„Löschen, retten, bergen“ und „Kilian feiern“

Kilian-Schützenfest Schermbeck (heute geht`s los)

Schermbeck. Wie ein gewaltiges Räderwerk arbeiten in beiden Kilianer-Königreichen seit mindestens einer Woche viele Personen daran, dass den Besuchern des in der weiten Region einmaligen Doppelschützenfestes Feiern in „Ordnung, Einigkeit und Frohsinn“ beschert werden.

Neben den Offizieren, die im Wald Maiengrün für den Straßenschmuck und fürs Schmücken der Festzelte auf dem Rathausplatz (hüben) und an der Freudenbergstraße (drüben) geschlagen haben, neben den Vorstandsfrauen, die ihren Männern bis zu einem Dutzend weiße Hemden zum Wechseln gebügelt haben, neben Nachbarn, die Kränze für die noch amtierenden Majestäten gebunden haben, waren auch zwei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz, um Schermbeck ein grün-weißes Kilian-Outfit zu verleihen.

Feuerwehr Schermbeck
Bereits am Dienstag hat der von Christoph Loick geleitete Löschzug Schermbeck die grün-weißen Fähnchengirlanden im rheinischen Schermbeck aufgehängt.

Der Fähnchenschmuck reicht von der Mühlenbachbrücke in der Nähe des Rathauses bis hin zum „Rheinisch-Westfälischen Hof“. Dass die Schermbecker dabei sogar teilweise auf dem Territorium des Altschermbecker Königs Markus Fasselt Fähnchen aufhängen, werden die Besucher kaum bemerken. Aber die rheinischen Kilianer hängen zwischen Grüter und Leers mit unverhohlener Freude Fähnchen auf und rufen dabei auch 138 Jahre nach der Gründung der Kiliangilde Altschermbeck noch in Erinnerung, dass die „Dörfler“ im ehemals westfälischen Altschermbeck schon fröhlich mit den rheinländischen Kilianern feierten, bevor die Dörfler 1877 ihre eigene Gilde gründeten.

In Höhe der „Kilian-Apotheke“, als etwa 70 Meter jenseits der Schermbeck-Altschermbecker Grenze, endet die Toleranz des Altschermbecker Löschzuges gegenüber der Grenzverletzung ihrer rheinischen Kollegen endgültig. Spätestens ab dem Hotel „Zur Linde“ beginnt ihr Zuständigkeitsbereich. Gestern Abend schmückte der von Martin Wilsing geleitete Löschzug Altschermbeck die Schlossstrasse und die Freudenbergstraße bis zum Festplatz. Der stellvertretende Löschzugführer Martin Schulze will dabei beobachtet haben, dass in Höhe des Kreisverkehrs der heilige Kilian einen Moment lang zufrieden gelächelt hat, zumal der Altschermbecker Thron sein Umfeld schon vor Tagen fein herausgeputzt hatte. Während die Wehrleute die Fähnchen aufhängten, drangen die Marsch-Klänge durchs Fenster ihres Gerätehauses, in dem die Blaskapelle „Einklang“ für die Umzüge am Sonntag und Montag probte.

„Die Kirche muss im Dorf bleiben“, stellen die Altschermbecker Wehrleute resolut fest. Um das zu verdeutlichen, wurden im Jahre 2005 erstmals drei Altschermbecker Kilian-Fahnen am Kirchturm aufgehängt. Sie zeigten nach Norden, Osten und Süden auf Gebiete ihres eigenen Königreiches. Das vierte Fenster auf der Westseite blieb frei, bot es doch lediglich den Blick auf „Feindesland“.

Die Idee des Kirchturmschmückens fanden die Schermbecker Kilianer so gut, dass die beiden Präsidenten verabredeten: Die Schermbecker dürfen ihre Fahne aus dem Westfenster der Ludgeruskirche hängen lassen.
Heute Abend stehen Feuerwehrleute mit ihren Fackeln am Schermbecker Ehrenmal, wenn Präsident Rainer Gardemann einen Kranz zu Ehren der gefallenen und vermissten Kilianer niederlegen wird.
Die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr ist nicht nur durch den Gahlener Löschzug gesichert, sondern auch an allen Tagen dadurch, dass jeweils neun Wehrleute in Schermbeck und Altschermbeck ihren Durst mit Wasser löschen. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.