Veras Bruder nahm den Holzroller mit ins Bett

Wie die Großeltern in ihrer Kindheit Weihnachten feierten

Am 9. Dezember wurde auf der Mittelstraße zum sechsten Male das Fest „Schöne alte Weihnachtszeit“ gefeiert. Wie schön war diese Weihnachtszeit denn früher? Das wollten wir in Erfahrung bringen und baten die Gesamtschule um Unterstützung. Die Zehntklässlerin Lilly Sofia Labahn (Foto) befragte ihre Großmutter Vera, wie sie als Kind um 1955 Weihnachten gefeiert habe, und fasste das Ergebnis in einem kleinen Aufsatz zusammen.

Meine Oma Vera erinnert sich noch sehr gut an die Weihnachtszeit mit ihrer Familie. Die Weihnachtszeit fing für sie immer mit dem ersten Dezember an. An diesem Tag begannen sie, ihre sieben Geschwister und ihre Mutter immer den Weihnachtsschmuck zu basteln. Am liebsten bastelte sie Strohsterne, welche zum Schluss noch mit goldener Farbe verziert wurden. Am ersten Advent fingen sie an zu schmücken, aber der Weihnachtsbaum wurde erst am Tag vor Heiligabend besorgt.

Lilly Sofia Labahn ließ sich von ihrer Oma über das Weihnachtsfest in deren Kindheit erzählen. Foto: Helmut Scheffler

Die Bescherung fand immer erst am ersten Weihnachtstag statt, weswegen die Kinder am Heiligabend nach dem Abendessen sofort schlafen gingen, in der Hoffnung, am nächsten Tag viele schöne Geschenke unter dem Baum zu finden. Die Bescherung fand immer sofort nach dem Frühstück statt. Meist bestanden die Geschenke der Kinder aus ihren eigenen Spielsachen, die vorher kaputt waren und zu Weihnachten wieder repariert wurden. Natürlich waren meine Oma und ihre Geschwister immer traurig, wenn ihnen vor Weihnachten auf einmal Spielzeug fehlte. Klar ist es ihnen aufgefallen und sie waren auch immer sehr traurig, wenn auf einmal zum Beispiel das Lieblingskuscheltier fehlte, aber umso größer war später die Freude, wenn man es am ersten Weihnachtstag sauber und geflickt und dem Weihnachtsbaum fand.

Das Lieblingsgeschenk meiner Oma war ein vom Vater selbst gebauter Puppenwagen, der unter anderem aus einer Obstschale bestand. Am lustigsten fand sie aber jenes Weihnachtsfest, als ihr Bruder einen selbst gebauten Holzroller kriegte und ihn so sehr mochte, dass er ihn nicht mehr abgeben wollte und sogar mit ins Bett nahm.

Nach der Bescherung gab es zum Mittagessen immer Klöße mit Rotkohl und Rollbraten. Obwohl das Weihnachtsfest früher so kurz war und man nicht viel gekriegt hat, freuten sich meine Oma und ihre Geschwister immer sehr darauf.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.