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Donnerstag, März 28, 2024
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Wölfin in Schermbeck wirft viele Fragen auf

Veröffentlicht am

Mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger drängten sich im Saal von Holtkamp in Gahlen

Die junge Wölfin im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Nach 180 Jahren kommt der Wolf zurück nach NRW

Im Bürgerforum am Montagabend in Gahlen versuchten Vertreter der Landesregierung für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) den vielen Fragen rund um den Wolf, den Fördermaßnehmen und den Präventionsmaßnahmen  gerecht zu werden und zu beantworten.
Nicht alle Fragen wurden zur Zufriedenheit der betroffenen Landwirte, Bürger und Nutztierhalter von Seiten des Landesamtes beantwortet.

Kreis Wesel ist seit Montag offiziell als Wolfsgebiet anerkannt. Das Präventionsgebiet umfasst rund 1000 Quadratkilometer der Teile Kreis Kleve, Wesel, Borken mit Teile des Naturparks Hohe Mark mit Hünxer und Dämmerwald.

Der Wolf im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Die wichtigsten Inhalte zum Thema Wolf, nicht nur über Förderung- und Präventionsmaßnahmen, sollten, so versprach Moderator Wilhelm Deitermann, Pressestelle Land NRW, im Vorfeld, bei der Bürgerversammlung am Montagabend im Saal von Holtkamp in Gahlen geklärt werden.

Das Interesse an diesem Montagabend war riesig. Mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger drängten sich im Saal. Vertreter des Landgesamtamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hatten zu diesem Abend eingeladen. „Damit haben wir nicht gerechnet. Ich denke, dass wir uns überlegen sollten, eine zweite Veranstaltung anzubieten“, so Deitermann.

Der Wolf im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Viele Fragen

Dass sich Landwirte und Nutztierhalter in den letzten Monaten im Stich gelassen fühlten, wurde an diesem Abend deutlich klar. Sie hatten viele Fragen, vor allem über Förderrichtlinien, die nun durch die aktuelle Ausweisung des Wolfsgebietes einhergehen. Immerhin wurden seit April 2018 rund 36 Schafe in Schermbeck und Gahlen vom Wolf gerissen.

Besonders bemängelt wurden vonseiten der Tierhalte die verspätete Informationspolitik sowie die späte Ausweisung des Gebietes vonseiten des Landes. Sie bezeichneten dies als ein Unding. LANUV wollte, so hieß es, erst auf Sicherheit gehen, bevor sie mit dieser Meldung in die Öffentlichkeit gehen. Zwar habe es immer mehr Hinweise darauf gegeben, dass sich die Tierrisse gehäuft haben, aber erst jetzt sei durch genetische Untersuchungen deutlich geworden, dass sich im Raum Wesel eine Wölfin, aus einer niedersächsischen Wolfsfamilie nieder gelassen hat.

Förderrichtlinien

Förderung von Tierschutzmaßnahmen sowie Förderrichtlinien erläuterte Christian Stang. Hier beklagten besonders die Halter von Esel, Pferden und Rindern, dass die Präventionsmaßnahmen lediglich nur bei Haltung von Ziegen und Schafen gelten. Ebenso wurde bemängelt, dass die Tierhalter auf die Kosten der Umsetzung der Präventionsmaßnahmen auf ihre Kosten sitzen bleiben würden.Der Wolf im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Dazu erklärte Britta Kraus von der Bezirksregierung Münster: „Anfang 2017 haben wir die Förderrichtlinie verabschiedet und zwei Bausteine entwickelt, um die Belastungen gering zu halten. Die Entschädigungsleistung für Nutztiere sind seit 2017 verbindliche Richtlinien. Die Entschädigung für Tiere liegt bei 100 Prozent entschädigt, sowie bis zu 80 Prozent der indirekten Kosten (Tierarzt, Medikamente) sind gewährt. Dabei gilt eine maximale Höchstgrenze von 5.000 Euro pro Tier“.
Damit lehne sich der Kreis an die Erfahrungen der Regulierung und Richtlinien der anderen Bundesländer.

Der Wolf im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Besteht Gefahr für Kita-Kinder im Waldkindergarten Raesfeld?

Die Raesfelder Kita-Leiterin Katja Maschmeier vom Waldkindergarten „Waldwurm“ im Tiergarten am Schloss Raesfeld, fragte während der Versammlung, wo eine Gefahr vom Wolf ausgeht und wie man sich bei einer Begegnung verhalten muss? Immerhin gehört ein Teil des Naturparks rund um Raesfeld mit zum Wolfsgebiet der Wölfin und die Kita-Kinder spielen und laufen täglich im Wald.

Trillerpfeife für die Kinder

Dr. Matthias Kaiser, Leiter der beim LANUV angesiedelten Arbeitsgruppe „Wolf in NRW“, sorgte mit seinem Tipp, den Kindern eine Trillerpfeife auszuhändigen, damit im Fall einer Wolfsbegegnung Lärm erzeugt werden könne, für Gelächter. Gleichzeitig verwies er auf die Tatsache, dass noch nie ein Wolf Menschen angegriffen habe und eher ein scheues Tier sei.

Thomas Delschen, Präsident LANUV ergänzte: „Ich als erwachsener Mensch würde mich ja freuen, wenn ich mal einen Wolf sehen würde. Aber, um die Frage, was ist mit den Kindern zu beantworten, kann ich nur sagen, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ein Wolf diesen Waldkindergarten aufsucht. Der Mensch gehört nicht in sein Beuteschema. Der Wolf wartet nicht im Wald auf die Geißlein. Deshalb ist es sehr unwahrscheinlich, dass Menschen eine Begegnung mit einem Wolf haben. Und wenn, dann sollten wir Lärm machen“, so Kaiser, der mit seiner Antwort für höhnisches Lachen sorgte.

Der Wolf im Kreis Wesel wirft viele Fragen bei den Bürgern auf.

Unzufriedenheit

Nicht zufrieden mit dieser Antwort war Katja Maschmeier, wie viele weitere Leute im Saal, wenn es um die Sicherheit für ihre Kinder, Herden und Nutztiere sowie Förderrichtlinien ging. „Fördermittel, mit denen wir Zäune kaufen können, sind ja schön und gut. Wenn der Wolf aber einmal lernt, wie er über den Zaun kommt, bringt das auch nichts mehr“, sagte eine Schäferin.

Bezirksbürgermeister Bernhard Steinmann möchte die Wölfe am liebsten gar nicht im NRW haben: „Unsere Vorfahren waren stolz darauf, dass sie den Wolf ausgerottet haben und ich bin erst zufrieden, wenn wir den Wolf wieder weghaben“.

Wolf riss Schafe von Benedikt Hüttemann in Schermbeck
Wolf riss Schafe im April von Benedikt Hüttemann in Schermbeck

Müssen wir uns auf den Wolf einstellen?

Fakt sei, so Christian (LANUV), dass es keine spezielle Zielrichtung über die Entwicklung des Wolfes im Kreis Wesel gibt, aber: „Der Wolf ist angekommen, aber es nicht so, dass wir es uns als Verdienst anrechnen, sondern er ist einfach angekommen. Wir müssen den Wolf nicht willkommen heißen, sondern es geht darum, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass er nun da ist“.

Fragen und Antworten rund um die Wölfin

FRAGE: Mit Blick auf die Vermehrung der Wölfe wollte ein Bürger wissen: Sind Wolfshybriden nachweisbar? Eine Wölfin, die läufig ist, warte nicht lange und nimmt sich einen Hund, der passt. Wie sieht es damit aus? Gibt es Wolfshybriden in Deutschland?

LANUV: An Wolfshybriden haben wir kein großes Eigeninteresse und entnehmen diese aus der Natur. Aktuell sind nur in Thüringen zwei Fälle von Wolfhybriden bekannt, die allesamt abgefangen wurden.

FRAGE: Wie viel Platz haben wir hier bei uns in der Gemeinde für wieviel Wölfe? Die Wölfe finden bei uns im Kreis einen idealen Supermarkt vor, aber wie geht es nun weiter, lautete die Frage eines Gahlener Bürgers.

LANUV: Den Platz kann ich nicht vorher sagen, so Kaiser. Es müsste erst mal ein Männchen hinzukommen und das geht nicht unbedingt schnell und kann mehrere Jahre dauern. Außerdem werden geschlechtsreife Tiere abwandern. Die Zahl eines Rudels kann, je nach Sterblichkeit, zwischen sechs bis zehn Tiere schwanken.

Wie sich das allerdings hier weiter entwickelt, sei jetzt noch zu früh, um darüber zu spekulieren. Wir haben jetzt hier eine Wölfin, reden aber über ein Problem, was heute noch nicht da ist. Deshalb können wir grundsätzlich nicht sagen, wie sich der Wolf innerhalb von fünf Jahren hier entwickelt. Dass sich diese junge Dame jedoch paart, ist nicht unwahrscheinlich.

Die Entwicklung der Wölfin im Kreis Wesel wird im Monitoring intensiv beobachtet. Bürger, die Veränderungen oder einen Wolf sehen/beobachten, möchten dies umgehenden bei LANUV melden.

Alle weiteren und aktuelle Informationen über den Wolf und sein Verhalten, gibt es auf der Website www. Wolf in NRW.de

Folgenden Leserbrief reichte Gisbert Fuest ein:

Hurra, der Wolf ist da…… Nun ist er da, der Wolf und er wird die Bürger im Wolfsgebiet in zwei Lager spalten, Befürworter und Gegner. Die tatsächlich Betroffenen sind die Weidetierhalter. Die ersten Schafrisse sind nachgewiesen, mit dem Aufbau eines Rudels werden sich diese mehren und auch Rinder und Pferde treffen. Der Schutz der Weidetiere wird kaum von Landwirten leistbar sein. Zeigen doch die Erfahrungen aus anderen Bundesländern, dass auch ein 1,25m hoher, stromführender Zaun keinen sicheren Schutz bietet. Eine etwaige Alternative wäre ein Herdenschutzhund. Doch dies ist in einer Region, die mit Rad- und Wanderwegen durchzogen ist, kaum umzusetzen. Erst Recht nicht, wenn es sich um mehrere kleine Herden auf verschiedenen Weiden handelt.

Zudem sind auch hier mehrere Fälle bekannt, an denen sich der Wolf nicht von den Herdenschutzhunden aufhalten ließ. „Wesel muss den Wolf nicht fürchten,“ betonte der Nabu; bei genauerer Betrachtung gibt es berechtigte Zweifel. Eine Rinderherde, die in Panik gerät, ist weder durch Zäune aufzuhalten noch durch die Straßenverkehrsordnung. Welche Folgen ein Zusammenstoß mit einem ca 700 kg schweren Rind haben kann, müsste auch dem Nabu bekannt sein. Wobei auch hier der Landwirt in der Haftung steht. Wie soll auch nachgewiesen werden, wer die Panik auslöste? Der gesellschaftliche Wunsch Weidetierhaltung zu betreiben, gleichzeitig den Wolf bedingungslos zu schützen, wird nicht umsetzbar sein. Die logische Konsequenz wird für viele Betriebe die Einstellung der Weidehaltung und für einige Hobbyhaltungen, die Aufgabe selbiger sein. Ebenfalls sollten Haustierbesitzer zur Kenntnis nehmen, dass auch Hund, Katze oder Kaninchen auf dem Speiseplan eines Wolfes stehen und auch hier derartige Fälle in Deutschland bekannt sind. Als grob fahrlässig darf man die Aussagen am Infoabend in Gahlen bezeichnen.

Es wurde suggeriert, der Wolf stelle keinerlei Gefahr für den Menschen dar. Eine norwegische Studie namens „NINA“ spricht eine andere Sprache. Zwar wären die Übergriffe sehr selten, allerdings nicht in Gänze auszuschließen. Der Versuch, die berechtigten Sorgen von Eltern mit dem „Märchenargument“ ins Lächerliche zu ziehen, ist verantwortungslos, stellt die Studie „NINA“ doch eindeutig fest, dass räuberische Übergriffe zu 90% an Kindern erfolgen. In der Debatte zum Thema Wolf sollten somit alle Fakten genannt werden, auch wenn dies bedeutet, dass Einige ihr Bild vom scheuen und ungefährlichen Wolf überdenken müssen.

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