Anpassung an die Pflegesituation

Ulrich Petroff von der Kreisverwaltung informierte aufgrund eines CDU-Antrags den Sozialausschuss des Kreises jetzt über die Versorgungssituation im Pflegebereich im Kreis Wesel. Er appellierte an die Politiker, statt des Grundsatzes „ambulant vor stationär“ folgendem neuen Grundsatz zu folgen: Prävention und Rehabilitation fördern, familiäre Potenziale stärken, das Lebensumfeld seniorengerecht gestalten sowie häusliche und vollstationäre Pflege bedarfsgerecht ausbauen.

Zuvor hatte er auf die dramatische Entwicklung der Pflegesituation hingewiesen. So kam es zwischen 1999 (34 Pflegeeinrichtungen mit 3.511 Plätzen) und 2011 (46 Pflegeeinrichtungen mit 4.315 Plätzen) zu einer Steigerung um 23 %. In derselben Zeit nahm die Zahl der Pflegestunden aber lediglich um 12 % (von 650.000 auf 731.000 Stunden) zu.

Die ökonomische Bedeutung der Pflege verdeutlichte er anhand von 2 Zahlen: 2011 fielen rund 215. Mio. Euro hierfür an. Das entspricht täglich einem Betrag von 590.000 Euro. Die häusliche Pflege sichert über die Angehörigen die Versorgung. Allerdings stößt die Inanspruchnahme von Sachleistungen an personelle Grenzen. Es drohe eine Unterversorgung der Pflegebedürftigen und eine verstärkte Nachfrage nach vollstationärer Pflege, was wiederum hohe Kosten verursachen würde. Deshalb müsse man die pflegenden Angehörigen stärker und unmittelbarer unterstützen.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Hochrechnung des Heimplatzbedarfes im Jahr 2030. Da die Bevölkerung immer älter wird (Anteil der über 65-jährigen 2011: 21,2 % und 2030: 31,1 %) wird auch die Zahl der Heimbewohner auf 6.072 in 2030 steigen (2011: 3.818).

Nach einer anderen Berechnung sind somit jährlich 132 neue Heimplätze erforderlich, was eine Eröffnung neuer Heime mit 80 Plätzen im Rhythmus von 7 Monaten bedeute, oder alternativ alle sechs Wochen eine betreute Wohngruppe mit 15 Plätzen. Der Trend der Ausgaben für Heimpflege wird weiter steigen. Er betrug 2010 rund 24,1 Mio. Euro, 2011 ca. 25,7 Mio. Euro und 2012 bereits rund 27 Mio. Euro. Auf diese Herausforderungen müsse der Kreis sich rechtzeitig einstellen.

Dr. Hans-Georg Schmitz (CDU) erinnerte daher auch an das Altenpflegeseminar des Kreises Wesel, das künftig möglichst dreizügig weitergeführt werden solle. Kreisdirektor Ralf Berensmeier sagte dem Ausschuss hierzu eine ausführliche Vorlage für den kommenden Sitzungszug zu.

Großes Lob erhielt abschließend der Tätigkeitsbericht der Behindertenbeauftragten Erika Morsch, die u. a. an der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes und am Projekt „Kreis Wesel am Niederrhein – barrierefrei erleben“ mitgewirkt hat, und die Beschäftigten insbesondere im Bereich Bauen für ihr Anliegen sensibilisiert hat.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.