Offener Brief
Sehr geehrter Herr Eckerth,
auf Ihrer Informationsveranstaltung am letzten Donnerstag (16.11.) haben Sie betont, dass man jedem Auskunft gegeben hat, der vertraulich darum gebeten habe und uns Kommunalpolitikern vorgeworfen, dass wir bei Ihnen nicht aktiv nach Informationen gefragt haben. Ja, das stimmt!
Das heißt, dass, wenn wir bei Ihnen vorstellig geworden wären, Sie uns mehr Informationen gegeben hätten, als wir auf Ihrer Veranstaltungen erfahren haben? Sie hätten uns also „vertrauliche“ Informationen gegeben, die Sie sonst im Hinblick auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Bochum und Duisburg so nicht herausgegeben hätten? Das bezweifeln wir.
Es ist ja auch nicht so, dass wir von Ihnen keine Informationen im Vorfeld erhalten hätten. Sie, Ihr Berater, Herr Hansen, und auch die Ton-Stiftung haben in der jüngsten Vergangenheit den direkten Kontakt zu lokalen Persönlichkeiten im 4-Augengespräch gesucht und Ihre Version der Dinge dargestellt, was vollkommen in Ordnung ist. So gesehen kennen wir über diesen Informationskanal auch Ihre Sichtweise.
Wir haben am Donnerstag auch keine Informationen von Ihnen und Ihrem Gutachter erhalten, die wir noch nicht kannten – bis auf den Umstand, dass Ihr Unternehmen sogar selbst (über Subunternehmer) ab und zu Material vom RZB in Bochum abgeholt hat und dass Sie zukünftig eine Videoüberwachung der Anlieferungen durchführen wollen, was ehrlich gesagt, auch nicht die Qualität Ihrer Proben verbessern wird.
Was wir noch nicht so ganz verstanden haben ist, dass die AHU AG als unabhängiger Gutachter des Kreises, der Bezirksregierung Düsseldorf und des LANUV auf Ihrer privaten Firmenveranstaltung Aussagen machen durfte, wir aber keinen Zugang zum Gutachten erhalten.
Zudem glauben wir, dass im Hinblick auf das, was bei Ihnen geschehen ist, wir bezüglich der Informierung der Betroffenen besser von einer „Bringschuld“ Ihrerseits statt von einer „Holschuld“ unserseits sprechen sollten. Die relevanten Kommunalpolitiker stehen alle auf der Homepage der Gemeinde Schermbeck. So gesehen freut es uns aber, dass Sie auf der Informationsveranstaltung des Gahlener BürgerForums am 30.11. aktiv teilnehmen werden. Dazu gehört auch Mut, den andere bisher nicht aufgebracht haben.
Wir sind aber noch nicht davon überzeugt, dass Ihr Unternehmen keine Mitverantwortung für die Geschehnisse trägt. Rekapitulieren wir die bisher bekannten Fakten:
1. Sie lassen das Material teilweise (über Subunternehmer) in Bochum abholen; dann ist doch jemand aus Ihrem Verantwortungsbereich bei dem Ladevorgang dabei – und Sie merken nichts?
2. Mehrere tausend (!!!) LKWs kommen aus Bochum und laden bei Ihnen ab. Sie nehmen sich Proben vom anliefernden LKW und finden nichts?
3. Das geschieht nicht einmal, sondern Sie nehmen über mehrere Jahre Rückstellproben und finden nichts?
4. Sie planieren die Materialen in den Mühlenberg mit schweren Raupen ein und fahren damit auch über die ca. 7-8 cm großen Brocken, in denen sich die sog. Ölpellets befinden. Diese kommen bei den tausenden LKW-Ladungen nicht einmal zu Tage und man entdeckt sie oder sie brechen ggfs. einmal auf?
Unser Misstrauen fußt nicht auf der Beantwortung einer dieser Fragen, sondern es ist die Fülle an Teilaspekten, die ein Gesamtbild ergeben. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass bei Ihnen Material illegal abgelagert wurde. Das Gesamtbild zu bewerten, ist in erster Linie Aufgabe der Behörden. Aber eins müssen wir zugeben: Der Kontrollierte ist immer nur so gut wie der Kontrolleur es zulässt.
Sie haben viel Geld für Ihre PR ausgegeben. Tun Sie uns bitte einen Gefallen: Betonen Sie nicht immer, dass Sie das Opfer sind. Das mag strafrechtlich bisher der Fall sein. Aber Sie sind für das Handeln Ihrer Mitarbeiter und insbesondere Ihres verschwundenen Prokuristen, auch wenn er Sie angeblich aufs Schlimmste getäuscht hat, und für die Geschehnisse auf „Ihrem“ Grund und Boden als Unternehmen verantwortlich.
Ihre Lokalpolitiker
Stefan Franzke, Wilhelm Hemmert-Pottmann, Bernd Kleinsteinberg, Egon Stuhldreier, Dr. Stefan Steinkühler, Ulrike Trick, Britta Wegner