Ralph Heeger stellt großformatige Bilder in der Schermbecker Nispa aus
Schermbeck So ändern sich die Zeiten. Als der in Solingen aufgewachsene Ralph Heeger nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und Bürokaufmann als Pressefotograf für lokale und überregionale Medien im Einsatz war, konnte er Angela Merkel und Joe Cocker ebenso für ein Foto ins rechte Licht rücken wie Manuel Neuer.
Als Rentner, der nach seinen Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2012 von Schermbeck nach Raesfeld zog und dort die bildende Kunst als sein Hobby wiederentdeckte, musste er am Freitag bei der Eröffnung seiner Ausstellung „Abstraktes“ in der Schalterhalle der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe gegenüber der Schermbecker Ludgeruskirche in die Objektive mehrerer Kameras schauen.
Literatur oder Malerei
„Ich wollte im Ruhestand irgendetwas tun“, begründet der 67-jährige Ralph Heeger seine Zuwendung zur Kunst, wobei er zumindest eine Zeitlang überlegte, ob er sich lieber der Literatur oder der Malerei zuwenden sollte. Schließlich gewann die bildende Kunst mit ihrem Sektor Malerei. Zu ihr besaß er die größere Affinität, zumal er bereits in den 1980er-Jahren in seiner Freizeit künstlerisch unterwegs war. „Damals habe ich mich mit der Glaskunst und der Herstellung von Tiffany-Lampen beschäftigt“, erinnert Ralph Heeger an die Anfänge seiner künstlerischen Tätigkeit.
Inzwischen widmet er sich lieber der Malerei, obwohl er dieses Wort gar nicht so recht mag. „Eigentlich mache ich nichts anderes als Acrylfarben auf Großleinwände zu spachteln“, beschreibt er seine Tätigkeit, und als er im Verlauf des Gespräches seinen Schaffensprozess weiter kennzeichnete, wurde deutlich, dass seine künstlerische Arbeit mehr von handwerklichen Tätigkeiten geprägt ist als von Reflexionen über die rechte Inszenierung eines gedanklichen Entwurfes.
Wie eine Sucht
„Das ist wie eine Sucht. Wenn ich eine leere Leinwand sehe, dann muss Farbe drauf“, schildert Heeger die Antriebskraft für sein künstlerisches Schaffen. Dann wird der Teppich im Wohnzimmer zur Seite geräumt, die Leinwand ausgelegt und in einem ersten Schritt die Leinwand mit Binder- oder Acrylfarbe ein- bis zweimal vorgestrichen, meist weiß.
Hände freien Lauf lassen
Für den zweiten Schritt, das Überstreichen bzw. -spachteln, stehen zwar alle Farben bereit, aber welche er in diesem Moment auswählen wird, ist vom Zufall abhängig. „Ich weiß vorher nicht, was dabei rauskommt. In dem Moment lasse ich meinen Händen freien Lauf und das Denken wird ausgeschaltet“, gesteht Heeger. Das klingt zwar im ersten Moment banal und lässt manchem Künstler die Augenbrauen in die Höhe treiben, aber das, was Heeger in solch „unbedachten“ Augenblicken schafft, braucht den Vergleich mit Werken nicht zu scheuen, die auf der Basis eines tiefgehenden kunsttheoretischen Verständnisses entstanden sind.
Lust an Farben
Heegers Spachtelarbeiten strahlen die pure Lust an Farben und Linienschwüngen aus. Damit sich die Schwünge so richtig entfalten können bei ausgetreckter Hand, wurden die ausgewählten Leinwände mit der Zeit immer größer. In der Nispa haben die meisten seiner mehr als zehn Exponate eine Höhe von140 Zentimeter erreicht bei einer Breite von 70 Zentimetern.
GAGU-Zwergenhilfe
Die Bilder hängen in den Arbeitszimmern der Nispa-Mitarbeiter und können dort während der Öffnungszeiten kostenlos betrachtet werden, sofern nicht gerade eine Kundenberatung im jeweiligen Raum stattfindet.
Fast alle Bilder bietet Ralph Heeger zum Verkauf an. Nur ein Bild verschenkt er Ende Juli, wenn die Ausstellung in den Nispa-Räumen endet, an die GAGU-Zwergenhilfe in Schermbeck, damit die Gruppe das Bild verkaufen oder versteigern darf, um einen Erlös zu erwirtschaften, der für ihr Projekt in Sierra Leone verwendet werden soll. H.Scheffler