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Rechtsgutachten: Weidetierhalter wehren sich gegen wachsende Wolfsprobleme

Veröffentlicht am

Wolfabweisende Zäune: Herausforderung für Tierhalter

Die Zahl der Wölfe in Deutschland nimmt stetig zu, was zu steigenden Schäden durch Angriffe auf Haus- und Weidetiere führt.

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Am 7. August 2024 wurde im Wolfsgebiet Schermbeck, Nordrhein-Westfalen, erneut deutlich, dass „wolfabweisende“ Zäune in der Praxis kaum umsetzbar sind. Diese Zäune bieten keinen zuverlässigen Schutz für Schafe, Rinder oder Pferde. Dennoch müssen Weidetierhalter diese hohen Anforderungen erfüllen, obwohl die Zäune die Wölfe nicht wirksam davon abhalten, Haus- und Weidetiere zu reißen.

Kritik von Naturschützern und rechtliche Klärung

Nach Wolfsangriffen fordern selbsternannte „Naturschützer“ immer wieder, dass Weidetierhalter, die ihre Tiere nicht mit „wolfabweisenden“ Zäunen schützen, angezeigt werden. Der Verein Weidezone Deutschland e. V. möchte den betroffenen Tierhaltern eine Stimme geben und ihre Interessen vertreten. Aus diesem Grund beauftragte der Verein den Fachanwalt für Agrarrecht Christian Teppe mit der Erstellung eines Rechtsgutachtens. Teppe sollte klären, ob eine gesetzliche Verpflichtung zum Errichten solcher Zäune besteht.

Rechtsgutachten: Wölfe als Problem identifiziert

In seinem Gutachten kommt Rechtsanwalt Teppe zu dem Schluss, dass keine Strafbarkeit der Weidetierhalter vorliegt. Vielmehr sieht er die Wölfe selbst als Problem sowohl in den Wäldern als auch auf den Weiden. Teppe warnt zudem, dass die Anforderungen an wolfabweisende Zäune weitere Gefahren für den Naturschutz bergen. Er fordert ein Umdenken in der Gesellschaft, insbesondere in den Behörden und der Politik, und spricht sich für die Aufnahme des Wolfes in das Jagdgesetz aus.

Fazit: Anforderungen an Tierhalter unverhältnismäßig

Lars Eric Broch, Vorsitzender des Vereins Weidezone Deutschland e.V., fasst zusammen: „Die Anforderungen an die Weidetierhalter sind nicht mehr verhältnismäßig, eine
strafrechtliche Verfolgung völlig fehlgeleitet.“

Rechtsgutachten zur Weidetierhaltung und Wolfsproblematik in DeutschlandDas Wichtigste zusammengefasst:

In einem aktuellen Rechtsgutachten von Christian Teppe, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Agrarrecht, werden die rechtlichen und praktischen Herausforderungen der Weidetierhaltung im Kontext der zunehmenden Wolfsbestände in Deutschland umfassend analysiert. Das Gutachten beleuchtet die Folgen der steigenden Wolfszahlen, die Problematik der wolfssicheren Zäune, und die daraus resultierenden rechtlichen und wirtschaftlichen Unsicherheiten für die Weidetierhalter. Es zeigt zudem auf, wie diese Entwicklungen die Artenvielfalt beeinträchtigen und welche verfassungsrechtlichen Abwägungen notwendig sind. Schließlich werden notwendige Reformen und Maßnahmen vorgeschlagen, um die Situation für Weidetierhalter zu verbessern.

1. Zunahme der Wolfszahlen und die Folgen für Weidetierhalter

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Wölfe in Deutschland stetig gestiegen. Diese Entwicklung wird vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) als ein bedeutender Erfolg für den Naturschutz gefeiert. Jedoch ignoriert NABU oft die negativen Auswirkungen dieser Zunahme auf die Weidetierhalter, deren Tiere zunehmend Opfer von Wolfsangriffen werden. Die damit verbundenen Herausforderungen und Gefahren für den Artenschutz werden häufig außer Acht gelassen.

Die steigenden Wolfszahlen haben dazu geführt, dass Weidetiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde vermehrt Opfer von Wolfsrissen werden. Dies stellt nicht nur eine Bedrohung für das Einkommen der Weidetierhalter dar, sondern auch für das traditionelle Kulturgut der Weidetierhaltung in Deutschland.

2. Wolfssichere Zäune: Theorie und Praxis

Wolfssichere Zäune gelten als eine der Hauptmaßnahmen, um Weidetiere vor Angriffen zu schützen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass diese Zäune kaum umsetzbar und in der Regel nicht effektiv sind. Trotz dieser Schwierigkeiten werden Weidetierhalter nach einem Wolfsriss oft kritisiert und strafrechtlich verfolgt, wenn sie angeblich nicht ausreichende Schutzmaßnahmen ergriffen haben. Dies führt zu einer enormen Belastung für die Tierhalter, die sich zunehmend rechtlichen und gesellschaftlichen Vorwürfen ausgesetzt sehen.

Herdenschutzhunde

Das Halten von Herdenschutzhunden erfordert eine spezielle Ausbildung und fundierte Fachkenntnisse. Trotz ihres Einsatzes zeigen jedoch vermehrte Vorfälle, dass Weidetiere weiterhin gerissen werden können. Im Landkreis Aurich wurde beispielsweise ein Pony trotz des Einsatzes von drei Herdenschutzhunden getötet. Daher bietet auch diese Form des Herdenschutzes keine absolute Sicherheit für Weidetiere.

3. Rechtsunsicherheit und wirtschaftliche Belastungen

Die Unsicherheit bezüglich der gesetzlichen Anforderungen an den Schutz vor Wölfen führt dazu, dass viele Weidetierhalter aus Angst vor Strafverfolgung keine Entschädigungen für Wolfsrisse mehr beantragen. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Weidetierhalter ihre Tätigkeit in den Nebenerwerb verlagern oder ganz aufgeben. Die komplexen rechtlichen Fragen, insbesondere zur Haftung bei Schäden, stellen ein existenzbedrohendes Problem dar. Dies führt zu einer erheblichen wirtschaftlichen Belastung und bedroht das Fortbestehen der traditionellen Weidetierhaltung.

Ausgleichszahlungen und Entschädigungen

Das Ausbleiben von Meldungen erschwert zudem die statistische Erfassung der Wolfspopulation. Auch ein Anstieg der „Selbstjustiz“ durch verbotene Jagd auf den Wolf ist nicht auszuschließen. Eine strafrechtliche Verfolgung von Weidetierhaltern, nachdem sie einen Schaden erlitten haben, erscheint daher widersinnig, zumal kein Straftatbestand verwirklicht wurde.

4. Kritische Auseinandersetzung mit gesetzlichen Vorgaben

Das Gutachten zeigt, dass es erhebliche rechtliche Unsicherheiten hinsichtlich der Verpflichtung zur Errichtung wolfssicherer Zäune gibt. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) verlangt zwar, dass Weidetiere vor Beutegreifern geschützt werden, doch die Umsetzung dieser Vorgaben ist oft weder praktisch noch verhältnismäßig. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit Hobbyhalter und Nebenerwerbslandwirte unter die strengen Anforderungen der Verordnung fallen. Eine strafrechtliche Verfolgung der Weidetierhalter bei Wolfsrissen erscheint in diesem Kontext oft unverhältnismäßig und rechtlich fragwürdig.

Strafbarkeit der Weidetierhalter

Wenn Weidetierhalter einen Wolfsriss in ihrem Bestand melden, um Ausgleichszahlungen und Entschädigungen für den entstandenen Schaden zu erhalten, werden sie zunehmend wegen einer vermeintlich unzureichenden Umzäunung angezeigt und sehen sich Bußgeldern sowie strafrechtlichen Konsequenzen ausgesetzt. Dieser Anstieg der Strafanzeigen führt dazu, dass Wolfsrisse seltener gemeldet und Entschädigungen kaum noch beantragt werden, was die Weidetierhalter zusätzlich finanziell belastet. Anstatt einen Anreiz zu schaffen, stärkere und höhere Zäune zu errichten, wird dieser durch die Aussicht auf Strafanzeigen und die nahezu unmögliche Umsetzung eines wolfssicheren Zauns untergraben. Das Ausbleiben von Meldungen erschwert zudem die statistische Erfassung der Wolfspopulation und könnte zu einem Anstieg der illegalen Jagd auf Wölfe führen. Eine strafrechtliche Verfolgung von Weidetierhaltern, nachdem sie einen Schaden erlitten haben, erscheint daher widersinnig, zumal kein Straftatbestand verwirklicht wird.

5. Einschränkung der Artenvielfalt durch Schutzmaßnahmen

Die Anforderungen an wolfssichere Zäune führen zu einer erheblichen Einschränkung der Artenvielfalt. Hohe Zäune zum Schutz vor Wölfen schließen nicht nur Wölfe aus, sondern auch andere Wildtiere, was zu einer Verarmung der Biodiversität führt. Diese massive Einzäunung beeinträchtigt den Lebensraum von Wildtieren wie Feldhasen, Füchsen und bodenbrütenden Vögeln und stellt somit einen erheblichen Eingriff in den Landschaftsschutz dar. In Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten wird die Weidehaltung durch diese Anforderungen nahezu unmöglich, was langfristig die Artenvielfalt gefährdet.

Darüber hinaus bedroht die immer schwierigere Situation der Weidetierhaltung auch den Erhalt seltener Haus- und Nutztierrassen. Die zunehmenden Auflagen und die schlechte wirtschaftliche Situation führen dazu, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich um den Erhalt bedrohter Nutztierrassen zu bemühen. Dies könnte das Aussterben von Arten wie dem Rotbunten Husumer Schwein oder den Rauwolligen Pommerschen Landschafen weiter vorantreiben.

6. Verfassungsrechtliche Aspekte und Abwägungen

Der Schutz der Weidetiere wird häufig mit dem verfassungsrechtlichen Schutz aus Artikel 20a des Grundgesetzes (GG) begründet. Dabei weist Artikel 20a GG jedoch auch Grenzen auf, da der Tierschutz und der Naturschutz in bestimmten Situationen in Konflikt geraten können. Die Abwägung zwischen dem Schutz traditioneller Kulturgüter, wie der Weidetierhaltung, und dem jungen Grundrecht des Umwelt- und Tierschutzes muss sorgfältig erfolgen. Die Freiheit, sich in seiner Freizeitgestaltung mit möglichst wenigen Einschränkungen zu entfalten, wiegt in vielen Fällen schwerer als die Schutzansprüche des Wolfes.

7. Konkrete Gefahren durch den Wolf

Die Frage, ob ein Leben mit dem Wolf in den deutschen Wäldern möglich und vereinbar ist, stellt sich zunehmend. Untersuchungen, wie die des Senckenberg-Forschungsinstituts, zeigen, dass der Wolf sich hauptsächlich von Wildtieren wie Rehen und Wildschweinen ernährt. Schafe und andere Nutztiere machen nur einen sehr geringen Teil seiner Nahrung aus. Trotzdem werden Weidetierhalter durch die hohen Anforderungen an den Schutz ihrer Tiere unverhältnismäßig belastet. Die Verpflichtung zur umfassenden Umzäunung richtet mehr Schaden an, als dass sie nützt, und gefährdet den Natur- und Landschaftsschutz erheblich.

8. Europäische Richtlinien und deren Auswirkungen

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) regelt den Umgang mit wildlebenden Tierarten in Europa und stellt verschiedene Tatbestände zur Abweichung von der Regel dar. Diese Richtlinie verdeutlicht, dass der Gedanke des Artenschutzes nicht zielführend ist, wenn er die Weidetierhaltung unverhältnismäßig belastet. Der Wolf genießt denselben Schutzstatus wie der Kormoran oder der Biber, doch in diesen Fällen gibt es keine vergleichbaren öffentlichen Konflikte. Die Weidetierhalter werden zu Unrecht in den Fokus gestellt und müssen sogar Strafverfolgung fürchten, obwohl der Wolf geschützt ist und in der Regel keine Bedrohung für Nutztiere darstellt.

9. Fazit

In Deutschland gibt es etwa 1,6 Millionen Schafe und mindestens 1.500 Wölfe. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht, dass die mediale und politische Arbeit gegen die Weidetierhalter zum Schutz des Wolfes nicht gerechtfertigt ist. Der Wolf ist ein natürlich wildlebendes Tier, dessen Bestand im Gleichgewicht zu den natürlichen Beutetieren bleiben sollte. Die aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Wölfen belasten die Weidetierhalter unverhältnismäßig und sind rechtlich fragwürdig.

Es bedarf dringend einer Vereinfachung der Verfahren zur Beantragung von Schadenszahlungen bei Wolfsrissen, um die Akzeptanz für Wölfe in der Bevölkerung zu fördern. Zudem muss das Stellen von Strafanzeigen gegen Weidetierhalter bei einem Riss ein Ende haben, da dies keine zielführende Maßnahme darstellt. Der Fokus sollte vielmehr auf einer funktionierenden Kohabitation zwischen Mensch und Wolf liegen, wobei die traditionellen Weidetierhalter nicht weiter unnötig belastet werden dürfen.

Zusammenfassung:

  • Steigende Wolfszahlen: Erhöhen die Belastung für Weidetierhalter und gefährden die Weidetierhaltung.
  • Unpraktikable Zäune: Wolfssichere Zäune sind schwer umsetzbar und bieten keinen ausreichenden Schutz.
  • Wirtschaftliche und rechtliche Unsicherheiten: Weidetierhalter sehen sich mit existenziellen Problemen konfrontiert.
  • Einschränkung der Artenvielfalt: Hohe Zäune beeinträchtigen den Lebensraum vieler Wildtiere.
  • Verfassungsrechtliche Abwägungen: Der Schutz der Weidetierhaltung muss gegenüber dem Umweltschutz abgewogen werden.
  • Ungerechtfertigte Strafverfolgung: Strafanzeigen gegen Weidetierhalter sind unverhältnismäßig und sollten beendet werden.
  • Notwendige Reformen: Vereinfachte Schadenszahlungen und der Verzicht auf Strafanzeigen würden die Akzeptanz für Wölfe fördern.

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