Tolle Hilfe für arbeitslose Menschen

Die „Ökumenische Gruppe Arbeitswelt“ (ÖGA) wurde vor 20 Jahren gegründet

Mit dem Ziel, konkrete Maßnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit in Schermbeck zu ergreifen, gründeten vor 20 Jahren mehr als zehn Schermbecker Bürger einen ökumenischen Arbeitskreis.

Gestern trafen sich der ÖGA-Sprecher Klaus Schneider, die beiden Gründungsmitglieder Hubert Schäpers und Klaus Roth sowie einige Helfer, um Rückschau auf die Arbeit der „ÖGA“-Gruppe zu halten, die sich nach wie vor wöchentlich trifft, um Menschen ohne Arbeit als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.

Die „Ökumenische Gruppe Arbeitswelt“ (ÖGA) wurde vor 20 Jahren gegründet
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der „Ökumenischen Gruppe Arbeitswelt“ (ÖGA) plauderten gestern Dieter Hofmann, Klaus Schneider, Bertholt Kemper, Leo Schenke, Hubert Schäpers, Heinz Raabe und Klaus Roth (v.l.) über die Arbeit der ÖGA in den letzten zwei Jahrzehnten. Foto: Helmut Scheffler

Mitte der 1990er-Jahre betrug die Arbeitslosigkeit in Deutschland zeitweise mehr als zehn Prozent. Veranlasst durch das 1997 veröffentlichte Sozialwort der beiden christlichen Kirchen, fanden sich am 30. Oktober 1998 Schermbecker Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Konfessionen zusammen. Sie hatten die Absicht, kurz vor dem Ruhestand befindliche Menschen in diese dritte Lebensphase zu begleiten und mit ihnen gemeinsam einen sinnvollen Übergang zu gestalten.

„Schon bald zeigte es sich aber, dass die Situation von unverschuldet in Arbeitslosigkeit geratenen Menschen in der gesellschaftlichen Diskussion einen besonderen Stellenwert einnahm“, erinnert Klaus Schneider an die Anfangszeit und fügt hinzu, „wir wollten nicht über Arbeitslose reden, sondern etwas für sie tun.“ Er selbst stand als Geschäftsführer der Schermbecker Züblin-Werke 1998 am Beginn seiner beruflichen Teilzeitarbeit, die gleitend in den Frühruhestand führen sollte und befasste sich mit der Frage nach einer eigenen Aufgabe für den Ruhestand.

1999 schloss die ÖGA einen Kooperationsvertrag mit dem „Moerser Arbeitslosenzentrum e. V.“ (MALZ), der die persönliche, fachliche und soziale Kompetenz für eine fundierte Beratungs- und Vermittlungstätigkeit gewährleistete.

Arbeitslosigkeit in Schermbeck

Im Jahre 2000 wurde im Schermbecker Rathaus eine Arbeitslosenberatungsstelle eröffnet. „Die Gemeinde stellte nicht nur kostenfrei den Beratungsraum samt Büroeinrichtung zur Verfügung, sondern übernahm auch die anfallenden Sachaufwendungen“, erinnerte Klaus Schneider.

Ein Jahr später wurde das Arbeitslosen-Café im Jugendheim der Evangelischen Kirchengemeinde eröffnet, das zunächst von einer Berufsfachkraft des MALZ geführt wurde. Im Oktober 2002 übernahm die ÖGA das Angebot eines Cafés, und zwar unter dem neuen Namen „Arbeitslosen-Frühstückstreff“.

Das Ende der Beratungstätigkeit, die in den Jahren 2000 bis 2004 zu einer Erfolgsrate von 27 Prozent führte, kam im Zuge der Sozialreformen der Jahre 2003 und 2004. Im Zuge einer Neuorganisation der Arbeitsverwaltung wurde eine regionale Arbeitslosenberatung nicht mehr zugelassen. So musste die Arbeitslosenberatungsstelle Schermbeck zum Ende Februar 2004 ihre erfolgreiche Arbeit einstellen.

Nach dem plötzlichen Ende der umfassenden Beratungstätigkeit für Arbeitslose entschloss sich das ÖGA-Team im Jahre 2004 spontan, den wöchentlichen Treffpunkt nicht nur für Arbeitslose, sondern für alle Ratsuchenden weiterzuführen. Am 13. Dezember 2004 fand der 100. Arbeitslosentreff statt.

Neue Aufgaben für die ÖGA entstanden durch das zum 1. Januar 2005 in Kraft getretene Hartz-IV-Gesetz zum Arbeitslosengeld II. Damals wurden die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengelegt. Entsprechende Anträge mussten gestellt werden, und dabei halfen die ÖGA-Mitglieder.

Im Jahre 2008 wurde das ÖGA-Team offizieller Kooperationspartner des „Evangelischen Familienzentrums Kempkesstege“. Damit stand das Hilfe- und Beratungsangebot aus den Lebensbereichen „Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit und/oder Sozialbelange“ einem größeren Kreis der Ratsuchenden zur Verfügung. Weil sich seither zu den wöchentlichen Frühstücksgesprächen nicht nur der engere Kreis von Arbeitslosen zusammenfand, sondern viele Interessierte, nannte sich der „Arbeitslosen-Frühstückstreff“ seit dem Jahre 2010 „ÖGA-Frühstückstreff“. Am 26. August 2014 öffnete der Frühstückstreff zum 500. Male seine Türen.

Klaus Schneider dankte gestern Pfarrer Dieter Hofmann für die langjährige Bereitstellung der kirchengemeindlichen Räume. Obwohl die Wirtschaftslage im Vergleich zu den 1990er-Jahren wesentlich besser ist und die Zahl der Arbeitslosen deutlich abgenommen hat, besteht weiterhin ein großer Beratungsbedarf. „Wir helfen den Menschen bei der Antragstellung“, berichtet Klaus Schneider über einen Schwerpunkt der wöchentlichen Arbeit. Auf Wunsch begleiten ÖGA-Mitglieder Ratsuchende zu den Behörden. Berichte einzelner Besucher machten gestern deutlich, dass die Beratung in den Job-Centern noch weit von einer kundenorientierten Beratung entfernt ist. Es fehle bei einzelnen Beratern nicht nur der gute Wille, sondern auch die richtige Tonart, um mit von Sorgen belasteten Menschen umzugehen.

Der Frühstückstreff ist inzwischen über die Anlaufstelle für Beratungshilfen hinaus zu einem Ort geworden, an dem Menschen über ihre Sorgen, Nöte und Ängste offen sprechen können. „Es ist für viele Besucher wichtig, einmal aus dem eigenen Gedankenkreis herauszukommen“, nannte Schneider gestern als ein wichtiges Ziel des „ÖGA-Frühstückstreffs“, der dienstags zwischen 9.30 und 12 Uhr für Jedermann geöffnet ist. „Wir reden über Gott und die Welt“, erzählt Hubert Schäpers. Jeder kann kommen und gehen, wie und wann es ihm gefällt. Häufig wird auch das politische Tagesgeschäft durchgesprochen.

Die kleine Schermbecker Gruppe hat inzwischen eine Strahlkraft über die Grenzen Schermbecks hinaus entwickelt. Lembecker kommen ebenso ins Frühstücks-Café in der Kempkesstege wie Heidener, Dorstener und Weseler. Nach dem Schermbecker Vorbild“ wurde im Jahre 2006 der Dorstener Arbeitslosentreff gegründet, der allerdings inzwischen aufgelöst wurde. H. Scheffler

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.