Die Gewinner des Preisgerichtes „freiraumplanerischer Wettbewerb Mittelstraße“ stehen fest. Die Neugestaltung der Mittelstraße nimmt Fahrt auf – Drei innovative Entwürfe wurden von einer Jury aus insgesamt zwölf Einsendungen aus ganz Deutschland ausgewählt. Der Fokus liegt auf einem klimafreundlichen Konzept, das die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt nachhaltig steigern soll.
Heute, am Freitag wurden der Presse im Rathaus die Gewinner des Wettbewerbs zur Neugestaltung der Mittelstraße präsentiert. Aus insgesamt zwölf eingereichten Entwürfen aus ganz Deutschland wählte das Preisgericht drei Favoriten aus, die besonders hervorstachen.
Die Gewinner des Wettbewerbs
Den ersten Platz belegte das Büro Greenbox Landschaftsarchitekten aus Köln. Der zweite Platz geht an die Firma Axel Lohrer Hochrein Landschaftsarchitekten aus Bochum, und der dritte Platz an Lucas Hövelmann von Ottil.La – Landschaftsarchitekten aus Bonn.
Fokus auf Aufenthaltsqualität
Bürgermeister Mike Rexforth fasste seine Motivation für den Wettbewerb zusammen: „Mein Ziel als Bürgermeister ist es, das Thema Mittelstraße in Schermbeck für die kommenden Jahrzehnte nachhaltig zu lösen.“ Rexforth betonte, dass der langjährige Prozess von der Idee bis zur Planung nun kurz vor dem Abschluss stehe. „Jetzt liegt es an der Politik und dem weiteren Gespräch mit dem Planungsbüro, wie die endgültige Planung aussehen wird und wie es weitergeht.“
Ziel des Wettbewerbs sei auch gewesen, die Mittelstraße als Raum für Menschen zu gestalten. „Die Mittelstraße soll so gestaltet sein, wo Autofahrer das Gefühl haben, am falschen Ort zu sein, und daher eine alternative Route wählen.“
Dabei hob er hervor, dass das Verkehrskonzept Mittelstraße in dieser Planung aktuellen noch nicht abschließend geklärt sei und daher keinen Einfluss auf die Pläne zur Umgestaltung der Mittelstraße hatte.
Aufenthaltsqualität für Fußgänger
Im Zentrum der Entwürfe stand, erklärt der Duisburger Landschaftsarchitekten und Mitglied des Preisgerichts Christian Jürgensmann, die Aufenthaltsqualität für Fußgänger. „Der Fußgänger ist letztendlich auch ein Verkehrsteilnehmer, und wir haben im Laufe des Verfahrens herausgearbeitet, dass ihm Vorrang eingeräumt werden sollte – insbesondere durch Dienstleistungen und Cafés“, so Jürgensmann. Die Planungen zielten darauf ab, Grünflächen und Rückzugsorte im Straßenraum zu schaffen, um eine klimagerechte Innenstadt zu fördern.
Die Bedeutung der Wettbewerbsbeteiligung
Die hohe Qualität der zwölf Entwürfe, von denen einige bereits in einem fortgeschrittenen Stadion waren, zeugen laut Jürgenmanns großem Engagement der Landschaftsarchitekten. Die Teilnehmer hatten auf eigenes Risiko und ohne Honorar gearbeitet, was eine erhebliche Vorleistung von rund 15.000 bis 20.000 Euro pro Entwurf bedeutete. Dadurch hielten sich die Kosten laut Wettbewerbsbetreuer Christian Jürgensmann in Grenzen. Dieser Einsatz verdeutliche das hohe Engagement der Landschaftsarchitekten, obwohl es angesichts der hohen Auslastung in Deutschland nicht mehr selbstverständlich sei, dass viele Arbeiten für Wettbewerbe eingere
Reduzierter Ansatz in der Gestaltung
Viele der ursprünglich eingereichten Entwürfe wiesen jedoch noch eine dominante Verkehrsführung auf. Diese seien somit aus der Diskussion genommen, da sie den aktuellen Status quo kaum verändert hätten. Arbeiten, die auf eine Reduzierung des Verkehrs und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie Begrünung und klimaregulierende Maßnahmen setzten, seien so schnell in den den Vordergrund gerückt.
Charakter der Mittelstraße soll bewahrt bleiben
Bei der Bewertung sei besonders darauf geachtet worden, dass die vorgeschlagenen Gestaltungselemente – wie Baumlinien oder Begrünung – maßstabsgerecht für die Mittelstraße waren. Überdimensionierte oder raumgreifende Lösungen wurden ausgeschlossen, um den Charakter der Straße zu bewahren und nutzungsoffene Räume zu schaffen.
Das Konzept von Greenbox
Der Siegerentwurf von GREENBOX, präsentiert durch Standortleiter David Theidel von GREENBOX, basiert auf der Idee eines „Klimabands“. Theidel erläuterte das Konzept zur Neugestaltung der Mittelstraße: Im Mittelpunkt steht ein „Klimaband“, das als grüne Linie entlang der Straße verläuft.
Die Bepflanzung in Regenrückhaltebereichen soll nicht nur zur Begrünung beitragen, sondern auch eine wichtige Rolle für das Mikroklima und die Wasserretention spielen, indem Regenwasser gespeichert wird. Durch diese langgestreckte, grüne Gestaltung entstehen natürliche Akzente, die die Straße beleben.
Raumsequenzierung und reduzierte Gestaltung
Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, soll die Mittelstraße in verschiedene Abschnitte unterteilt werden. Diese Raumsequenzierung, etwa durch Platzöffnungen wie an der Georgskirche, schaffe Abwechslung und mache den Verlauf der Straße gut sichtbar. „Der Entwurf setzt bewusst auf klare Linien und eine reduzierte Gestaltung, um die Straße nicht zu überfrachten“, so Theidel. Statt vieler kleiner Details habe man sich auf wenige, gut durchdachte Elemente konzentriert. Dadurch entstehe eine funktionale und verständliche Struktur, die vom Preisgericht positiv bewertet wurde.
Beleuchtung als gestalterisches Element
Das Beleuchtungskonzept sieht eine Abkehr von traditionellen Mastleuchten vor. Stattdessen werden abgehängte Leuchten von Fassade zu Fassade gespannt, was für eine großzügige, hindernisfreie Ausleuchtung sorgt. Dies öffnet den Straßenraum und unterstützt die Raumbildung für Fußgänger. In den Platzöffnungen mit Aufenthaltscharakter kommen klassische Mastleuchten zum Einsatz, um diese Bereiche stärker zu betonen.
Verkehrsführung: Einheitlicher Straßenraum
Die Verkehrsführung sei bewusst dezent gehalten: Autofahrern wird möglichst wenig Orientierung geboten, wodurch die Straße nicht wie eine typische Fahrspur wirkt. Ziel sei es, den Verkehrsraum als einen „Teppich“ mit rotem Klinker zu gestalten, der die gesamte Mittelstraße einheitlich von der St.-Ludgerus-Kirche bis zum Rathaus verbindet. Dadurch werde die Straße für alle Verkehrsteilnehmer – Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer – gleichermaßen nutzbar sein, ohne dass eine Gruppe dominiert. Dieser Ansatz fördere eine langsame und vorsichtige Fahrweise und rückt Fußgänger und Radfahrer in den Fokus.
Offene, großzügige Räume
Durch diese Materialwahl und die bewusste Gestaltung entstehen offene, großzügige Räume, die für alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen zugänglich sind. Der Ansatz sorgt dafür, dass die Mittelstraße nicht nur ein Verkehrsraum, sondern ein lebendiger Aufenthaltsort wird.
Die Beteiligten, darunter Vertreter der letzten drei Preisträger sowie Mitglieder des Vergabegremiums und der Politik, betonten den mutigen Schritt der kleinen Gemeinde Schermbeck, diesen Wettbewerb auszurichten. Die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten zeige, dass ein Bewusstsein für eine zukunftsorientierte Gestaltung der Mittelstraße vorhanden sei.
Fachkundige Begleitung und Zusammensetzung des Preisgerichts
Begleitet wurde die Ausarbeitung der Planung von den Sachverständigen Ramon Huld, Fachbereich IV. und Thomas Nübel (Stabsstelle 5) der Gemeinde Schermbeck. Bei der Auslobung durch das Preisgericht anwesend waren neben Bürgermeister Rexforth auch Günter Gätzschmann, Vertreter der Fraktion für Ratsverjüng, Arbeit und Kommunales, Huber Große-Ruiken, Vertreter der CDU Fraktion sowie Dr. Stefan Steinkühler, Vertreter der Grünen Fraktion. Sie begleiteten auch im Vorfeld die Planung.
Das Fachgericht bestand aus Prof. Dirk Junker Landschaftsarchitekt bdls und Stadtplaner Osnabrück, Ulrike Platz, Landschaftsarchitektin aus Bonn, Hans-Rainer Runde, Stadt- und Verkehrsplaner Düsseldorf, Doron Stern, Landschaftsarchitekt bdla und Stadtplaner Köln sowie Prof. Burghard Wegener, Landschaftsarchitekt bdla Köln.