Auch die zweite Phase des Verkehrsversuchs an der Mittelstraße ist beendet. Bei der letzten Ratssitzung war es an der Zeit, Bilanz zu ziehen.
Hierzu war einmal mehr Hans-Reiner Runge vom gleichnamigen Ingenieurbüro für Integrierte Verkehrsplanung eingeladen. Um konkrete Zahlen vorlegen zu können, wie sich die über mehrere Wochen durchgeführte Einbahnstraßenregelung für die Mittelstraße ausgewirkt hatte, waren am 14. und 16. November Zählungen vor Ort durchgeführt worden. Eines hatte sich auch ohne Kenntnis der Zahlen bereits vor Abschluss dieser Phase gezeigt. Die Einbahnstraßenregelung war auf deutlich weniger Widerstand gestoßen als Phase 1. Ganz überzeugen konnte allerdings auch dieser Test nicht alle.
Ungutes Gefühl bei Radfahrern
Der Autoverkehr auf der Mittelstraße konnte zwar um mehr als die Hälfte reduziert werden, dafür stieg er im Bereich Schienebergstege und Kapellenweg deutlich an. Vor allem im Kreuzungsbereich kam es aufgrund der hier abknickenden Vorfahrt mehrfach zu Stausituationen. Gegensteuern ließe sich hier möglicherweise durch eine Änderung der Vorfahrtsregelung.
Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, denn zuvor müssen die Ergebnisse der noch ausstehenden Abstimmung abgewartet werden. Auch auf der Mittelstraße waren nicht alle Probleme durch die Reduzierung des Verkehrsaufkommens automatisch beseitigt.
Trennung von Fahrbahn und Gehwegen
Die aufgrund der Einbahnstraßenregelung problemlose Durchfahrt ermunterte zahlreiche Autofahrer, die weiterhin geltende Rechts-vor-links-Regelung zu ignorieren. Auch Radfahrer, die erlaubterweise die Mittelstraße gegen den KFZ-Verkehr befuhren, konnten von einem mulmigen Gefühl berichten, wenn es einmal eng wurde. Das wurde noch verstärkt, weil die hohe Seitenbegrenzung ein Ausweichen unmöglich machte. Die war zwar vorgeschrieben, da es eine deutlich wahrnehmbare Abgrenzung zwischen Fahrbahn und Gehweg geben musste, allerdings sorgte sie auch für einiges Kopfschütteln. Vor allem ältere Menschen hatten kaum noch Möglichkeiten, die Mittelstraße da zu überqueren, wo es für sie am günstigsten gewesen wäre.
Zudem versuchten viele Radfahrer ihr Glück gar nicht erst auf der Fahrbahn, sondern befuhren konsequent die Gehwege. Falls diese Variante sich durchsetzen sollte, versprachen die Verkehrsplaner elegantere Lösungen für die Trennung von Fahrbahn und Gehwegen.
Nicht weniger spannend als die reinen Zahlen zu Autos, Fahrrädern und Fußgängern, die sich auf der Mittelstraße bei den verschiedenen Szenarien bewegen, sind auch die jeweiligen Auswirkungen auf den Handel und das Dienstleistungsgeschäft im Ortskern.
Weiterführende Überlegungen
Im Rat herrschte keine Einigung, wie die bisherigen Einschätzungen der betroffenen Unternehmen zu bewerten seien. Zumindest nach der ersten Phase waren hier von einigen Händlern erhebliche Umsatzeinbußen beklagt worden. Es bleibt also noch einiges zu tun, bis das Thema Mittelstraße tatsächlich mit einem für alle Beteiligten zufriedenstellenden Ergebnis abgeschlossen werden kann. Bereits jetzt gibt es weiterführende Überlegungen zu einer Zusatzvariante „Fußgängerzone“. Allerdings sind auch das aktuell erst einmal Gedankenspiele.