Großer Bahnhof für das Altschermbecker Königspaar Bernd Becker und Ulla Bienbeck

Zahlreiche Schaulustige verfolgten den großen Festumzug am Sonntagnachmittag in Schermbeck. Im Mittelpunkt des Geschehens stand das Altschermbecker Königspaar Bernd Becker und Ulla Bienbeck sowie die Throngemeinschaft Berthold Bienbeck, Petra Besten, Werner Besten und Petra Becker

Königspaar Altschermbeck 2022

Der Tag begann – nach einer ziemlich langen Partynacht am Samstag im vollen Festzelt an der Freudenbergstraße – schon früh am Morgen für die Altschermbecker Kiliangilde mit einer Messe in der St. Ludgeruskirche.

„Aufpassen und wachsam bleiben: Frieden ist zerbrechlich“, so leitete Pastor Xavier Muppala seine Predigt während des Schützenfesthochamtes ein.

Pastor Xavier Muppala
Pastor Xavier Muppala ©Petra Bosse

Aktuelle Geschehnisse blieben nicht außen vor

Trotz der ausgelassenen Stimmung und der großen Vorfreude auf das anstehende Schützenfest nach zwei Jahren Coronapause, warf der aktuelle Krieg in der Ukraine auch hier Schatten auf das sonst so quirlige Geschehen.

Und so stellte auch der Präsident Altschermbecker Kiliangilde Gregor Zens am Ehrenmal die Frage, ob ein Schützenfest zu Zeiten des Krieges in Europa überhaupt stattfinden sollte? „Ich finde schon. Kollektives Mitleid und Bedauern hilft wenig, aktive Hilfe schon. Auch da zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist, gemeinsame Aktionen zu machen. Aber auch, sich gemeinsam Mut zu machen und positiv in die Zukunft zu schauen. Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr, dass wir uns 80 Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder mit Ängsten und Verlusten auseinandersetzen müssen, wie machtlos wir doch diesem gegenüberstehen“.

Großer Festumzug Altschermbeck und Kiliangilde Schermbeck 2022
Präsident Gregor Zens

Gemeinschaft, Zusammenhalt und Tradition

Es gab aber dann im Anschluss auch einfach den Moment, wo es sich erneut zeigte, was eine Gemeinschaft, Zusammenhalt und eine alte Tradition – besonders in schwierigen Zeiten – positives bewirken kann. Für einige Augenblicke loslassen und gemeinsam fröhlich feiern und, um es mit den Worten des Präsidenten zu sagen: Nach zwei Jahren ohne Schützenfest freuen wir uns nun aber auf Festzeltatmosphäre, auf Blasmusik, Kirmes und vieles mehr“.

Schützenfest-Altschermbeck-Haus-Kilian
Große Fans: Bewohner Haus Kilian ©Petra Bosse

Schützeneintragungen 2022

Das die Altschermbecker ihre Kiliangilde schätzen und lieben, zeigte sich auch alleine daran, dass es 2022 insgesamt 1254 Schützeneintragen gibt. Eine Punktlandung in diesem Jahr legte Rudi Grewing hin. Er machte die 1000 rund.

Großer Festzug beider Gilden durch die Gemeinde

Nach den zahlreichen Ehrungen, es gab hier einige nachzuholen, startete dann der große Festumzug durch die Gemeinde Schermbeck. Zahlreiche Schaulustige applaudierten und winkten den Majestäten, sowie dem Königspaar Bernd Becker und Ulla Bienbeck und ihren Ehrendamen und Herren Berthold Bienbeck und Petra Besten sowie Werner Besten und Petra Becker. Auch das neue amerikanische Königspaar der Kiliangilde Schermbeck -Scott Michael Larocca und Kate Richards – nahmen ihr erstes großes „Bad in der Menge“.

Bis in die frühen Morgenstunden feierten dann gebührend die Altschermbecker gemeinsam mit Freunden, Gästen aus nah und fern, musikalisch begleitet von der „Musikkapelle Holtwick“ und die „Max Band“ ihren langersehnten Festball.

Morgen an der Vogelstange ab 11 Uhr an der Erler Straße wird das Königspaar ein letztes Bad in der Menge nehmen, bevor es dann heißt: Der neue Altschermbecker König ist…?

Manfred Gerbersmann Kaiser Erle
Besuch aus der Nachbargemeinde Erle: Der neue Kaiser des Erler Schützenvereins Manfred Gerbermann – Kilian verbindet ©Petra Bosse

Ansprache Ehrenmal von Präsident Gregor Zens

Guten Morgen liebe Altschermbecker, guten Morgen liebe Gäste,

nach 2 Jahren, in denen unser Schützenfest in Altschermbeck ausfallen musste, ist es schön, sie alle hier so zahlreich und gesund zu begrüßen. Herzlich Willkommen zum Kilian-Schützenfest 2022. Zum einen freuen wir uns darauf, endlich wieder gemeinsam Schützenfest zu feiern, zum anderen ist die Stimmung allerdings durch den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine getrübt. Viele gesellschaftspolitische und lokale Themen beschäftigen uns ebenfalls in diesen Tagen. Vor diesem Hintergrund war die Vorbereitung auf den heutigen Tag schon etwas Besonderes.

Wir kommen gerade aus dem Schützen-Hochamt. Für uns alle ist dies immer wieder ein festlicher Start ins Kiliansfest. Hier wird Gemeinschaft spürbar. Xavier hat uns mit der tollen Predigt schon sehr gut auf das Fest eingestimmt. Vielen Dank dafür. Ein großes Dankeschön richte ich auch an alle Beteiligten, die die Schützenmesse immer wieder zu einem feierlichen Hochamt werden lassen. Liebe Blaskapelle Einklang Schermbeck ihr habt erheblich dazu beigetragen. Auch an Euch an ein herzliches Dankeschön.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause freuen wir uns wieder hier am ehrenwürdigen Denkmal zu stehen und unser langjähriges Königspaar mit König Bernd Becker und Königin Ulla Bienbeck begrüßen zu können. Die Ehrenpaare Petra Becker und Werner Besten und Petra Besten und Berthold Bienbeck machen den Thron komplett. Wir freuen uns, dass unser Silberkönigspaar mit Silberkönig Hermann Höller und Silberkönigin Regina Dahlhaus den ganzen Tag mit uns verbringen werden.

Unsere Diamantene Königin Christel Grüter ist vor 2 Tagen 90 Jahre alt geworden. Eigentlich wollten wir Christel in der Kirche ehren. Leider fällt Sie coronabedingt aus. Von dieser Stelle richte ich unsere besten Glückwünsche und natürlich auch Genesungswünsche an Christel.

Was für ein Segen, dass unser Goldkönig aus dem Jahr 2020 Heinz Schulze mit in der Kirche war und wir ihn dort ehren konnten. Unser amtierendes Goldkönigspaar Klara Baumeister und Heinz Kalde sowie unser diamantener König Heinrich Dahlhaus sind leider nicht mehr unter uns. In Gedanken sind sie aber bei uns.

Wir können uns sicherlich die Frage stellen, ob ein Schützenfest zu Zeiten des Krieges in Europa überhaupt stattfinden sollte. Ich finde schon. Kollektives Mitleid und Bedauern hilft wenig, aktive Hilfe schon. Auch da zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist, gemeinsame Aktionen zu machen. Aber auch, sich gemeinsam Mut zu machen und positiv in die Zukunft zu schauen.

Krieg in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr, dass wir uns 80 Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder mit Ängsten und Verlusten auseinandersetzen müssen, wie machtlos wir doch dem Gegenüberstehen. Wieder ist es die Ideologie eines Mannes, der mit allen Mittel versucht, seine Ziele, seine Weltanschauung durchzusetzen, koste es was es wolle.

Europa und ein Großteil der Welt sind einig darin, den Einmarsch Russlands in die Ukraine als unrechtmäßig anzusehen. Aber reichen dann 5.000 Helme oder Versprechungen, die irgendwann in ferner Zukunft eingelöst werden? Oder trifft ein sofortiger Gas- und Öllieferstopp den Aggressor nicht am empfindlichsten? Mir ist sehr wohl bewusst, dass dies zu einem wirtschaftlichen Einbruch bis hin zu einer Rezession führen würde. Aber wäre das nicht ein Beitrag, der Solidarität, unser Beitrag zum Frieden? Ja viele Menschen müssen schon jetzt den Gürtel enger schnallen. Für viele sind die Preissteigerung der letzten Wochen und Monate eine enorme Belastung. Doch heute wissen wir: Frieden ist nicht kostenlos zu bekommen. Frieden kostet uns Geld, kostet uns Wohlstand. Für die Menschen in der Ukraine kostet das die Freiheit und im schlimmsten Fall das Leben. Aktuell sind immer größere Waffenlieferungen an die Ukraine im Gespräch, aber ist das die Lösung?

Die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor hat am Rande des G7 Gipfels vor wenigen Tagen ein interessantes Interview gegeben. In dem Unterview ging es um die Rolle Südafrikas im Ukrainekonflikt.

„Die Welt hat die Verantwortung nach dem Frieden zu suchen. Die wichtigsten Länder der Erde haben die Fähigkeit, die Konflikte zu lösen. Wir haben uns mit unseren Peinigern an den Tisch gesetzt, verhandelt und eine Lösung gefunden. Nelson Mandela hat gezeigt, dass es wichtig ist und dass es sich lohnt, für den Frieden zu verhandeln. Davon sehe ich bei den westlichen Staaten im Moment recht wenig. Ich sehe noch keine diplomatische Offensive, wir sollten das nicht den Raketen überlassen“, so ihre Worte. Ein bemerkenswertes Statement, wie ich finde.

Waffen werden keinen Frieden schaffen. Am Ende des Tages müssen diplomatische Verhandlungen her. Es gibt keine Alternative zu Friedensgesprächen, zu Diplomatie, zum gegenseitigen aufeinander zugehen – so schwer es auch fallen wird. Darum möchte ich heute hier nicht nur an die Opfer, Vermissten und Vertriebenen beider sinnloser Kriege erinnern, sondern auch an die vielen Gefallenen des Ukraine Konfliktes.

Wie ihr vielleicht wisst, bin ich vor wenigen Monaten Opa geworden. Wie wunderbar ist es doch mit anzusehen, wenn jeder Tag, jeder Schritt zu einem neuen Abenteuer wird und voller Tatendrang der nächste Schritt und die nächste Hürde genommen wird. Die Freude, jeden Tag etwas Neues zu lernen und jeden Tag als großes Geschenk anzunehmen ist bei den Kleinen schon herzerfrischend. Davon sollten wir Älteren uns mal eine Scheibe abschneiden.

Die älteren Kinder gehen dann größere Schritte – in die Ausbildung, oder verlassen zeitweilig die geliebte Heimat Altschermbeck, um an einem zunächst neuen Ort neue Leute, Gepflogenheiten und Kulturen kennenzulernen. Aber zum Schützenfest kommen viele wieder zurück und wollen sich das nicht entgehen lassen. Auch das zeichnet Altschermbeck aus, wenn Alt und Jung zusammen feiern. Das ist immer wieder ein schöner Ausblick in unsere Zukunft. Auf die nahe Zukunft – heute und morgen – freue ich mich sehr.

Neuer Kreisverkehr

Wenn wir gleich zum Zelt marschieren, hoffe ich, dass Ihnen unser neu gestalteter Kreisverkehr und das Kilian Denkmal ins Auge fallen. Über 600 Arbeitsstunden sind dort investiert worden. Das funktioniert nur, weil wir das gemeinsam im Team gemeistert haben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Vorstandskollegen, bei unseren Offizieren und bei unserem Thron und die tolle Gemeinschaftsleistung bedanken. Ich bin tief beeindruckt von der großen Unterstützung und der ansteckenden Stimmung während der letzten beiden „Nicht-Schützenfest“ Jahre.

Viele Dank an alle Schützen und Freunde unserer Gilde

In den Jahren haben wir viel erlebt. Es war oft ein Drahtseilakt zwischen notwendiger Vorsicht und dem Wunsch nach gemeinsamen Aktionen. Letztendlich haben wir das gemeinsam glaube ich gut gemeistert. Auch für unseren Thron war die lange Regentschaft sicherlich so nicht geplant. Ihr habt aber nie anklingen lassen, dass es jetzt irgendwann auch mal sein muss. Nein, ganz im Gegenteil. Ihr habt immer so eine tolle Stimmung verbreitet und alle Aktionen voll unterstützt. Von daher noch einmal ein großes Dankeschön, lieber Bernd, liebe Ulla, liebe Petra und Berthold, Petra und Werner, vielen Dank, dass Ihr uns, solange die Treue gehalten habt.

Nach 2 Jahren ohne Schützenfest freuen wir uns nun aber auf Festzeltatmosphäre, auf Blasmusik, Kirmes und vieles mehr. Ich lade Sie daher alle ein, mit uns zu feiern, mit uns zu quatschen und auch mal die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden hinten anstehen zu lassen, Lassen Sie uns gemeinsam in den nächsten Tagen das Beste daraus machen, getreu unserem Motto: In Ordnung, Einigkeit und Frohsinn.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!