Nottenkämper und die BP geraten stärker in die Kritik

Leserbrief des Gahlener BürgerForums zur Zeugenaussage des Sachverständigen Borchardt vom 17.4.2018 im so genannten „Ölpellets“-Verfahren vor dem LG Bochum. Der Umweltskandal bei der Firma Nottenkämper in Bezug auf die illegal eingebrachten Ölpellets und Kronocarb hätte auch nach Aussage des staatsanwaltlichen Gutachters Herrn Ulrich Borchardt durch leichteste Analytik bei der Beprobung auffallen müssen.

Diese Zeugenaussage vom 17.04.2018 ist nahezu deckungsgleich mit der des LANUV-Mitarbeiters Dr. Ulrich Malorny Ende 2017. Das Pikante ist aber einmal wieder, dass die Zeugen ihre Einschätzung aus ihrem Erfahrungsschatz ableiten müssen, da sie von den Strafverfolgungsbehörden nie eine Probe zur Verfügung gestellt bekommen haben, die direkt vom Gelände der Firma Nottenkämper stammte. Beiden Zeugen lag nur der Urzustand der Ölpellets vor sowie dem Zeugen Borchardt eine von einem die Ölpellets transportierenden LKW. Und trotzdem formulieren beide eindeutige Aussagen – sowohl in Richtung Nottenkämper als auch in Richtung BP.

Nicht nur der Laie fragt sich, warum gibt man dem eigenen Sachverständigen keine realen, aussagekräftigen Vergleichsproben vom betroffenen Gelände? Wenn man diese hätte, könnte man auch eindeutig klären, ob den Mitarbeitern von Nottenkämper bei der Warenannahme, dem Abkippen und dem anschließenden Einbringen das illegale Material hätte auffallen müssen. Dass von Strafverfolgungsbehörden Geländeproben genommen worden sind, ist bekannt und belegt. Bei der Kernaufnahme von Bohrungen seien schließlich neben tonigem Schluff auch schwarze Knollen aufgefallen. Bei ca. 40m sei eine schwarze Masse/Russ entdeckt worden. Auch hätte man Gerüche vernommen, die auf aromatische oder reine Kohlenwasserstoffausgasungen schließen lassen.

Bei den gutachterlichen Untersuchungen konnten die in Rede stehenden Giftstoffe durch entsprechende Analysen festgestellt werden, aber bei den von der Genehmigungsbehörde vorgeschriebenen und von Nottenkämper durchzuführenden hochgerechnet ca. 450 Eluatanalysen nicht? Die Staatsanwaltschaft schrieb dazu in einem Schreiben an die GRÜNEN, dass die durchgeführten Analysen stets unauffällig waren. Entsprechende Analyseergebnisse seien aktenkundig. Und noch einmal: Nach Aussage des staatsanwaltlichen Gutachters hätten durch leichteste Analytik bei der Beprobung die Ölpellets auffallen müssen. Da passt doch etwas nicht zusammen! Da passt insgesamt einiges nicht zusammen!!!

Auf die Frage an den Sachverständigen, wo seiner Meinung nach in der gesamten Lieferkette „der Fehler passiert“ sei, antwortete Herr Borchardt eindeutig: Bei der Kontrolle der Tongrube!

Wieder einmal wurden die Kontrollmechansimen bei Nottenkämper von einem Sachverständigen hinterfragt, aber auch aufgrund einer fehlerhaften Deklarierung eine Verantwortung bei der BP gesehen.

So wie wir schon die Frage an den Kreis Wesel gerichtet haben, müssen wir sie nun auch an die Staatsanwaltschaft stellen: Was muss man denn noch alles passieren, dass man aktiv wird und nicht nur das Mittelstück der Lieferkette zur Rechenschaft zieht?

 

Vorheriger ArtikelMit Alkohol im Blut gegen Baum
Nächster ArtikelReiterinnen des Reitvereins Wodan Damm erneut erfolgreic
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.