Schermbecker Schwergewicht schippert gen Mexiko

Wärmeaustauscher der Firma „Martin Busch & Sohn“ wird bald jenseits des Atlantiks eingebaut
Der 17 Monate junge Nils Sebastian gehörte zu den jüngsten Zuschauern, die am Freitag einen nicht ganz alltäglichen Transport verfolgten. Zusammen mit seinem Opa Josef war er zur Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal an der Maassenstraße gekommen, um die Verladung zweier Kolosse der Schermbecker Firma „Martin Busch & Sohn, Behälter- und Apparatebau“ mitzuerleben.
In den beiden schwergewichtigen Kisten, die inklusive Verpackung jeweils 62,5 Tonnen wiegen, befanden sich zwei Wärmetauscher, die in den letzten Monaten im Auftrag eines mexikanischen Ingenieurbüros für die Entschwefelungsanlage einer Raffinerie hergestellt wurden.

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Um die beiden Wärmetauscher mit einem Nettogewicht von 52 Tonnen aus Edelstahl herstellen zu können, musste im vergangenen Jahr zunächst eine neue Fabrikhalle gebaut werden. Die beiden Kräne in der 1972 gebauten Firmenhalle konnten insgesamt nur Werkstücke mit einem Gewicht von 32 Tonnen befördern.
Eigentlich sollten die Wärmetauscher bereits am letzten Mittwoch verschickt werden, aber da es Schwierigkeiten mit dem Mobilkran gab, wurde der Transport verschoben. Mit Hilfe zweier 40-Tonnen-Portalkräne in der neuen Halle wurden die Wärmetauscher am Donnerstagabend vom Betriebsmeister Michael Hegerring und den Mitarbeitern Peter Dahl, Wolfgang Hoppius und Herbert Schlicht auf Fahrzeuge der Firma Bohnet verladen. Die Kisten mit den Außenmaßen 5,50 m mal 5,50 m passten im wahrsten Sinne des Wortes zentimetergenau durch das Hallentor. Die Kisten waren so groß, dass ein Transport über Straßen nicht möglich war. So blieb nur der Wasserweg. In Richtung Wesel-Datteln-Kanal wurde der Transport von der Polizei begleitet.

Am Wesel-Datteln-Kanal wurden die beiden schwergewichtigen Wärmetauscher der Schermbecker Firma „Martin Busch & Sohn, Behälter- und Apparatebau“ verladen. Foto: Helmut Scheffler
Am Wesel-Datteln-Kanal wurden die beiden schwergewichtigen Wärmetauscher der Schermbecker Firma „Martin Busch & Sohn, Behälter- und Apparatebau“ verladen. Foto: Helmut Scheffler

Glück hatte das Transportunternehmen, dass an der Kreuzung der Maassenstraße/Alte Poststraße weder der seit langem diskutierte Kreisel noch eine geplante Querungshilfe vorhanden waren, weil der sehr lange Schwerlasttransporter mit Tiefbett dann sicherlich bei der nächtlichen Aktion Probleme mit dem Einschwenken in die Maassenstraße bekommen hätte. Das Einbiegen in die Straße „Im Aap“ war nur möglich, nachdem zuvor dicke Eisenplatten als künstliche Fahrbahnverbreiterung ausgelegt, Leitplanken entfernt und die seitliche Vegetation zurückgeschnitten worden waren.Martin Busch und Sohn Schermbeck (276)
Freitagmorgen stellte die niederländische Firma Herpetz einen 400-Tonnen-Kran auf dem Parkplatz am Wesel-Datteln-Kanal auf. Dazu mussten Stützplatten verlegt und 130 Tonnen Kontergewichte angebracht werden. Starke Traversen mussten angelegt werden, an denen die Hebeschlupfe befestigt werden konnten.
Der eigentliche Verladevorgang der Kisten durch den Kranführer Remco und seinen Kollege Roger Kerver verlief relativ zügig, nachdem die Länge der Hebeschlupfe so angepasst war, dass die Kiste waagerecht hing. Sie musste nun erst über die Spitzen der am Kanalrand stehenden Bäume gehievt werden, bevor sie über dem bereitstehenden Schiff abgesenkt werden konnte. Vor dem Verladen der zweiten Kiste musste Kapitän Anton Visser sein Schiff „Lodo“ erst ein Stück zurückfahren.

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Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Verladeaktion, die erst gegen 14 Uhr endete. Unmittelbar danach setzten sich das 62 Meter lange Schiff mit seinen 480 PS in Richtung Friedrichsfelder Schleuse in Bewegung. Über den Rhein führte der Transport nach Antwerpen, wo das Schermbecker Schwergewicht auf einem Hochseefrachter den Weg über den Atlantik antrat.

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In der Herstellung von großformatigen Waren hat die Firma Busch Erfahrung. Die Absatzgebiete liegen in fast allen Erdteilen. Zu den Projekten der letzten Jahre gehörten ein Wärmeaustauscher für die Düngemittelherstellung in Australien, ein Gas-Drehschieber als Sicherheitselement für einen chinesischen Gasometer ebenso wie Apparate für eine Claus-3-Anlage, der zur  als Raffinerie Heide GmbH gehörenden Klesch Group, ein Reaktor für die Wasserstoffgewinnung in Südafrika, ein Reaktor für erneuerbare Energien in der Türkei und ein Wärmeaustauscher für die BASF ausgeliefert, die in Südkorea Chemikalien herstellt.
In der Firma an der Alten Poststraße nimmt das nächste Projekt bereits Gestalt an: 3,80 Meter Durchmesser weist ein Reaktor auf, der nach seiner Fertigstellung im Jahre 2016 nach Russland ausgeleifert werden soll. H.Scheffler

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.