Machbarkeitsstudie soll Lösungen für die Zukunft finden
Die jetzige Schulsituation an den zwei Schermbeckern Grundschule ist für alle Seiten unbefriedigend. Machbarkeitsstudie soll Lösungen für die Zukunft finden.
Der demografische Wandel ist in vollem Gange. Bereits heute muss die Bildungspolitik in vielen Gemeinden reagieren, um ein pädagogisch vertretbares Angebot an ihren Bildungseinrichtungen sicherzustellen.
So auch in der Gemeinde Schermbeck. Mit der jetzigen Schulsituation sind weder die Lehrer/innen noch die Rektorin Jessica Steigerwald, die zurzeit beide Schulen leitet, zufrieden.
Aus diesem Grunde stellten beide Schermbecker Grundschulen einen Antrag auf eine organisatorische Zusammenlegung beider Schermbecker Grundschulen zu einer Verbundschule. Diese soll räumlich zunächst erst einmal an ihrem Standort bleiben.
Demografischer Wandel bis 2040
Mit Blick auf die Altersstruktur und den demografischen Wandel bis 2040 sowie zu der angedachten Umstrukturierung zu einer Verbundschule mit Beginn des Schuljahres 2019/20, gab es am Donnerstagabend eine Informationsveranstaltung mit Bürgermeister Rexforth, Vertretern der politischen Gemeinde, Pastor Hohnermann, Vertreter beider Grundschulen, Schulleiterin Jessica Steigerwald sowie rund 120 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Eingeladen hatten die Schulpflegschaften.
Kein Baby-Boom in Sicht
Mit Blick auf die derzeitige Altersstruktur, so Rexforth, wird sich die Gemeinde nicht deutlich verjüngen. Hinzu käme, dass nicht, wie in anderen Gemeinde, es in Schermbeck einen Baby-Boom und ein Zuzug von jungen Familien mit Nachwuchs in nächster Zeit zu erwarten sei.
Dies habe auch Auswirkungen auf die Schülerzahl in beiden Schulen. „Also müssen wir als Gemeinde, um die Situationen in den Schulen und Kindergärten halten zu können, dafür sorgen, dass wir junge Familien wieder in die Gemeinde bekommen“. Dazu gehören unter anderem, so Rexforth, günstigen Wohnraum in Schermbeck, aber auch für die ältere Generation barrierefreie Wohnungen, zu schaffen. „Also ist die Politik momentan unterwegs, diese Aufgaben zu meistern und abzuklären“, so Rexforth.
Überalterung
Bedingt durch den Rückgang an Kindern und der Überalterung sowie der geringe Nachzug, werden beide Schulen längerfristig Probleme bekommen. Seit 2000 ist die Geburtenrate gesunken. 1998 besuchten 651 Kinder die Grundschulen. 2018/19 werden es nur noch 381 Grundschüler sein.
Bereits jetzt zeigen die Prognosen für Schermbeck von 2015 bis 2040, einen Rückgang der bis zu 20-Jährigen um 18,5 Prozent. In der Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen sinkt die Zahl um 24,7 Prozent. Die Gemeinde Schermbeck gehört kreisweit mit zu den Gemeinden, welche die stärkste Überalterung aufweist, so Rexforth.
90 Kinder
Erfreulicher sehe es, so Rexforth, auch nicht mit der Geburtenrate aus, die seit 2000 kontinuierlich sinkt, sprich: In den letzten zehn Jahren waren es nur rund 90 Kinder pro Jahr, die auf die Welt kamen.
Deshalb sei auch eine stabile Vierzügigkeit an beiden Grundschulen nicht gewährleistet, zumal auch einige Kinder in den benachbarten Orten weiterhin zur Schule gehen werden.
Zwei Schulen, zwei Problemsituation
Bedingt durch die ständig sinkenden Schülerzahlen sei auf Dauer eine Zusammenlegung der zwei Grundschulen durch die Bezirksregierung zu rechnen.
„Da stellt man sich natürlich die Frage, was macht man damit. Man weiß, dass man auf Dauer in die Gebäudesubstanz investieren muss, und wenn man weiß, dass an beiden Schulen die Übermittagsbetreuung nicht optimal ist, es fehlt eine Mensa, die Schulen sind nicht digital, unstrukturiert, nicht barrierefrei und nur teilweise inklusiv“.
Weiterlaufen lassen, oder nicht?
Zwar ist der Bestand gepflegt, aber aus fachlicher Sicht müssen circa 70 % des Bestandes dringend synergetisch saniert werden. „Wir können es alles so weiterlaufen lassen, aber wenn man sich als Ort für junge Familien attraktiv machen möchte, als Zuzugsort, dann muss man darüber nachdenken, ob das so gewollt ist. Ob das Eltern so für ihre Kinder möchten“, bedachte Rexforth.
Was mache also Sinn? Macht es Sinn, an der Grundschule A die Probleme zu beseitigen, und eine siebenstellige Summe auf den Tisch zu legen, oder macht es Sinn, an der Grundschule B ebenfalls ähnliche Arbeiten zu machen, die ebenso viel Geld kosten? Oder sollte man nicht über eine größere Einheit der Schule diskutieren?
Machbarkeitsstudie
„Wir haben zwar eine Meinung aus Sicht der Verwaltung, aber ob diese richtig und sinnvoll ist, das wissen wir nicht, denn wir sind keine Experten“, so Bürgermeister Rexforth.
Deshalb habe die Gemeinde sich im Herbst letzten Jahres dazu entschieden, dass ein Planungsbüro eine Machbarkeitsstudie erstellen soll, um für die Gemeinde die richtigen Lösungsansätze zu erstellen.
Die Finanzierung der Studie übernimmt zu 70 Prozent die Landesregierung. Der Bewilligungsbescheid liege der Gemeinde seit zwei Tagen vor. Fachleute sollen hier abwägen, welches Modell für Schermbeck am sinnvollsten ist.
Varianten
Insgesamt gebe es drei Varianten, die für die Schermbecker Grundschulen in Frage kommen.
Variante A: Beide Grundschulen bleiben erhalten und werden sanieren und der Bestand erweitert.
Variante B: Es wird eine Grundschule saniert und erweitert und zu einer vierzügigen Grundschule mit der Möglichkeit, eine konfessionelle Schule neben einer freien Grundschule zu führen.
Oder Variante C: Der alte Bestand wird abgerissen und es wird ein völlig neues Schulgebäude auf höchstem Niveau und mit höchstem Standard gebaut. „Das wäre aus meiner Sicht als Bürgermeisters optimal, denn dann wäre für die nächsten 20 Jahre gut vorgesorgt. Eine absolut gute Grundschule mit sehr guten Angebot und neusten Standards, angefangen von Barrierefreiheit, Inklusion und Digitalisierung“ so Rexforth, der betonte, dass dies allerdings auch die teuerste Lösung sei.
Standort einer neuen Schule
Fakt sei auch, dass der neue Standort für alle Schermbecker Kinder gut erreichbar sein muss. An welchem Standort Rexforth dachte, ließ er offen, um somit Spekulationen zu vermeiden.
Ein weiterer Vorteil von nur einer Schule sei auch, dass es hier untereinander keine Konkurrenz zwischen den beiden Schulen geben werde und die Schulleiterin nicht für kluge Köpfe an beiden Schulen werben muss. „Dies wäre eine leidliche Konkurrenzsituation in einem Ort mit gerade mal 13.500 Einwohnern. Da sollten wir uns die Frage stellen, ob die Kräfte nicht anders gebündelt werden können, um sich auf nur eine Schule zu konzentrieren?“.
Verbundschule
Mit Blick auf die räumliche und konfessionelle Zusammenlegung zu einer Verbundschule fügte Rexforth hinzu, dass man hier die Vor- und Nachteile abwiegen müsste. Eine Verbundschule könne, nach vielen Gesprächen mit Jessica Steiger, funktionieren. Die Maximilian Kolbe würde auch nicht als Verbundschule ihre Berechtigung der konfessionellen Glaubensausrichtung verlieren aber, wenn diese als Verbundschule geführt wird, so Rexforth, müssen jedes Jahr die Eltern neu darüber entscheiden, wie viel katholisch konfessionsgebunden die Schule sein muss. Und, es muss ein/e Rektor/in oder ein/e stellvertretende/r Rektor/in konfessionell sein, um den konfessionellen Teil sicher zustellen.
Zuspruch von Pastor Hohnermann
Pastor Klaus Honermann und Schulleiterin Steigerwald setzten sich für eine organisatorische Zusammenlegung der beiden Schulen ein. Dazu sagte Hohnermann, der die Zusammenlegung befürwortet: „Es kommt nicht auf den Namen auf dem Schild an der Schule an, denn eine Schule ist so katholisch wie die Überzeugung ihrer Lehrkräfte. Ein gutes Beispiel dafür ist die gute Zusammenarbeit von Schule und Kirche mit der Schermbecker Gesamtschule“.
Aktuelle Schulsituation ist kaum tragbar
Dass die aktuelle Schulsituation nicht nur auf Kosten der Kinder geht, sondern auch die Lehrpersonen darunter leiden, bliebe nicht aus. Jessica Steigerwald muss aktuell als kommissarische Leitung beide Konzepte unter einen Hut bringen. Das sei sehr unbefriedigend, auf allen Seiten und beide Schulen hingen ein wenig in der Luft. Bedingt auch, dass die Lehrer täglich hin und her springen müssen.
Zusammenführung beider Schulen
Vor diesem Hintergrund möchte das Lehrerkollegium, sowohl von der Maximilian Kolbe Schule als auch von der Gemeinschaftsgrundschule den Rat der Gemeinde den Vorschlag unterbreitet, hier eine organisatorische Zusammenführung beider Schulen vorzunehmen.
Sondersitzung
Über den Vorteil einer möglichen Zusammenlegung sowie einer konfessionellen und räumlichen Zusammenlegung wird der Rat am 26. Juli in einer Sondersitzung entscheiden und beraten.
„Eine Zusammenführung der Schulen jetzt durchzuführen, ist ausdrücklich der Wunsch der Lehrer beider Schulen, denn dann können wir endlich wieder nach dem gleichen Konzept arbeiten und die Vorteile einer Verbundschule jetzt schon nutzen. Gut dann zu wissen, woran jeder ist und es auch wieder Spaß macht, zur Arbeit zu gehen“, erklärte am Ende Jessica Steigerwald.
Petra Bosse