Elisabeth Stein, die erste Altschermbecker Schützenkönigin nach dem Krieg, erzählt lebhaft von ihren Erlebnissen und ihrer überraschenden Wahl zur Königin im Jahr 1949. Trotz anfänglicher Bedenken erlebte sie unvergessliche Momente und erinnert sich detailliert an das Fest und die Traditionen von damals.
Einladung der ehemaligen Königin zum Frühstück
Wenn eine ehemalige Königin zum Frühstück einlädt, geht man natürlich hin. Vor allem, wenn es sich um die erste Nachkriegskönigin handelt. So besuchten Gregor Zens, Präsident der Kiliangilde Altschermbeck, Christopher Timmermann, Ralf Schlebusch, Daniel Wachtmeister und Stefan Linden kürzlich ihre Kronjuwelenkönigin Elisabeth Stein, geborene Schulte Bocholt. Die 96-jährige gebürtige Uefterin wurde 1949 an der Seite von Ernst Grüter Schützenkönigin im Königreich Altschermbeck. Sie erzählte viel, die Erinnerungen sprudelten nur so aus ihr heraus. Geistig sei sie topfit, nur körperlich sei sie seit einer Krankheit etwas angeschlagen, weshalb sie das Schützenfest nicht besuchen könne.
Das Schützenfest 1949
Im Jahr 1949 wurde das Traditionsfest erstmals wieder gefeiert. Der König wurde durch das Schießen auf einen Vogel mit einer Armbrust ermittelt, da Feuerwaffen damals verboten waren. Elisabeth, damals 21, wurde überraschend Königin.
„Ich war in Freckenhorst auf der Landwirtschaftsschule und hatte drei Tage Heimaturlaub“
erinnert sie sich.
Der Heimaturlaub galt der Rückkehr ihres Bruders Theo aus russischer Gefangenschaft. Offiziere der Gilde informierten sie überraschend über ihre Wahl zur Königin.
Überraschung und Entscheidung
Elisabeth war schockiert, als die Offiziere ihr die Nachricht überbrachten. „Ich war im Garten und hab Himbeeren genascht, als ich ein Spektakel auf dem Hof hörte,“ erzählt sie. Ihr Vater wollte sie krank melden, um die Ehre anzunehmen. Ihre Mutter bestand jedoch darauf, die Wahrheit zu sagen und die Schule zu informieren. Rückblickend war dies die richtige Entscheidung, denn eine Krankmeldung hätte Ärger eingebracht. Ein Lehrer aus Erle wusste von ihrer Königswürde.
„Ich wäre von der Schule geflogen“
,glaubt Elisabeth.
Das Fest und die Vorbereitungen
Elisabeth erlebte ein tolles Fest. Ein Kleid war schnell gefunden, da ihre Schwester kürzlich geheiratet hatte. Ihr König war Ernst Grüter. Das Ehrenpaar bestand aus Josef Deiters und Elisabeth Wipping sowie Hubert Marienbohm und Elisabeth Hohenhinnebusch. Elisabeth erinnert sich, dass der König bei der Wahl der Königin nicht mitwirkte. Der Vorstand entschied sich für sie, weil sie „nett aussah“.
Rückkehr zur Schule
Nach dem Fest tobte der Schulleiter über das Feiern während der Schulzeit. Elisabeth lernte nachts unter der Bettdecke, um den verpassten Stoff nachzuholen. „Gut, dass ich das gemacht habe,“ sagt sie, „ich wurde abgefragt und weil ich alles wusste, war der Vorfall dann vergessen.“ Ein Museumsbesuch in Münster brachte unerwartete Begegnungen mit Schermbeckern. Elisabeth trank sogar selbstgebrannten Schnaps mit ihnen. „Ja, ich habe einen mitgetrunken,“ lacht sie.
Das folgende Schützenfest
Das Schützenfest im Jahr darauf genoss Elisabeth entspannter, da sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte. Allerdings war es teuer, da sie Freibier spendieren musste. Ihre Eltern verkauften ein Schwein zur Finanzierung. Die Krone durfte sie bis zum nächsten Fest behalten. Sie erinnert sich genau an ihr blau meliertes Kleid und das gelbe Rosenbouquet.