Von Rüste nach Hollywood: Karneval der Superklasse

Närrischer Ausflug nach Hollywood

Schermbeck So stellt man sich Karneval vor. Keine langatmigen Begrüßungen von Ehrengästen, keine Ordensverleihungen, keine Muffel, jede Menge begeisterter Narren und von der ersten Minute an ein kaum mehr zu überbietendes närrisches Treiben auf der Bühne.

Genau so etwas erlebten Donnerstag und Freitag jeweils etwa 250 bunt und originell kostümierte Närrinnen beim Besuch des Frauenkarnevals, den die Theatergruppe „Frauensache“ im Saal der Gaststätte Ramirez veranstaltete. Heute Abend wird das Programm zum dritten Mal im proppenvollen Saal vorgestellt.

Ingrid Bienbeck, Claudia Oberheim, Claudia Gertzmann, Karin Kock, Anja Prinz, Steffi Ridder, Anne Heuwing, Anette Speckamp, Petra Becker und Ulla Bienbeck nahmen die Zuschauerinnen mit auf eine Reise nach Hollywood, deren einzelne Stationen die Reiseleiterin Uschi (Claudia Oberheim) mit Berichten über ihren Ehemann Herbert überbrückte, dessen Aussehen und Auftreten in Alltagssituationen sie so übertrieben karikierte, dass man sich vor Lachen biegen musste.

Schon vor dem Start in Richtung Hollywood konnte herzhaft gelacht werden, als Anja Prinz und Anne Heuwing als sibirische Arbeiter beim Glasfaserausbau in Schermbeck einen ulkigen Vergleich zwischen Sibirien und Schermbeck vornahmen. Wenn man Golfer als Menschen definiert, die als Vagabunden durchs Land streichen, und ein Cabrio so versteht, dass Menschen kein Dach über dem Kopf haben, dann muss man bei einem Dutzend ähnlicher Missdeutungen zu dem Schluss kommen, dass Schermbeck mit Sibirien nicht konkurrieren kann.

Das Lied „Ich und mein Holz“ wurde von fünf Theaterfrauen zu einer echten Lachnummer, denn die in Kiepen auf den Rücken geschleppten Hölzer waren unschwer als Männer zu erkennen, die laut Originaltext beim Verbrennen Wärme spenden sollen.

Ein Zungenbrecher in der Ankündigung zur achten Folge der Fernsehserie „Die zwei Cousinen“ trieb den Zuschauerinnen Freudentränen in die Augen. So viele Wörter mit dem englischen „th“ hintereinander bringen auch die beste Ansagerin leicht durcheinander.

Als närrischer Frauennachwuchs bewiesen Lara Kolz, Kira Döing, Katharina Marsfeld und Antonia Endemann mit ihrem Tanz zur Musik von Michael Jackson ihr tänzerisches Können. Eine zweite Tanzgruppe trat in diesem Jahr zum ersten Mal im Ramirez an. Anne Müller, Christina Prost, Manuela Gaffke, Marina Krass, Esther Schlamann und Merle Obervossberg tanzten zur Musik vom Film „Fluch der Karibik“.

Ingrid Bienbeck und Anette Speckamp gingen der Frage nach, was Frauen dazu bewegt zu heiraten und einen Mann dauerhaft bei sich aufzunehmen und vielleicht sogar in ihr Bett – „igitt“ – zu lassen. Stinkende Füße, nicht heruntergeklappte Klodeckel und ganze Pakete voller Unsitten der Männer sollten junge Frauen dennoch in Kauf nehmen, weil sie das auf ihrem beruflichen Werdegang unzweifelhaft als freiwilliges soziales Jahr anerkannt bekommen.

Die Oscar-Verleihung in Hollywood entpuppte sich als einfallsreichste Nummer im fast vierstündigen Programm. Auf der Leinwand wurden Teile der drei Filme „Sister act“, „Titanic“ und „Pretty Woman“ gezeigt, die vom Karnevalsteam „Frauensache“ um Szenen ergänzt wurden, in denen einige von ihnen die Rollen von Hauptdarstellerinnen übernahmen. Ulla Bienbeck spielte in „Pretty woman“ ihre Rolle an der Seite von Richard Gere perfekt. Ingrid Bienbeck verbrachte ihre Zeit mit Leonardo di Caprio auf der Titanic und Anette Speckamp tanzte als Dolores in „Sister act“. Die Jury war der Meinung: Alle drei Schauspielerinnen haben einen Oscar verdient und dürfen zur Belohnung im kommenden Jahr am Rüster Karneval teilnehmen.

In der Talkshow „Gib se noch ne chance“ interviewte Claudia Gertzmann das geschiedene Paar Angelina Jolie (Steffi Ridder) und Brad Pitt (Ulla Bienbeck). Karin Kock fungierte als Dolmetscherin, benutzte aber statt der Sprache eine ganze Palette witziger Effekte durch Körpersprache.

Kaum im Amt und schon im Fokus des Frauenkarnevals: Donald Trump reiste nach Schermbeck, um sich nach Mauern zum Abschotten umzuschauen. Die fand er in der Nähe der Burg. Mit dem Stamm der Rüster Negerköppe wollte er sich aber gar nicht anfreunden.

Über die Wirkung schwarzer Kleidung statt farbiger Abendkleider sprachen Petra Becker und Karin Kock als „Women in black“, bevor Claudia Oberheim und Claudia Gertzmann die Probleme einer Frau besangen, die sich von ihrem Freund getrennt hat.

Nach dem Finale machten die Akteure die Bühne frei für die anschließende Tanzveranstaltung, für die DJ Andreas die passende Musik lieferte. Für die Tontechnik während des Programms waren Johannes und Florian verantwortlich. H.Sch./Fotos: Helmut Scheffler

Vorheriger ArtikelFILM – Zusammenschnitt von „Frauensache 2017“
Nächster ArtikelPädagogische Werkstatt des Otto-Pankok-Museums
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.