 19. Jahrhundert angehört haben, wenn die örtlichen Honoratioren einen Markttag eröffnet haben. In einer Zeit ohne Kraftfahrzeuge war der Besuch eines anderen Ortes ein besonderes Erlebnis. Zu Fuß oder mit dem Pferd, später auch dem Fahrrad und dem Zug dauerte der Weg einfach seine Zeit und wurde nicht mal eben so auf sich genommen. Besuche wurden langfristig geplant. Verabredungen wurden per Brief getroffen. Die Briefe und Postkarten waren mehrere Tage bis Wochen unterwegs. Und überhaupt: Ein Markttag war etwas Außergewöhnliches, zu dem die Menschen von weit her kamen. Sie brauchten dazu Zeit. Sie nahmen sich die Zeit. Sie freuten sich schon Wochen im Voraus und erlebten bewusst.

Gudrun Gerwien, Gabi Schmitt und Wolfgang Lensing (v.l.) laden zur „Schönen alten Weihnachtszeit“ am 12. Dezember ein. Foto: Helmut Scheffler
Gudrun Gerwien, Gabi Schmitt und Wolfgang Lensing (v.l.) laden zur „Schönen alten Weihnachtszeit“ am 12. Dezember ein. Foto: Helmut Scheffler

Dies ist die Idee der „Schönen alten Weihnachtszeit“. Für Sie drehen wir die Uhr zurück. Sie erleben den Schermbecker Ortskern in der Optik des 19. Jahrhunderts. Die Einkaufsstraße ist liebevoll geschmückt. An jeder Ecke stehen Tannenbäume mit Strohsternen, die Weihnachtsbeleuchtung funkelt festlich. Strohballen bieten Sitzgelegenheiten und Feuerkörbe sorgen für Wärme. Dazu gibt es regionale Spezialitäten: Panhas und Westfälischen Schinken. Glühwein und Honig. Schmalzbrot und Reibekuchen, die wie früher bei Oma schmecken.
Über einhundert Schauspieler und Statisten stellen für Sie das dörfliche Leben dar: der Goldschmied am Amboss, Kaufleute hinter ihren Ladentheken. Die feine Dame flaniert über die Straße. Der Polizist jagt Taschendiebe. Fischer räuchern ihren Fang. Straßenkinder betteln um einen Groschen. Der Tischler steht an der Hobelbank und der Metzger am Fleischwolf. Bauern bringen Gemüse zum Verkauf in die Stadt. Die Knechte schlagen Kaminholz. Zeitungsjungen verkaufen die neuesten Informationen für einen Groschen. Wie früher, als es nicht immer besser, aber beschaulicher war. Dies ist auch unser Geschenk für Sie: Wir möchten Ihnen Zeit schenken, Zeit zum Bummeln, Zeit zum Schauen, Zeit zum Reden, Zeit, einen Samstag im Advent in Ruhe zu genießen. Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Wir freuen uns, wenn Sie mitmachen! Je mehr Besucher sich verkleiden, umso schöner wird es. Der Zylinder vom Dachboden oder die Stola von Oma reichen oft schon aus und sorgen für das stimmige Gesamtbild. Und mit etwas Glück treffen Sie auf einen unserer Schauspieler, der Ihnen für Ihr Engagement einen Verzehrgutschein in die Hand drückt.
Unser Dank geht an die vielen Menschen, die mitarbeiten und uns unterstützen, die diese Veranstaltung fördern und besuchen. Denn ohne Sie, die Mitmacher, kann es keine „Schöne alte Weihnachtszeit“ in Schermbeck geben. Vielen Dank für Ihre Hilfe! Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Schermbeck und wünschen Ihnen in diesem Sinne eine schöne, besinnliche Weihnachtszeit.
Gudrun Gerwien, Gabi Schmitt und Wolfgang Lensing

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.