Buntes Treiben auf der Mittelstraße

Schermbeck. Erwachsene und Kinder, die das Leben der Menschen im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anschaulich kennen lernen wollen, finden am Samstag zwischen Gaststätte „Am Rathaus“ und Nispa an der Ludgeruskirche auf der für den motorisierten Verkehr gesperrten Mi jede Menge Anschauungsmaterial.

Aber auch das Weitergehen in Richtung „Kartoffelackerdemie“ lohnt sich, weil dort und sogar auf dem vorderen Kapellenweg immer einige Geschäfte gerne mitmachen, wenn die Werbegemeinschaft die Kaufmannschaft einlädt, sich an einem Fest zu beteiligen. Für so viel Gemeinsinn müsste es eigentlich möglich sein, die Mittelstraße bis zum Kapellenweg zu sperren und den Verkehr über die Schlossstraße umzuleiten.

Nahe der Volksbank zeigen Marco Kolz und Friedhelm Hülsmann, wie man Waffeln in einem Eisen über dem offenen Feuer backen kann. Tanja Hülsmann und Bettina Kolz können beim Waffeln-Verkauf den Besuchern ihres Standes auch alte Haushaltsgeräte wie Waschbretter, Geschirr, Bügeleisen und ein nostalgisches Telefon zeigen. In diesem Jahr bieten sie in Beton gegossene Sammeltassen an, die mit Sukkulenten bepflanzt wurden, und gebastelte Teelichter.

Buntes Treiben auf der Mittelstraße
Mitglieder der Gymnastikgruppen des Netzwerkes kämpften für das Wahlrecht der Frauen.

Die Werbegemeinschaft freut sich über die Ankündigung einer kleinen Gruppe ehemaliger Musiker der „MC Bricht Pipes & Drums“. Schmucksehen die Musiker aus, wenn sie in ihren karierten Kilts (Röcken) erscheinen. Bei ihrem regelmäßigen Bummel über die Mittelstraße wollen sie den Festbesuchern typische schottische Musik vorstellen.

„Wir bieten weißen Glühwein an von Schneeweißchen & Rosenrot aus Dorsten“, verrät die Pfadfinder-Stammesleiterin Nadine Anschütz und fügt hinzu, „dann gibt es Champignons mit Knoblauch oder Kräutersoße. Wie jedes Jahr. Feuer und Stockbrot wird es auch geben.“ Die Gruppe steht vor dem ehemaligen Geschäft Beck an der Mittelstraße 18-22.

Die Alpakas von der Brichter Lopaka-Ranch wird man in diesem Jahr auf dem Parkplatz Overkämping nicht antreffen. Wegen der bekannten Wolfsproblematik kann die Familie Lorei ihre Herde nicht alleine auf dem Hof lassen. „Wir wären sehr gerne wieder dabei gewesen, aber das Risiko ist leider zu hoch“, bedauert Talina Lorei die Nichteilnahme und wünscht allen Besuchern und Mitgestaltern ein schönes Fest.

Die Goldschmiede Iser & Dietzel hat sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Jörg Iser und Felizitas Dietzel sorgen dafür, dass der Weseler Drehorgelspieler Ulrich Sagel beim Fest„Schöne alte Weihnachtszeit“ alte Weihnachtslieder undklassische Stücke spielt. Archivfoto: Helmut Scheffler

Die Tiere, die der Hegering Schermbeck ganztägig an der „rollenden Waldschule“ präsentiert, leben zwar nicht mehr, aber die präparierten Exponate können von den Kindern gerne gestreichelt werden.

Für große und kleine Besucher geben die Hegering-Mitglieder Karl Göderz, Klaus Kohlenbrenner und Benno Triptrap gerne Informationen über die heimische Tierwelt auf Feldern und in den Wäldern.

Mit der „rollenden Waldschule“ hat der Hegering eine Einrichtung geschaffen, die Kindern, Jugendlichen und interessierten Mitmenschen die Vorgänge in und mit der Natur näher bringt.

DerLengericher Falkner Tom Rusdorf (r.) bringt einigeseiner Therapievögel mit und zeigt sie im Bereich der bei den Geschäfte „Geschenkboutique Stender“ und „EDEL und METALL“.RN-Archivfoto Scheffler

Die Goldschmiede Iser & Dietzel hat sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Jörg Iser und Felizitas Dietzel haben den Weseler Drehorgelspieler Ulrich Sagel verpflichtet, der alte Weihnachtslieder und klassische Stücke spielt. Er wird nicht nur vor dem Geschäft in der Mittelstraße 30 stehen, sondern den ganzen Tag über die Mittelstraße mit schönen Melodien bereichern. Die Besucher der Goldschmiede werden zudem mit Traditionsgebäck verwöhnt.

Eine „schöne, gemütliche, vorweihnachtliche Atmosphäre mit Kerzenlicht“ verspricht Marion Malessa den Besuchern ihres Geschäftes „Marion M. Mode & Accessoires“ in der Mittelstraße 45. Spekulatius und Christstollen gibt es für den dörflichen Nachwuchs.

Die Kunden, die sich für einen Kauf entscheiden, erhalten dazu noch ein kleines Geschenk. Als besondere Aktion werden an diesem Tag Sonderposten aus der Strickkollektion angeboten. Wenn es nicht zu windig ist, wird Bernd Malessa draußen eine Feuerschale aufstellen, an der sich die Fest-Besucher aufwärmen können.

Der Hegeringleiter Karl Göderz lädt die Bevölkerung ein, sich an derrollenden Waldschule über die heimische Tierwelt informieren zulassen. Archivfoto: Helmut Scheffler

In der Parfümerie Pieper (Mittelstraße 51) werden die neuesten Düfte des 21. Jahrhunderts vorgestellt. Heutzutage werden Düfte zu erschwinglichen Preisen angeboten. Zu jener Zeit, an die beim Straßenfest erinnert werden soll, waren Düfte noch ein Luxusgut für die Damenwelt.

Vor der Parfümerie Pieper trifft man am Samstag Volker Paus an, der an seinem Stand selbst hergestellte Töpfereiprodukte wie Vogeltränken und Blumentöpfe zur Bepflanzung anbietet.

In ihrem Geschäft „EDEL und METALL“ in der Mittelstraße 58 spricht Anja Mettler diesmal ganz besonders die Schermbecker Herrenwelt an. In zwei Vitrinen präsentiert sie Lederarmbänder, Halsketten, Ohrringe und Ringe, die von modebewussten Männern nachgefragt werden.

Gemeinsam mit Christiane Fröhlich von der Boutique Stender hat Anja Mettler den Lengericher Falkner Tom Rusdorf gebucht, der einige seiner Therapievögel mitbringt, die sich ab 13 Uhr gerne von den jüngsten Festbesuchern Streicheleinheiten abholen.

Die Uhu-Dame„Käthe“ genießt die Aufmerksamkeit der Besucher ebenso wie der bolivianische Waldkauz „Mumbles“, die Kreischeule „Nyx“, die Hindu-Eule „Fee“ und die Weißgesichtseule „Jakob“, während Tom Rusdorf den Erwachsenen vom Einsatz der gefiederten Therapeuten berichtet.

Seine Eulen werden im medizinischen und therapeutischen Bereich eingesetzt, um psychische und neurologische Erkrankungen zu behandeln. Die Marktbesucher will Rusdorf mit den Lebensgewohnheiten dieser nachtaktiven Vögel vertraut machen.

Den von Lydia Wilkskamp geleiteten Landfrauen Schermbeck wird man auf der Mittelstraße den ganzen Tag über begegnen können. In ihrem Bollerwagen führen sie dunkles Körnerbrot mit, das sie den Passanten zum Verkauf anbieten. Gerne erklären sie auch, wie man solches Brot selbst backen kann.

Wie man früher Gymnastik betrieb, kann man miterleben, wenn man um 13.30 Uhr auf den Platz vor der Volksbank kommt. Kerstin Andres tritt dort mit ihren beiden Gymnastikgruppen des Netzwerkes an.

Vor 100 Jahren, am 30. November 1918, wurde das aktive und passive Wahlrecht für alle Bürgerinnen und Bürger in der Verordnung über die Wahl zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung verankert. Das nimmt Kerstin Andres zum Anlass, mit einer Gruppe von Frauen, die sie aus dem Kreis der Passanten gewinnen möchte, beim Wandern über die Mittelstraße zu zeigen, wie Frauen vor über 100 Jahren für ihr Wahlrecht gekämpft haben. H. Scheffler


Vorheriger ArtikelHaushaltseinbringung im Weseler Kreistag
Nächster ArtikelLANUV bestätigt Wolfssichtung im Hünxer Wald
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.