Neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Ein 400 Meter langes Stück des Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert

Schermbeck (hs) Den Moment wollte sich Bürgermeister Mike Rexforth heute Nachmittag nicht entgehen lassen.

Im Westend „seines“ Gemeindegebietes stellten Mitarbeiter des Kreises Wesel einen renaturierten Teil des Rehbaches vor, der Vorbild werden soll für zwei gemeindliche Renaturierungsmaßnahmen im Bereich des Schermbecker Mühlenbaches.

Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert
An der Vorstellung des renaturierten Weselerwalder Rehbaches beteiligten sich Heute Nachmittag Hans-Toni Jaeger, Wilhelm Itjeshorst, Ingo Klenke, Otto Pöll, Michael Fastring, Mike Rexforth und Helmut Czichy (v.l.).  Petra Bosse

Helmut Czichy, der Umweltdezernent des Kreises Wesel, Michael Fastring als Fachdienstleiter Umwelt, der technische Sachbearbeiter Ingo Klenke und der Diplom-Biologe Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station des Kreises Wesel (BSKW) stellten die Baumaßnahme vor. Die Mitarbeiter des Kreises Wesel sorgten in einem ersten Schritt für die finanziellen Mittel zum Gewässerausbau im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Diese Richtlinie strebt die Entwicklung degradierter Gewässer hin zu einem natürlichen Laufverhalten an. Bei der Auswahl eines geeigneten Gewässers war Wilhelm Itjeshorst behilflich. Er empfahl den Rehbach am westlichen Rand des landeseigenen Staatsforstes Dämmerwald.

Der ausgewählte rund 400 Meter lange Teilbereich des Rehbaches liegt – etwa 500 Meter nördlich des Parkplatzes Teufelsstein – mitten in einem Gebiet, das im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes des Landesbetriebs Wald und Holz NRW und der Gemeinde Schermbeck zur „Neuen Wildnis Dämmerwald“ entwickelt werden soll. Auf dem geplanten Wildnisweg sollen mehrere Wildnisfenster und eine Wildnisstation angelegt werden. Der Weg führt unmittelbar am jetzt renaturierten Rehbach entlang und ergänzt die Zielsetzung der „Neuen Wildnis Dämmerwald“, die heute vom Leitenden Forstdirektor Otto Pöll und vom Forstamtsrat Hans-Toni Jaeger erneut kurz vorgestellt wurde (wir berichteten).

Als Gesamtkosten wurden 56 000 Euro errechnet. Nachdem 44 800 Euro aus EU-Mitteln vom Land NRW als 80-prozentiger Zuschuss bewilligt waren und der Kreis Wesel die Übernahme der 20-prozentigen Finanzierung aus zweckgebundenen Mitteln für den Ausgleich ökologischer Eingriffe bereitgestellt hatte, konnten die von der Hamminkelner Firma Oekoplan entworfenen Pläne umgesetzt werden.

Im September begann die Schermbecker Firma Schanzmann mit der Renaturierung, die Mitte November abgeschlossen werden konnte. Viel Lob für die gute Zusammenarbeit von Planern, BSKW und ausführender Firma gab es gestern von Helmut Czichy.

Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert

Im Rahmen der baulichen Maßnahme ging es um eine Beseitigung des geradlinigen Bachverlaufes hin zu einer Fließform, wie sie existierte, bevor der wirtschaftende Mensch korrigierend eingriff. Dabei sei, so Klenke, das Gewässer deutlich degradiert und sein ökologisches Potenzial reduziert worden.

Zudem wurde das benachbarte Gelände um etwa 50 Zentimeter abgesenkt. Dadurch kann der Bach bei künftigen Hochwasserszenarien wesentlich früher über seine Ufer treten und sein Wasser sich auf einer so genannten Retensionsfläche verteilen. Diese Fläche fasst etwa 2500 Kubikmeter Wasser, die nicht auf schnellstem Wege der Issel zugeführt werden und dadurch die Hochwassersituation der Issel ein wenig entschärfen können.

„Der Lebensraum für Pflanzen und Tiere nimmt zu“, nannte Wilhelm Itjeshorst als einen weiteren Vorteil des naturnahen Bachausbaus. Es könne sogar möglich sein, dass die Quelljunger, eine an sauberen, kleinen Fließgewässern vorkommende Libelle, dort heimisch werde. „Ich gehe davon aus“, so Itjeshorst, „dass sich ein typischer Bachauenwald mit Erlen und Birken entwickeln wird.“ Es dauere aber sicherlich mehrere Jahrzehnte, bis sich die Waldlebensgemeinschaft der Bachaue vollständig entwickelt habe. Ein Monitoring soll in abgespeckter Form stattfinden, um die Entwicklung ein wenig dokumentieren zu können. H. Scheffler

Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert

Rehbaches im westlichen Teil des Staatsforstes Dämmerwald wurde renaturiert
Leitender Forstdirektor Otto Pöll
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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.