In diesem Jahr haben die Bäume enorm viele Eicheln, Bucheckern und Kastanien produziert
Ob in der Erler Heide, im Dämmerwald, auf Gehwegen, in Parks oder selbst auf den Straßen knackt es auf Schritt und Tritt unter den Sohlen. Wenn so etwas passiert, sprechen die Forstwirte von einem Mastjahr. Für Eichen gilt die Regel, dass alle sieben Jahre ein Mastjahr wird.

Für die Bäume ist das ein regelrechter Kraftakt, da Stammwachstum und Fruchtbildung um die Energiereserven konkurrieren. So trägt zum Beispiel eine Lärche in einem Mastjahr 10-mal so viele Zapfen wie in normalen Jahren.
Mastjahr innerhalb von zwei Jahren
Was sich hinter einem Mastjahr verbirgt und was ein Mastjahr ist, diese Fragen beantwortete der Revierförster Christoph Beemelmans.
In der Üfter Mark und im Dämmerwald seien die Bäume voll mit Früchten, bestätigt auch Beemelmans. Eigentlich, so lautet die Regel, gilt bei Eichen, dass es alle sieben Jahre ein Mastjahr gibt. Eigentlich, denn bereits im letzten Jahr habe der Förster festgestellt, dass die Mast hoch gewesen sei.

Extremjahr 2022
Das in diesem Jahr erneut so viele Früchte produziert wurden, sei besonders für das Wild in der Üfter Mark und Dämmerwald sehr wichtig. Beemelmans spricht sogar von einer extremen Notzeit, was das Wild in den vier Monaten der Trockenperiode in der Erler Heide durchmachen musste. „Die große Regenzeit innerhalb von vier Wochen, es fielen 160 Liter Regen pro Quadratmeter, hat die Wälder wieder grün werden lassen. Das Wild hat diese Situation sofort genutzt, um die körperlichen Verluste wieder auszugleichen“.
Ein besonderes Bonbon sei nun die Mast in diesem Jahr. Sie gleiche in den nächsten Wochen alles aus und die Tiere können sich nun genügend Wintervorrat anfressen. „Es ist eine gute Mast. Die Natur hat so viel produziert, was alles gar nicht genutzt werden kann, und jetzt wieder in den Kreislauf übergeht“, so der Förster.

Intervalle werden kürzer
Jedoch ist der Energieüberschuss eines Baumes nicht immer positiv. Förster Beemelmans habe auch festgestellt, dass die Intervalle der Mast immer kürzer werden. Das liege auch daran, dass die Bäume in der Blütezeit durch die überdurchschnittlichen Sonnenbestrahlungen gestresst werden und dann noch gegen die Hitze ankämpfen müssen. Durch den Wasser- und Nährstoffmangel gibt es die „Angstblüten“, wo der Baum seine restlichen Energien investiert. Diese kann dem Baum extrem schaden. „Vier Monate ohne Wasser und drei trockene Jahre, da ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Baum umfällt“, meint Förster Beemelmans auch angesichts der klimatischen Veränderungen.

Keine Feuchtgebiete im Wald
Mit Blick auf den Baumbestand in der Erler Heide seien in den letzten vier Jahren 200 bis 300 Bäume abgestorben und im grünen Zustand einfach umgekippt. Dazu gehören rund 30 Prozent der Birkenbestände, 15 Prozent der Eichen und 70 Prozent der Lärchen. Der Grund dafür ist, dass die Feinwurzel der Bäume in gut einem Meter Tiefe keine Feuchtigkeit mehr haben. Das gelte auch für den Dämmerwald, der in diesem Jahr komplett trockengefallen sei. Ein Zustand, den Christoph Beemelmans in den 30 Jahren als Förster in der Erler Heide noch nie beobachtet habe.
Trotz der aktuellen Situation sei die Pflege des Waldes in den letzten 30 Jahren sehr gut gewesen. „Wir haben dem Wald hier schon jede Menge gegeben, was er benötigt“, so Beemelmans.

Klimastabil für die Zukunft machen
Um weiterhin die Erler Heide dem neuen Klima anzupassen und „klimastabil“ für die Zukunft zu machen, müssen neue Baumarten wie Nussbäume, Zedern, Sumpfeichen oder die Rot-Eiche angepflanzt werden. „Die Wissenschaft empfiehlt es schon heute, aber ein Großteil derer, die die politische Verantwortung für die Gestaltung von Natur- und Gestaltung in Deutschland tragen, haben das leider bis heute noch nicht verinnerlicht“, bedauert Beemelmans. Die Politik müsse offener werden und auch süd-europäische Laub- und Nadelbaumarten zulassen.
Das Gleiche gelte jedoch auch für private Waldbesitzer, die deutlich freier in der Baumartenwahl agieren können als öffentliche Besitzer. „Wenn man einen Wald hat, dann muss jeder auch etwas dafür tun und investieren“, ergänzt Beemelmans.