Noch 12 Wochen bis zur Wahl des Bürgermeisters

Liebe Leser,

am Ende der 21. Kalenderwoche, am 25. Mai, finden – parallel zu den Kommunalwahlen – die Bürgermeisterwahlen statt. Das sind noch 12 Wochen. Wir haben den drei Bürgermeisterkandidaten Ralph Brodel (SPD), Mike Rexforth (CDU) und Klaus Roth (BfB) angeboten, sich zu einzelnen Fragen zu äußern, die die Gemeinde Schermbeck betreffen.

Unsere Vorgaben waren:

1) Innerhalb von sechs Tagen auf eine einzelne Frage zu antworten. Die Antworten werden jeweils am Dienstag bis 22 Uhr online gestellt. Sollte eine Antwort fehlen, so lag sie bis zum vorgegebenen Zeitpunkt (20 Uhr) nicht vor.

2) Es sollte nach Möglichkeit nicht mit Fehlern von Vorgängern gehadert werden, weil die Entwicklung Schermbecks in der Zukunft liegt.

3) Für diejenigen Leser, die Angriffe auf den politischen Gegner vermissen sollten, sei gesagt, dass die Redaktion daran Schuld ist. Wir haben nahe gelegt, davon Abstand zu nehmen, damit – ohne Ablenkung – die Sache absolut im Mittelpunkt steht.

4) Wir kürzen nicht ein einziges Wort.

Die fünfte Frage steht bereits fest. Für die weiteren Fragen nimmt die Redaktion gerne Anregungen entgegen. Bitte teilen Sie unter [email protected] Themenfelder mit, auf die Sie ganz gerne Antworten von den Bürgermeister-Kandidaten hätten. Auf Wunsch wird absolute Verschwiegenheit garantiert.

Unser Online-Forum www.schermbeck-online.de bietet den Lesern die Möglichkeit, sich an der Diskussion aktiv zu beteiligen. Sie können dabei die einzelnen Kandidaten direkt ansprechen. Das war bislang noch bei keiner Bürgermeisterwahl möglich, weil es im Jahre 2009 noch kein größer angelegtes Online-Portal gab. Nutzen Sie das Kommentarfeld unter diesem Artikel. Veröffentlicht werden nur Kommentare, wenn der Name des Kommentators bekannt ist.

Frage 4: Wenn Sie Bürgermeister werden sollten, dann werden Sie Vorgesetzter von 88 Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigten im Schermbecker Rathaus. Das ist schon ein stattlicher mittelständischer Betrieb. Welche Qualifikationen für die Führung einer so großen Belegschaft bringen Sie mit und wie stellen sie sich den Umgang mit dieser Belegschaft vor?

19.01.2014-004Bürgermeisterkandidat Klaus Roth (BfB)

Ich bringe die Erfahrungen und Menschenkenntnisse im Umgang unter Mitarbeitern nach über 40 Jahren Berufstätigkeit in einem Klein- und Mittelbetrieb sowie aus einem großen Konzern der Stahlindustrie zuletzt im Range eines Abteilungsleiters mit. Darüber hinaus habe ich in den letzten drei Jahrzehnten zahlreiche Ehrenämter in Vereinen und Ausschüssen in der Funktion des Vorsitzenden übernommen, wie zum Beispiel im Gemeindesportverband, 10 Jahre Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses. Bereits im 33. Jahr bin ich Vorsitzender der Behindertensport-Gemeinschaft Schermbeck mit bis zu 130 Mitgliedern.

2011 wurde mir der Vorsitz am „Runden Tisch Ältere Menschen im Kreis_Wesej“ übertragen, vor 4 Jahren war ich Mitbegründer der Fraktion und vor 3 Jahren der Wählervereinigung „Bürger für Bürger“, die zurzeit 52 Mitglieder zählt. Gute und erfolgreiche Arbeit lässt sich nur in einem kollegialen Umfeld und unter motivierten Mitmenschen erreichen. Dabei ist der Vorsitzende Teamplayer. Ich glaube, dies ist mir bisher immer gut gelungen.

Ebenso werde ich im Falle meiner Wahl das Amt des Bürgermeisters angehen. Auch hier gilt, die kollegiale und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu fördern. In mir werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets einen Ansprechpartner sowohl bei betrieblichen als auch persönlichen Angelegenheiten haben. Meine Bürotür steht für Alle nicht nur im Rathaus sondern auch privat immer offen. Ein Lob zur rechten Zeit, oftmals leider viel zu wenig angewandt, fördert das Betriebsklima. Gegenseitige sachliche Kritik um eventuelle Fehlentwicklungen oder oftmals nur Missstimmungen zu analysieren und zu beheben, sind von mir ebenfalls in einem Vieraugengespräch gewünscht. Ich werde in regelmäßigen Abständen Mitarbeitergespräche führen. Neben einem allgemeinen Informationsaustausch sollen die Gespräche dazu dienen, berufliche Ziele und Weiterbildungswünsche zu erfragen. Bedingt durch meine 20jährige Ratserfahrung kenne ich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus und im Bauhof persönlich. Der überwiegende Anteil wohnt in Schermbeck. Sie identifizieren sich ebenso wie ich mit unserem „Schermbeck“. Ich bin mir sicher, „Wir“ werden Schermbeck gemeinsam in eine gute Zukunft führen.

04.10.2013-105Bürgermeisterkandidat Ralph Brodel (SPD)

Liebe Schermbeckerinnen, liebe Schermbecker,

für mich ist Mitarbeiterführung in allererster Linie: Menschenführung. Bevor ich dies aber erläutere, möchte ich auf die Frage mit einer Aufzählung beginnen: 1992 – 1993 Redaktionsleiter der Westfilm Medienagentur der WAZ-Gruppe mit 8 Redakteuren. 1993 – 1998 Geschäftsführer und Redaktionsleiter der größten freien TV-Redaktion in Deutschland, die R1 Redaktionsgruppe mit Standorten in Hamburg, Berlin, Essen, Düsseldorf, Bonn, Dresden und München, mit insgesamt 138 Angestellten. 1998 – 2001 Geschäftsführer und Redaktionsleiter der TV-Produktionsgesellschaft: Das Redaktionsbüro GmbH, mit Standorten in Berlin, Hamburg, Essen, München mit rund 100 Angestellten und einer Tochterfirma. Seit 2001 geschäftsführender Gesellschafter des Medienunternehmens I-DEAR GmbH, mit zurzeit 18 Angestellten.

Rein zahlentechnisch ist also eine Qualifikation erst einmal auf dem Papier abgebildet, viel wichtiger ist aber die Frage, ob man als Leitung auch seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mitnehmen, sie also für die Aufgaben begeistern kann. Dies bedeutet nicht, dass man immer und jeden so lange „motivieren“ muss, bis er oder sie ein arbeitstechnisches Halleluja singt, sondern es bedeutet für mich, das gelungene Maß zwischen Forderung und Förderung zu finden. Anders ausgedrückt muss die Führungskraft, wenn sie eine solche sein will, drei einfache Verhalten natürlich vereinen: Sie muss fair, klar und fähig sein.

Moderne Mitarbeiterführung wird häufig mit neumodischen Begriffen umschrieben, wie Work Life Balance, systemischer Führung, kybernetischer Stil oder intrinsischer Motivation. Die verschiedenen Ansätze füllen ganze Bibliotheken aus. Dies kann man alles so stehen lassen, und es hat auch, in Teilen, seine Berechtigung.

Viel wichtiger ist es aber, nach meiner Erfahrung, mit dem gesunden Menschenverstand und einer bestimmten inneren Haltung seinen Mitarbeitern zu begegnen. Hierfür zählt für mich eine offene Kritikfähigkeit der Führung, eine gerechte Behandlung und entsprechende Aufgabenstellungen. Kurz: dem Menschen Menschen sein, ihn so zu behandeln, dass eine Wertschätzung seiner Person und seiner Tätigkeiten erfolgt. Dies fordere ich für mich, es ist also recht und billig, dass meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dies auch für sich einfordern.

Als gläubiger Christ, der verwurzelt ist in den Idealen und in der Geschichte der Sozialdemokratie, kann und werde ich auch nicht anders handeln. Das mag jetzt eher altmodisch klingen, aber wir Menschen, so glaube ich, sind in diesen Punkten nie modisch gewesen.

Viele wenden jetzt vielleicht ein: Tja, aber ein privater Betrieb, ist keine Verwaltung, das sind Beamte! Denen will ich entgegnen: Ja, das weiß ich, aber Menschen sind Menschen, keine Elektriker, Lehrer, Anwälte oder Politiker.

Außerdem produziere ich jetzt seit über 4 Jahren das Mitarbeiterfernsehen der Bundesagentur für Arbeit. Hier haben wir es auch mit einer reinen Verwaltungsorganisation zu tun, die aber mit rund 106.000 Mitarbeitern, den unterschiedlichsten Hierarchieebenen und Befindlichkeiten, wesentlich komplexer ist, als unsere Verwaltung.

Auch hier stelle ich immer wieder fest: es gibt jede Bandbreite von Mitarbeit. Von engagiert bis verweigernd. Alles sehr menschlich. Eine typische Verwaltungskrankheit konnte ich aber nie erkennen. Nur Vorurteile, die schon. Die sind aber nicht verwaltungstypisch, sondern – zutiefst menschlich.

Und da wären wir wieder bei meinem Ausgangspunkt. Der Mensch ist ein Mensch und will als solcher behandelt werden. Und das ist teilweise schon schwer genug, aber: erfolgreich.

Mitarbeiterführung ist nicht einfach, heißt aber ganz einfach: Menschenführung. Und hierfür kann sich jeder von uns nur jeden Tag so gut anstrengen, wie er oder sie kann. Nicht mehr, nicht weniger.

09.10.2013-099Bürgermeisterkandidat Mike Rexforth (CDU)

Bevor man sich entscheidet, eine so verantwortungsvolle Position wie die des Bürgermeisters einer Gemeinde anzustreben, stellt man sich natürlich viele Fragen.

Hierzu zählt insbesondere die Frage, besitze ich die nötige Qualifikation, die mentale Stärke, den nötigen Rückhalt in der Familie und die Gabe, Menschen unterschiedlichster Qualifikationen und persönlicher Struktur zu führen. Bin ich am Ende in der Lage, die persönlichen Stärken und Schwächen eines jeden Mitarbeiters so einzusetzen, dass ein hochmotiviertes Team entsteht, was Tag für Tag mit Freude und Engagement den Wünschen und Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort ein offenes Ohr schenkt und zielorientiert für den Bürger arbeitet ?

Um dies zu erreichen, muss man sich klar darüber sein, dass man unterschiedliche Rollen als Bürgermeister einzunehmen hat.

Meiner Ansicht nach muss ein guter Bürgermeister Entscheider, Stratege, Moderator, Talentscout, Personalentwickler, Integrator, Schiedsrichter, Navigator und am Ende Kapitän eines Schiffes sein. Die Fähigkeit besitzen, seine Mannschaft und sein Schiff sicher und behutsam auch durch stürmische See zu führen. Er trägt nicht nur Verantwortung für sein Schiff, der Bürgermeister nicht nur allein für seine Gemeinde, sondern ebenfalls Verantwortung für jeden einzelnen Mitarbeiter vom Mechaniker bis zum Offizier, von der Sachbearbeiterin bis zum Fachbereichsleiter.

Bin ich hierzu in der Lage ? Bin ich ein solcher Kapitän ?

Als Leiter der Fußball-Jugendabteilung des SV Schermbeck mit 30 Trainerinnen und Trainern, 250 Spielern und fast 500 Eltern wurde mir auch in meiner Freizeit die Aufgabe gestellt, eine im ersten Moment unüberschaubare Menge zu organisieren und zu strukturieren, zu einer Einheit, einem funktionierenden Verein zu formen. Das ist mir mit meinem Team sehr gut gelungen.

Sie werden sich vielleicht fragen, was hat das mit dem Beruf des Bürgermeisters zu tun? Ein Bürgermeister muss Visionen haben, Engagement an den Tag legen, Mitarbeiter von einer Sache überzeugen, sie zusammenhalten, schlichten und ständig motivieren, das gesteckte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Spaß an der Arbeit zu haben, für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schermbeck da zu sein. Wenn das gelingt, ist Vieles möglich ! Wie in der Fußballjugendabteilung des SV Schermbeck !

Als 4-facher Familienvater habe ich schon früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen, war und bin für meine Familie, mit den unterschiedlichsten Charakteren – denn kein Kind ist wie das andere -, Entscheider, Moderator, Personalentwickler und Schiedsrichter. Auch in stürmischen Zeiten habe ich stets den Kopf bewahrt, vielleicht auch mal die ein oder andere falsche Entscheidung getroffen, hieraus allerdings meine Lehren gezogen, bin aufgestanden und habe das Schiff „Familie“ stets auf sicherem Kurs durch stürmische See geführt.

Im Rahmen meines Studiums zum Diplom-Verwaltungswirt habe ich in zahlreichen Vorlesungen zur Verwaltungspsychologie die unterschiedlichsten Arten der Führung von Mitarbeitern vom alten diktatorischen, bis hin zum modernen kollegialen Führungsstil kennen lernen dürfen.

Fast 7 Jahre war ich hauptverantwortlich für ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sozial-, Versicherungs- und Rentenamtes. Seit nunmehr 12 Jahren leite ich eigenverantwortlich den Fachbereich Finanzen, zu denen die Bereiche Liegenschaften, Beiträge, Versicherungen, Kämmerei, Vollstreckung, Steueramt und das Gebäudemanagement gehören. Ich kenne jede Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiter, jedes Büro, ja fast jede Akte !

Seit vielen Jahren gehöre ich dem Verwaltungsvorstand der Gemeinde Schermbeck um Bürgermeister Ernst-Christoph Grüter an.

Sie sehen, fast 20 Jahre habe ich aktive Erfahrung mit der Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern! Ein Großteil der heutigen noch aktiven Kolleginnen und Kollegen des Rathauses haben unter meiner Führung gearbeitet.

Mir ist es gelungen, einen ausgewogenen Führungsstil zu entwickeln, der jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter genügend Freiraum bietet, sich persönlich, individuell weiterzuentwickeln. Dabei aber ihr, bzw. ihm immer die Sicherheit zu geben, in kniffligen Situationen stets an seiner Seite zu stehen und am Ende sich voll hinter ihn/sie zu stellen. Ich schätze jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin und bin mir sicher, die individuellen Fähigkeit eines jeden Einzelnen stärken und am Ende zum Wohle der Gemeinde Schermbeck einsetzen zu können. Jeder Einzelne von ihnen ist wichtig, um erfolgreich zu sein.

Die finanzielle Schieflage der Verwaltung forderte von mir viele Entscheidungen. Ich habe sie getroffen.

Meine v.g. vielfältigen Führungserfahrungen im privaten, familiären und dienstlichen Bereich werden dazu beitragen „DIE MANNSCHAFT“ sicher auf Kurs zu bringen, denn nur ein gut funktionierendes, harmonisierendes Team erzielt Höchstleistungen,um Schermbeck gemeinsam erfolgreich weiterzuentwickeln.

Ihr Mike Rexforth, Bürgermeisterkandidat für Schermbeck

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.