Uefter Mark: Seltene Vögel zum Greifen nahe

In der Uefter Mark wurde heute eine Wildbeobachtungsplattform eröffnet

Schermbeck Ein roter Milan kam wie bestellt dahergeflogen und unterbrach kurzzeitig die Festredner, als heute Morgen die neue Wildbeobachtungsplattform an der ehemaligen Sandgrube Boer im Naturerlebnisgebiet Uefter Mark im Beisein von etwa 20 Gästen eröffnet wurde.
Naturraum für streng geschützte Tiere

Seit 2001 ist das Gelände der Uefter Mark im Besitz des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR). Ursprünglich wollte der RVR die Sandgrube zu einer Naturerlebniskuhle ausbauen. Vorgesehen waren unter anderem ein zwei Kilometer langer Hauptwanderweg sowie Lern- und Spielangebote für Kinder und Jugendliche. Doch dann machten streng geschützte Tierarten wie Schwarzstorch, Ziegenmelker, Heidelerche und roter Milan auf sich aufmerksam und damit eine neue Planung erforderlich.

RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow, Planer Thomas Plischek, Landrat Dr. Ansgar Müller und Bürgermeister Mike Rexforth (v.l.) kamen gestern zur Eröffnung der Wildbeobachtungsplattform an der ehemaligen Sandgrube Boer in der Uefter Mark. Foto: Helmut Scheffler
RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow, Planer Thomas Plischek, Landrat Dr. Ansgar Müller und Bürgermeister Mike Rexforth (v.l.) kamen gestern zur Eröffnung der Wildbeobachtungsplattform an der ehemaligen Sandgrube Boer in der Uefter Mark. Foto: Helmut Scheffler

Aus dem Wanderweg mitten durch die Landschaft wurde eine Aussichtsplattform am Rande der Sandgrube, für deren Planung und Errichtung der RVR 72 000 Euro zur Verfügung stellte. Das Geld stammt aus Mitteln von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die nun abgeschlossene Sandabgrabung.

Aufenthalt für 50 Personen
Die Planungen übernahm die Münsteraner „Liebschulte Ingenieurgesellschaft“, deren Mitarbeiter Diplom-Ingenieur Thomas Plischek zur Eröffnung kam und die baulichen Details erläuterte. Aus weitgehend unbearbeitetem Lärchenholz wurde die etwa 75 Quadratmeter große überdachte Plattform hergestellt. Zwei hintereinandergestaffelte Emporen ermöglichen den Aufenthalt von etwa 50 Personen ohne eine wechselseitige Sichtbehinderung. Die untere Empore kann auch von Rollstuhlfahrern aufgesucht werden.
Viel Lob gab es für den RVR vom Landrat Dr. Ansgar Müller, der zur Eröffnung auch eine Nisthilfe für Wildbienen mitbrachte. „Derartige Orte haben in unserer hektischen Zeit eine besondere Bedeutung“, würdigte der Landrat die „Weite und Abgeschiedenheit der Landschaft“, die zum Verweilen einlade, und ergänzte mit Goethes Worten: „Das Werk lobt seinen Meister.“

RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow (r.) erläuterte die bisherigen Maßnahmen im Naturerlebnisgebiet Uefter Mark seit dem Jahre 2001. Foto: Helmut Scheffler
RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow (r.) erläuterte die bisherigen Maßnahmen im Naturerlebnisgebiet Uefter Mark seit dem Jahre 2001. Foto: Helmut Scheffler

Es sei gelungen, wirtschaftliche Interessen und Belange des Naturschutzes in Einklang zu bringen, bescheinigte Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth dem RVR und erinnerte zugleich daran, dass dies nicht das einzige Projekt im Gebiet der Gemeinde Schermbeck sei, das durch den RVR eine Aufwertung erfahren habe.
RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow bedankte sich für die lobenden Worte des Bürgermeisters und des Landrats, vergaß aber nicht daran zu erinnern, dass der Kreis Wesel bisweilen kritischere Stellung gegenüber dem RVR bezogen habe.

Von der unteren Ebene der Plattform aus hat man diesen Blick auf die renaturierte ehemalige Sandgrube Boer. Foto: Helmut Scheffler
Von der unteren Ebene der Plattform aus hat man diesen Blick auf die renaturierte ehemalige Sandgrube Boer. Foto: Helmut Scheffler

Revierförster Christoph Beemelmans ist fest davon überzeugt, dass die Plattform stark frequentiert werde und freut sich schon jetzt, wenn Schulklassen, Kindergärten, Vereine oder Gruppen sich bei ihm (Tel. 02866/4491; Anrufbeantworter abwarten) anmelden.

Uefter Mark

Suhlende Wildschweine und Füchse

Die ehemalige Sandgrube mit ihren insgesamt fünf Wasserflächen habe das ganze Jahr über Tiere zur Beobachtung zu bieten. Derzeit kann man einen Fuchs beobachten, der an den Steilwänden Mäuse jagt, um seine Jungen zu füttern. Abends ziehen suhlende Wildschweine die Blicke auf sich.

18.05.2015-009

Rotwild bei der Brunft beobachten

Ab 18 Uhr kommt in der Regel das Rotwild. Im Sommer lassen sich alle vorkommenden Wildarten beobachten. Hinzu kommt der Dachs, der in den Totholzflächen Schnecken und Würmer sucht. „Im Herbst kann man das Rotwild bei der Brunft beobachten“, berichtet Beemelmans. Im Winter eigne sich die Plattform besonders für die Beobachtung der Zugvögel. Nilgänse habe er schon ebenso beobachtet wie Graugänse und Nonnengänse. Für alle Beobachtungen empfiehlt Beemelmans, viel Zeit mitzubringen und das Fernglas nicht zu vergessen.

Erreichbar über die B224

Die Plattform erreicht man per Auto über die B 224. Von der B 224 biegt man in den Rhader Weg, wo man Parkplätze vorfindet, und gelangt nach etwa 350 Metern zur Plattform. Radler können von Uefte aus über den Rhader Weg direkt bis zur Plattform fahren.

Maßnahmen in der Uefter Mark seit 2001:
2006: Anlage eines barrierefreien Rundweges
2007: Bau des Hirschpfades
2012: Bau der Grünbrücke über die A 31
2008-2014: Anlage des Ameisen-Barfußpfades

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.