Einen Maikönig gab es in Schermbeck bereits 1402

Mehrere Schermbecker Vereine gestalteten eine Maifeier vor der Volksbank

Schermbeck. Mit dem „Schützenmarsch“ begleitete das von Anja Schlüter dirigierte Tambourkorps Schermbeck die Katholische Landjugend über die Mittelstraße zum Platz vor der Volksbank.

Dort wurde Freitagabend zum 31. Male der Maikranz hochgezogen. Veranstalter war auch in diesem Jahr der von Rolf Blankenagel geleitete Heimat- und Geschichtsverein, der sich über die Mitarbeit mehrerer Vereine und über die finanzielle Unterstützung des Gemeindemarketingvereins „Wir sind Schermbeck“ freute.

Auf dem Platz vor der Volksbank wurde Freitagabend der Maikranz von der Landjugend hochgezogen. Foto: Helmut Scheffler

Die von Bastian Striewe geleitete Blaskapelle „Einklang“ begrüßte die etwa 70 Zuschauer mit dem Marsch „Grüße an das Egerland“ und steuerte später noch den „Bozener Bergsteigermarsch“ und die Polka „Kleine Magdalen“ zur musikalischen Gestaltung der Maifeier bei. Der von Jörg Remmers geleitete Männergesangverein „Eintracht“ lud die Zuhörer in den „Krug zum, grünen Kranze“ ein, wanderte singend „In die blühende Welt“ und ließ Robert Papperts „Viva la musica“ erklingen.

Den Kranz, den männliche und weibliche KLJB-Mitglieder in der Gärtnerei Baumeister in Uefte aus Zweigen der Nordmanntanne gebunden hatten, zog Leon Sühling in die Höhe. Unterhalb des mit farbigen Bändern geschmückten Kranzes erinnert ein Kranz mit Willi Wehmeyers geschnitzten Zunftzeichen an das einstmals wesentlich bedeutendere Handwerksleben. Sie wurden vor 30 Jahren zum ersten Mal verwendet.

Als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins befasste sich Rolf Blankenagel mit der Geschichte des Maibrauchtums. „Maifeiern und damit verbundene Bräuche gehen bereits auf vorchristliche Kulturen zurück“, stellte Blankenagel fest. Bei den Griechen sei die Schönheit der blühenden Erde durch Aphrodite verkörpert worden, bei den Römern durch die Frühlingsgöttin Flora und auch die Germanen sollen ein ähnlich gestaltetes Frühlingsfest im Mai gefeiert haben. Anzunehmen sei, dass es bei den Maifeiern auch in christlicher Zeit nicht immer ruhig zugegangen sei. Da die Maifeiern bisweilen mit Exzessen verbunden waren, veranlasste das die Kirche, solche Feierlichkeiten zu verbieten.

Blankenagel erinnerte an das Jahr 1402. Damals gab es in Schermbeck einen Maikönig. „Im Archiv der Stadt Wesel befindet sich ein Schriftstück“, so Blankenagel, „aus dem sich ergibt, dass seinerzeit der Bürgermeister von Wesel mit fünf Magistrats-Personen nach Schermbeck gekommen ist, um den hiesigen Maikönig zu besuchen.“ Das Weseler Schriftstück belege ferner, „dass es zu dieser Zeit in Schermbeck schon Stadtpfeifer und Trommler gegeben hat, die den Maikönig begleitet und zum Tanz unter dem Maibaum aufgespielt haben.“

Im Mittelalter kam das Maibrauchtum auch in Schermbeck zum Erliegen, weil die Kirchen das Feiern verboten haben. Die Brandenburger und Preußen verboten später die Entnahme von Gehölzen aus den Wäldern. Erst im Jahre 1988 wurde ein Maifest in der heutigen Form gefeiert.

Während die Musikgruppen am Freitagabend mit weiteren Liedern aufwarteten, boten die Volksbank-Mitarbeiter Thorsten Buchholz und Willibald Peinhaupt den Besuchern kostenlose Getränke an.

Dem Löschzug Schermbeck gelang es zwar, den motorisierten Verkehr weitgehend umzuleiten, um die Maifeier nicht zu stören, aber beim Linienbus SB 18 waren die Wehrleute machtlos. Der Bus verscheuchte für kurze Zeit die Tambouristen von der Straße und versperrte den Blick der Zuschauer auf den Platz mit dem Maikranz. Helmut Scheffler


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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.