Mit einer faustdicken Überraschung wartete die Unabhängige Wählergemeinschaft (USWG) heute Abend im Dorfgemeinschaftshaus auf. Alles sah nach einer Feier des 25-jährigen Bestehens aus, zumal den Vertretern der Presse zu Beginn eine Festschrift mit dem viel versprechenden Titel „USWG. Anleitung zum politischen Glücklichsein“ überreicht wurde.
Doch bevor die Presse Gelegenheit hatte, bis zur Seite 44 der Festschrift durchzublättern, klärte schon USWG-Sprecher Egon Unterberg auf: „Der Haufen ist kleiner geworden, wir ihr seht.“ Von den 35 Mitgliedern waren nur 14 zur Versammlung gekommen. An diese richtete Unterberg die Frage: „Ist jemand da, der antreten möchte zur Kommunalwahl?“ Niemand meldete sich.
Eine sofortige Auflösung wollte die USWG umgehen. Es soll die Möglichkeit bestehen, dass sich – nicht anwesende – Mitglieder finden, um für die USWG in den 13 Kommunalwahlbezirken anzutreten.
Für potenzielle Nachfolger gibt es zumindest keine finanziellen Probleme. Wie Brigitte Straus mitteilte, verfügt die Wählergemeinschaft über rund 10 000 Euro Rücklagen. Davon muss allerdings noch die Festschrift bezahlt werden.
Die USWG hat wenig Hoffnung, dass jüngere Mitglieder in die Fußstapfen des bisherigen Vorstands treten möchten und hat sich deshalb auch schon Gedanken um die Verwendung des Vermögens gemacht. Im Kapitel „USWG – Kein Ende, sondern ein Vermächtnis“ heißt es in der Festschrift: „Das Vermögen soll der Oberstufe der Gesamtschule unter Angabe der vorgeschriebenen Zweckbindung, aber ohne weitere Vorgaben übertragen werden…. Die Gesamtschule wird also eigenverantwortlich über die Verwendung der Gelder entscheiden können. Die USWG ist der Ansicht, dass sie damit die Möglichkeit schafft, ihrer Einstellung zur Kommunalpolitik mit Verantwortung für alle Schermbecker Bürger gerecht zu werden.“ Bis auf ein Mitglied stimmten alle anderen Mitglieder diesem Vorschlag zu, der bereits in der Festschrift gedruckt war.
Um die Geschäfte ordnungsgemäß bis zum Jahresabschluss abwickeln zu können, haben sich Brigitte Straus, Egon Unterberg und Dr. Burkhard Igel bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen.
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Die Festschrift bedarf zu einem späteren Zeitpunkt einer besonderen Betrachtung. Sie ist mit der heißen Nadel gestrickt worden und verstößt nicht nur massiv gegen das Urheberrecht, sondern hat auch starke inhaltliche Schwächen. So geht beispielsweise Kurt Prost als „Bürgermeisterkandidat“ in die Geschichte der USWG ein, nicht aber als tatsächlicher Stellvertreter des Bürgermeisters. Dass Brigitte Straus einmal stellvertretende Bürgermeisterin und außerdem 14 Jahre lang USWG-Vorsitzende war, haben die Autoren ebenfalls vergesen. Bei den großformatigen Bildern im Mittelteil fehlt jegliche Erklärung. Von den 18 Bürgern, die sich am 1.12.1988 bereit erklärten, die neue Wählergemeinschaft zu gründen, werden nur acht erwähnt. Verschwiegen wird ganz, dass ein Teil der Gründungsmitglieder als frustrierte FDP-Mitglieder eine neue Heimat suchte. 1999 gab es zwar nur 16 Wahlbezirke, aber die USWG trat nach eigenen Angaben mit 22 Kandidaten an, wobei sie den Kandidaten Clemens Diedrich auch noch als Clemens Diederich vorstellt. Ein Blick auf den sechsseitigen Flyer vom Jahre 1999 hätte helfen können, die 16 abgebildeten Kandidaten namentlich und zahlenmäßig richtig zu erfassen. Für 1989 wurden die Kandidaten für die Wahlbezirke schlichtweg vergessen. Die Ratskandidaten (1989) Johann Klosterköther, Hildegard Kniebe, Irmgard Klosterköther und Dr. Hille Ammenwerth werden im Text und in den Fotos verschwiegen. Dass das Ratsmitglied Gerda Rütter am 21. Juni 2000 ihr Ratsmandat niederlegte und aus der USWG austrat, weil die USWG gegen ihr Versprechen verstieß, die Grünanlage hinter der Mauer zu erhalten, wurde völlig verschwiegen.Nach welchem Prinzip 24 Fotos von Personen auf den letzten beiden Seiten ausgewählt wurden, bleibt völlig unklar, zumal sämtliche Namen fehlen.
Es soll an dieser Stelle erst einaml genügen. Statt eigene Genauigkeit und Korrektness anzustreben, betreibt (offensichtlich ohne Abstimmung mit den Mitgliedern) ein anonymer Schreiber – in klarer Ignoranz der – auch abgedruckten – Bitte um Entschuldigung – auf zwei vollen Seiten massive Pressekritik. Lustig oder unverschämt: das bleibt die Frage: Ausgerechnet von dem Medienvertreter, dem die Schelte gilt, nimmt der Anonymus – ohne Erlaubnis – gleich einen ganzen Zeitungsartikel samt Foto. Da fehlt das gewisse Quäntchen Respekt vor dem Eigentum eines Dritten. Ein Glücksfall für Schermbeck, dass jemand mit einer solchen Auffassung nicht mehr für den kommenden Gemeinderat kandidiert!
Wahrlich kein „positiver Abgesang der USWG“ wie es ein Mitglied heute Abend formulierte. H.Scheffler