Alles nur eine Sache des richtigen Schutzes-Weidetierhalter müssen Klarheit erhalten, welche Weidetiere neben Schafe, Ziegen und Gatterwild, in die Förderrichtlinie Wolf einbezogen werden
Nach dem Gerichtsurteil, dass die Wölfin Gloria leben darf, teilt der BUND mit, dass es sich bei der Wölfin Gloria um keine sogenannte Problemwölfin handelt. Zudem stehen Wölfe unter strengem Schutz.
Wie das Gutachten des DBBW (Dokumentations-und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf), das Umweltministerin Heinen-Esser in Auftrag gegeben, feststellte, ernähren sich Wölfin Gloria und ihr Rudel hauptsächlich von im Hünxer Wald reichlich vorhandenen Wildtieren. Sie reißen in Abständen von mehreren Wochen gelegentlich Nutztiere. Dies soll laut BUND auf meist nicht ausreichend gegen Wolfsübergriffe gesicherten Weiden im Wolfsgebiet Schermbeck stattfinden.

So konnte vomVerwaltungsgericht in Düsseldorf die Klage des Schäfers Opriel gegen den Kreis Wesel nur abschlägig beschieden werden. BUNDNRW und BUND Kreisgruppe Wesel fordern nach dem Urteil am Donnerstag, möglichst zeitnah und zügig einen flächendeckenden Herdenschutz auf den Weiden im Wolfsgebiet zu ermöglichen und zu etablieren.
Holger Sticht, Vorsitzender des Landesverbandes BUND NRW: „Der BUND begrüßt das heutige Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zur Wölfin Gloria. Eine Tötung des Tieres war auch in keiner Weise begründet“. Sticht fügt hinzu, dass dieses Urteil einen Beitrag dazu leistet, den Konflikt vor Ort zu entschärfen.
„Das Urteil sollte zum Anlass genommen werden, die Unterstützung für Tierhalter weiter zu verbessern. Denn nur ein wirksamer Herdenschutz wird einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten, den Konflikt zu lösen und weitere Konflikte zu vermeiden.“
Förderrichtlinie Herdenschutz zeitnah anzupassen
Günther Rinke, BUND Kreisgruppe Wesel, fordert, jetzt die Förderrichtlinie Herdenschutz zeitnah anzupassen: „Damit Herdenschutz möglichst schnell und effizient umgesetzt werden kann, sind Entscheidungen seitens des Umweltministeriums überfällig. Weidetierhalter müssen Klarheit erhalten, welche Weidetiere neben Schafe, Ziegen und Gatterwild, in die Förderrichtlinie Wolf einbezogen werden. Des Weiteren müssen Weidetierhalter endlich wissen, welche Förderungen darüber hinaus gewährt werden. Da fallen zum Beispiel Kosten für den Unterhalt von Herdenschutzhunden oder den Aufbau und die Wartung der wolfsabweisenden Zäune an. “Diese Informationen sind nötig, um sich für einen Herdenschutz zu entscheiden, der für den jeweiligen Betrieb am besten passt –dann erst macht es für Weidetierhalter Sinn, Förderanträge zu stellen. Denn erst nachdem der Förderantrag gestellt und genehmigt wurde, kann mit dem Bau der Zäune begonnen werden“
Darüber hinaus fordern BUND NRW und BUND Kreisgruppe Wesel die Förderanträge dahingehend zu vereinfachen, dass die Mehrzahl der Weidetierhalter in die Lage versetzt wird, diese ohne langwierige Beratung seitens des Kreises oder der Landwirtschaftskammer stellen zu können.
Gesamt gesellschaftliche Herausforderung
Angelika Eckel von der Kreisgruppe Wesel: „Der Erhalt der Weidetierhaltung auch in Anwesenheit von Wölfen ist eine gesamt gesellschaftliche Herausforderung und muss unter gemeinsamen Anstrengungen und Kompromissen gestemmt werden. Die Weidetierhaltung ist genauso ein Bestandteil unserer Natur wie der Wolf –eine Tierart darf nicht gegen eine andere ausgespielt werden.“

Hintergrundinformation: Wie sieht erfolgreicher Herdenschutz aus?
Im Kreis Wesel schützen mehrere Schäfer ihre Herden bereits erfolgreich mit Herdenschutzhunden (HSH). Die Arbeit mit HSH sei allerdings nicht jedermanns Sache und insbesonderefür kleinere Tierbestände nicht praktikabel.Einzusätzlicher, behauptet der BUND.
Ein Blick über die Landesgrenzen könne nicht schaden. In Niedersachsenleitet Diplom-Geograph Peter Schütte für den NABU ein Herdenschutzprojekt, dassehr erfolgreich Weidetiere gegen Wolfsangriffe schützt, auch in Wolfsrevieren mit nachweislich übergriffigen Wölfen wie dem Rodewalder Rüden und der Goldenstedter Wölfin.
BUND verweist auf Peter Schütte. Er habe Herdenschutz während seiner Auslandsaufenthalten in Osteuropa und Südafrika kennengelernt. Zusammen mit Freiwilligen und einem Zaunhersteller zäunt das Projektbei Weidetierhaltern, die die Hilfe des Projektes annehmen, 5-Glattlitzen-Elektrozäune mit Elektrolitzen in den emp-fohlen Höhen von 20, 40, 60, 90 und 120 cm.
Beratung vor Ort
Jeder Weidetierhalter erhält eine Beratung vor Ort und es wird überprüft, ob am Weidezaun nicht nur ausreichend Spannung anliegt, sondern auch, ob bei Tierkontakt genügend Strom fließt, um Wölfen einen gehörigen Denkzettel zu verpassen, den sie nicht so schnell vergessen. Angelika Eckel von der BUND Kreisgruppe Wesel: „Ich habe mit Peter Schütte gesprochen, und er hat mir versichert, dass auf den vom Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ gezäunten Weiden seit fünf Jahren keine Wolfsübergriffe auf Weidetiere mehr stattfanden. “Ein Vorteil dieser Zäune ist, dass sie Wildtiere nicht von Weiden fernhalten: kleine Tiere passen unter dem Zaun durch, Rehe queren den Zaun in der Lücke zwischen 20cm und 40cm und Rotwild springt darüber 1. Der zusätzliche Aufwand für die Weidetierhalter beinhaltet die tägliche Zaunkontrolleund das Freimähen der unteren Zaunlitze vom Grasbewuchs.