Etwa 50 Zuhörer nahmen an einer SPD-Veranstaltung in Gahlen teil.
Die bislang gelieferten 14 000 Tonnen Bohrschlämme aus dem Rückbau der Bohrschlammgrube Erika im niedersächsischen Dalum sind nicht radioaktiv und sie dürfen auf der Sonderabfalldeponie Hünxe-Schermbeck abgelagert werden. Das waren die beiden wichtigsten Mitteilungen, die im Rahmen einer SPD-Veranstaltung am Donnerstagabend im Gahlener Café Holtkamp von drei Mitarbeitern der Abfallbeseitigungsgesellschaft Ruhr (AGR) innerhalb der ersten zehn Minuten abgegeben wurden.
Doch für die etwa 50 Besucher war das Thema Bohrschlämme damit nicht vom Tisch. Im Anschluss an ein Kurzreferat, das die Dorstenerin Claudia Baitinger als BUND-Sprecherin des Kreises Recklinghausen hielt, stellten die Zuhörer zahlreiche Fragen an die AGR-Mitarbeiter Michael Block, Hans-Jürgen Ferner und Karlheinz Dingerdissen. Aus der Summe der Fragen und Kurzreferate ergab sich folgende Gesamtsituation.
Die im Jahre 1980 als Deponie für Siedlungs-, Inert- und Sonderabfälle begonnene Deponie wird seit 1997 ausschließlich als Deponie für Sonderabfälle betrieben. Hier dürfen Abfälle bis zur Deponieklasse DK III auf einer Grundfläche von 35 Hektar abgelagert werden. Wie viel Volumen von den ursprünglichen 3,82 Mio. Kubikmetern noch frei sind, soll von der AGR nachgeliefert werden.
Bei den Materialien aus der Bohrschlammgrube Erika handelt es sich um Bohrschlamm und Boden, die nur deshalb nach Schermbeck-Hünxe kommen, weil die darin enthaltenen lipophilen Bestandteile (Ölreste) zur Einstufung in die DK III zwingen und Niedersachsen keine einzige öffentliche Deponie für diese Klasse besitzt.
Genehmigungs- und Überwachungsbehörde ist die Bezirkregeierung Düsseldorf. Die von Niedersachsen gelieferten Bohrschlämme erhalten vom Erzeuger eine Deklarationsanalyse und bei der Anlieferung in Schermbeck-Hünxe wird eine Verbleibkontrolle durchgeführt. Seit drei Jahrzehnten werden vom Sickerwasser der Deponie Proben an die Bezirksregierung abgegeben. Abgelagert wird in einem Deponiebereich, der den heutigen Anforderungen für eine DK III-Deponie entspricht. Die Sickerwässer werden nicht in Vorfluter im Schermbeck-Hünxer Bereich eingeleitet, sondern zur Zentraldeponie Emscherbruch in Gelsenkirchen gebracht. Die Auffangbecken der Schermbeck-Hünxer Deponie reichen aus.
„Wir haben null Kenntnis“, bedauerte der Schermbecker Feuerwehrleiter Gregor Sebastian die unterbliebene Information seitens der AGR. „Für uns ist das ein Material, mit dem wir alltäglich umgehen“, erklärte Michael Block die Tatsache, dass die AGR die Bevölkerung nicht früher informiert habe. Am Tag des WDR-Fernsehberichtes (4. April) wurden, so Block, der Deponiebeirat und die Politiker in Schermbeck und Hünxe informiert. Dem Widersprach die SPD-Kreistagsabgeordnete Daniela Schwitt. Inzwischen, so Block, seien die CDU-Mittelstandsvereinigung ebenso informiert worden wie der Hünxer Planungs- und Umweltausschuss. Der Schermbecker Planungs- und Umweltausschuss soll am 4. Mai von AGR-Vertretern informiert werden. Am 11. Mai tagt der Deponiebeirat erneut. Am 22. Juni sind AGR-Vertreter Gäste im Planungs- und Umweltausschuss des Kreises Wesel.
Zur Sicherheit der Abdichtung befragt, hoben die AGR-Vertreter eine über 30 Meter mächtige Tonschicht im Untergrund und eine Oberflächenabdichtung ebenso hervor wie das Auffangen von Sickerwässern und die Bildung einer finanziellen Rücklage für eventuell einmal fällige Nachbesserungen der Deponie. Die AGR ist auch nach der avisierten Schließung der Deponie im Zeitraum 2020/21 für die Nachsorge der Deponie verantwortlich.
Dem Angelsportverein Gahlen wurde versprochen, ein- bis zweimal jährlich Wasserproben aus dem Vereinsgewässer im Heisterkamp durchzuführen. Der Bevölkerung wurde angeboten, sich in Kleingruppen für eine Besichtigung der Deponie anzumelden. H. Scheffler