Gelsenkirchen (straßen.nrw). In Sanierung und Ausbau der Straßen-Infrastruktur des Landes NRW fließen Milliarden. 2018 hat Straßen.NRW einen Rekordhaushalt von 1,4 Milliarden gestemmt, im laufenden Jahr wird es nicht weniger sein.
140 Großbaustellen stehen in den kommenden zwei Jahren auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen an, hieß es heute (13.3.) auf der zentralen Baustellenkonferenz von Straßen.NRW in Gelsenkirchen. Aber mit der steigenden Zahl der Baumaßnahmen steigen auch die Anforderungen an das Baustellenmanagement.
„Wir müssen mit allen Beteiligten und Betroffenen so früh wie möglich ins Gespräch kommen“, sieht Straßen.NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek einen hohen Koordinationsbedarf. Ein wichtiger Baustein sind dabei die jährlich stattfindenden Baustellenkonferenzen.
In Gelsenkirchen kamen Vertreter von Kommunen, Wirtschaft und Verbänden mit den Planern von Straßen.NRW zusammen. Auch die Deutsche Bahn und Vertreter anderer Verkehrsträger waren zu der Konferenz geladen, um sich über die großen Bauvorhaben des Landesbetriebes zu informieren und wichtige Abstimmungen in die Wege zu leiten. „Wir wollen und müssen bauen. Aber wir wollen den Verkehr dabei so wenig wie möglich belasten“, so Sauerwein-Braksiek.
Stabsstelle Baustellenkoordination
Wer baut wann, wo und wie lange? Diese und weitere Fragen bündelt die im Herbst 2018 gegründete Straßen.NRW-Stabsstelle Baustellenkoordination. Sie hält über die Baustellenkonferenzen hinaus den Kontakt zu allen Beteiligten, immer mit dem Ziel, zeitliche und räumliche Konflikte zu vermeiden.
Alle Informationen über Baustellen auf Straßen und Schienenstrecken werden in einer Datenbank gesammelt, in die auch Kommunen, Verkehrsbetriebe und die Deutsche Bahn Informationen zu ihren geplanten Bauprojekten einbringen. Für Dr. Jan Lohoff, Leiter der Stabsstelle Baustellenkoordination, ist die Abstimmung ein wichtiger Aspekt, doch auch die Information der Verkehrsteilnehmer hat für ihn einen hohen Stellenwert.
„Unsere Daten fließen in das Portal verkehr.nrw.de ein. Hier finden Autobahnnutzer alle wichtigen Informationen für ihre Strecke“, so Lohoff. Künftig sollen in dem Portal auch Baustellen-Informationen zu Bundes- und Landesstraßen zu finden sein.
Mit den hohen Investitionen steigt auch die Zahl der Baustellen im Autobahnnetz. 2018 waren es mehr als 330 Arbeitsstellen längerer Dauer (mehr als 24 Stunden). „Diese hohe Bautätigkeit ist nur mit guter Koordinierung möglich“, so Sauerwein-Braksiek. Zumal zu den großen Maßnahmen noch gut 22.000 Tagesbaustellen kommen: Das sind zum Beispiel Markierungsarbeiten, Gehölzpflege, Reinigung oder das kurzfristige Reparieren von Schadstellen oder Unfallschäden.
Oberstes Ziel ist es, die Belastungen für die Verkehrsteilnehmer zu reduzieren. Das geschieht auch durch das Ausnutzen der verkehrsarmen Zeiten für Baumaßnahmen kürzerer Dauer. 47 Prozent der so genannten Tagesbaustellen auf den am meisten belasteten Strecken werden inzwischen in der Nacht erledigt.
Die Baustellen längerer Dauer werden darüber hinaus mittlerweile ganz oder in Teilen, wenn sie über mehrere Monate gehen, zu einem Drittel am Wochenende abgewickelt (98 im vergangenen Jahr). „Soweit es möglich ist, bauen wir den Anteil der Nacht- und Wochenendarbeit weiter aus, damit gerade auf den hoch belasteten Strecken der Verkehr besser fließen kann“, sieht Elfriede Sauerwein-Braksiek neben Koordination und Kommunikation auch in der Arbeitsplanung einen wichtigen Baustein für weniger Stau trotz Bau.
Beschleunigung von Baumaßnahmen
Neben den Koordinationsmaßnahmen steht das Thema Beschleunigung ganz oben auf der Agenda von Straßen.NRW. Im Mai 2018 wurde von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ein so genannter 8-Punkte-Plan vorgestellt.
Darin sind Maßnahmen gebündelt, die Bauzeiten verkürzen und die Beschränkungen auf den Autobahnen reduzieren sollen. So werden Zwischenfristen vereinbart, Bonus-/Malus-Regelungen getroffen oder Mischlose ausgeschrieben, die verschiedene Gewerke in einem Auftrag bündeln. Auch die so genannte Funktionalausschreibung soll helfen, schneller zu bauen.
Der Auftraggeber „bestellt“ dabei ein Bauwerk, Planung und Bau liegen dann beim Auftragnehmer. In 13 Bauverträgen wurden über den 8-Punkte-Plan hinaus Beschleunigungen vereinbart. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutet das: insgesamt 227 Wochen weniger Baustelle.