Runder Tisch zum Thema Stalking

Fachtagung des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt zum Thema Stalking

Wer Käfige um Menschen baut, gehört bestraft“, so Landrat Dr. Müller in seiner Rede zur Eröffnung der Fachtagung des Runden Tisches. Rund um den 25.11.2017, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, veranstaltete der „Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt an Frauen und Kindern im Kreis Wesel“ am Montag, 20.11.2017, einen Fachtag vor 70 Teilnehmenden zum Thema Stalking. Der Schirmherr des Runden Tisches, Landrat Dr. Ansgar Müller lobte die Arbeit des Runden Tisches, der mittlerweile seit 17 Jahren im Kreis Wesel tätig ist. Landrat Dr. Müller, als Leiter der Kreispolizeibehörde, erklärte, dass das Motto der Polizei im Kreis Wesel „Sicher Leben“ ist. Erfreulicherweise ist die Zahl der angezeigten Zahlen rückläufig und die Aufklärungsquote liegt über 50 %. Stalking jedoch sei ein spezielles und komplexes Problem, da hier – wie auch bei häuslicher Gewalt – die Dunkelziffer sehr hoch ist.

Die Kreisgleichstellungsbeauftragte Petra Hommers erklärte, dass der Begriff Stalking aus der Jägersprache stammt und „anpirschen“ oder „umschleichen“ bedeute. „Ein Stalker ist also jemand, der sein Opfer beobachtet und an es heranschleicht, um dann zuzuschlagen“, erklärte sie. Gerade dieses Umschleichen und im Verborgenen anpirschen und belästigen macht Stalking für die Opfer zu einer schweren Belastung. Oft stellen sie sich die Frage, wo ist ein Belästiger nur hartnäckig und wo beginnt bereits Stalking. Im März dieses Jahres wurde das Gesetz zur Verbesserung des Schutzes gegen Nachstellung erlassen. Dies macht Stalking nun zu einem Eignungsdelikt, d.h. die Opfer müssen nun nicht mehr nachweisen, dass ihr Leben durch Stalking tatsächlich schwer eingeschränkt und gestört ist. Nun reicht es, dass die Handlungen der Stalkenden geeignet sind, einen solchen Einfluss auf das Leben ihrer Opfer zu nehmen.

Stalking zielt darauf ab, die Betroffenen einzuschüchtern, zu isolieren und zu kontrollieren. Über 80 % der Stalker sind Männer und ca. 90 % der Opfer sind Frauen. Die Formen von Stalking sind vielfältig. Dies führten die geladenen Referentinnen und der Referent eindrücklich aus. Es kann von gelegentlichen „Liebesbriefen“, über nächtlichen Telefonterror oder Cyberstalking bis hin zu Belästigungen am Arbeitsplatz gehen. Dies beeinträchtigt die Verfolgten soweit, dass manche ihren Wohnort und sogar ihre Arbeitsstelle wechseln um den unerwünschten Aufmerksamkeiten zu entgehen. Josef Oeinck (Präventionsmanager für Stalking und Partnergewalt) erklärte verschiedene Typen von Stalkern. Der häufigste Stalkingtyp, ist der Expartner, der zumeist schon in der Beziehung ein extremes Eifersuchts- und Besitzverhalten – oft auch verbunden mit häuslicher und sexueller Gewalt – gezeigt hat. Tanja Lange, Opferschutzbeauftragte bei der Kreispolizeibehörde Wesel, erklärte, dass manchmal eine kraftvolle Gefährderansprache ausreiche, um einen Stalker zur Räson zu bringen. Es gibt aber auch weitergehende Mittel, wie Platzverweise, Umgangsverbot und Unterlassungsverfügungen. Immer stehen den Opfern aber auch zivilrechtliche Mittel zur Verfügung. Die Rechtsanwältin Manuela Lück erzählte aus ihrer Praxis und betonte, wie „wichtig die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Frauenberatungsstellen und Rechtsberatungen mit der Polizei und Justiz ist“.

Übereinstimmend sagten die Referierenden, dass die Opfer von Stalking nicht schweigen dürften. Sie sollten das Fehlverhalten dokumentieren und, wenn sie merkten, dass ihr Peiniger ihnen z.B. im Auto vor ihrer Wohnung auflauert, die Polizei rufen, die den Stalker des Platzes verweisen kann. Sowohl Manuela Lück als auch die Opferschutzbeauftragte Tanja Lange betonten, dass die Opfer „laut“ sein sollten. Sie sollen sich Zeugen suchen und andere auf die Nachstellungen und Belästigungen aufmerksam machen. Je besser das Verhalten eines Stalkers dokumentiert ist, umso größer die Erfolgschancen der Opfer bei Polizei und Justiz. Die Rechtsanwältin Lück hob die Unterstützungsleistungen von Frauenhäusern und Beratungsstellen hervor, die den zumeist Frauen in dieser schweren Zeit mit Unterstützung und rechtlichem Rat oft zur Seite stehen.

Bis zum 31.10.2017 gingen bei der Kreispolizeibehörde Wesel 111 Anzeigen wegen Stalkings ein.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.