Almauftrieb-Schützenzelt wurde eine bayerische Stimmungsbude

Fast 900 Besucher kamen am Sonntag zu einem musikalischen „Almauftrieb“

Schermbeck. Wenn das so weiter geht, dann muss die Fläche des Festzeltes bald verdoppelt werden. Denn während bei der Premiere des Gemeinschaftskonzertes von Blaskapelle „Einklang“ und Männergesangverein „Eintracht“ im April letzten Jahres nur etwa 100 Besucher keinen Sitzplatz fanden, mussten sich in diesem Jahr etwa 300 Gäste mit einem Stehplatz begnügen, obwohl an den Tischreihen schon 600 Freunde bayerischer und österreichischer Stimmungsmusik einen Sitzplatz gefunden hatten.

Schwiegermütter-Witze

Unter dem Motto „Almauftrieb“ stand das dreistündige Konzert im Festzelt auf dem Rathausplatz, das der Klarinettist Frank Adelhardt mit witzigen Kommentaren moderierte, mit Schwiegermütter-Witzen und kernigen Sprüchen wie „Hunde, die nicht laufen, Musikanten, die nicht saufen, und Frauen, die nicht woll´n, die soll der Deiwel hol´n“ würzte. Mit wiederholten „Zicke-Zacke“-Rufen und kurzzeitig auf einem Tisch stehend, heizte er die bajuwarische Stimmung im Zelt mächtig an.

Den musikalischen Reigen eröffneten das von Ingrid Mügge geleitete Aufbauorchester und das Jugendorchester mit seinem Dirigenten August Krayenbrink. Die jungen Musiker bewiesen, dass sich die Kapelle „Einklang“ im 94. Jahr ihres Bestehens um die Zukunft des Vereins nicht sorgen muss.

Da ziehe ich den Hut vor

Der stellvertretende Bürgermeister Engelbert Bikowski zeigte sich beeindruckt von den vielen jungen Musikern und von dem großen Andrang. Das könne der Beginn einer neuen Tradition werden, vermutete Bikowski angesichts der drei großen Schermbecker Feste „Stil & Art“, „Mi in motion“ und „Schermbeck genießen“, die aus recht unterschiedlichen Gründen aus dem Schermbecker Terminkalender gestrichen werden mussten. „Eine sehr gute Idee. Da ziehe ich den Hut vor“, bescheinigte Marcell Oppenberg als Macher regionaler Musik-Events den Organisatoren des „Almauftriebs“.

 

Den größten Teil des Konzertes gestaltete das Trachten tragende Hauptorchester, das bei seinem Marsch aus dem Backstagebereich zur Bühne mit viel Applaus empfangen wurde, vor der Bühne den „Ruetz“-Marsch ausklingen ließ, bevor sich die Musiker die Bühne mit einer mannshohen Kuh-Attrappe teilten.

Von Salzburg nach Tirol

Dort boten sie einen beeindruckenden Querschnitt ihres musikalischen Repertoires an. Lieder wie das „Kufsteinlied“, „Morawanka und „Von Salzburg nach Tirol“ waren so recht nach dem Geschmack der Zuhörer, die einzelne Passagen begeistert mitsangen oder eifrig an den Tischen schunkelten, als die Musiker die „Rauschenden Birken“ und ein „Bierwalzer-Potpourri“ anstimmten. „Man fühlt sich wie im Urlaub“, zog Christel Timmermann Parallelen zu Musikkauftritten, die sie mit ihrem Mann Hubert während wiederholter Aufenthalte in Österreich miterlebte. 

Während die Blasmusiker den „Bozener Bergsteigermarsch“ erklingen ließen, zogen die Sänger des MGV „Eintracht“ durch das Festzelt zum Bühnen-Vorraum, um unter Leitung ihres Dirigenten Jörg Remmers musikalisch von der Heimat zu schwärmen. Beim Lied „Droben im Unterland“ überließ Remmers den Taktstock dem Ehrenvorsitzenden Reiner Horstkamp, um dadurch selbst zum Akkordeon greifen zu können. 

Let´s play

Ihren ersten öffentlichen Auftritt erlebten am Sonntag 25 Blasmusiker der Gruppe „Let´s play“. „Es war nicht einfach, weil wir fast alle keine musikalische Vorbildung besaßen“, berichtete Andreas Kock von der Entwicklung der Gruppe. Mit viel Geduld habe Hubert Dahlhaus die Ausbildung der Gruppe geleitet, die montags im Dorfgemeinschaftshaus probt. Mit dem „Stratford-Marsch“, dem französischen Tanz „Farandole“ und der Polka „Aus Böhmen kommt die Musik“ bewies die Gruppe, dass man auch jenseits der 50 noch mit dem Erlernen eines Musikinstrumentes beginnen kann. 

Udo-Jürgens-Liedern und Grönemeyers „Männer“

In der Schlussphase des Konzertes lud die Hauptgruppe zum „Stelldichein in Oberkrain“ ein, vermischte Egerländer Heimatklänge und den „Kitzbühler Standschützen-Marsch“ mit einem Potpourri von Udo-Jürgens-Liedern und Grönemeyers „Männer“ zu einem abwechslungsreichen Programmpart. Richtig feierlich wurde es, als die Musiker und die Zuschauer „Dem Land Tirol“, die heimliche Nationalhymne Tirols, gemeinsam sangen. Der tosende Applaus, mit dem das abschließende Lied „Bis bald auf Wiedersehen“ quittiert wurde, schloss den Wunsch viele Besucher mit ein, dass es im kommenden Jahr wieder einen „Almauftrieb“ geben sollte. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.