Kühe konnten auch gestreichelt werden

Schermbecker Landwirte luden Grundschulkinder zu Feldspielen ein

Schermbeck. Für den neunjährigen Jano Friedmann aus der Maximilian-Kolbe-Schule war es gestern ein ganz besonderer Tag. Der Drittklässler lebt zwar im ländlichen Schermbeck, hat aber bislang noch niemals einen Bauernhof besichtigt.

Die diesjährigen Feldspiele, welche die Interessengemeinschaft Schermbecker Landwirte (ISL) seit 1991 mit den beiden Schermbecker Grundschulen veranstaltet, fanden am Donnerstagmorgen in Schermbecks nördlichstem Ortsteil Dämmerwald statt, wo die Kinder von Rainer Kremer, dem Sprecher der Schermbecker Landwirte, und von Silke Sümpelmann, der Organisatorin der Feldspiele, auf dem Hof von Ludger Punsmann begrüßt wurden.

Etwa 100 Kinder erlebten eine Fülle von Eindrücken, die das Leben im Umfeld eines Bauernhofes betreffen. Sechs Stationen wurden angeboten, an denen jeweils zwei bis drei Landwirte aus verschiedenen Ortsteilen Erläuterungen zu landwirtschaftlichen Themen erteilten und anschließend spielerisch den Lernerfolg testeten.

An der ersten Station erfuhren die vier Klassen von den Landwirten Henning Neuenhoff und Eduard Kolkmann-Bohms viel über den Mais, der bis zu 2,50 Meter hoch wird und in dessen Kolben die meiste Energie sitzt. Mais wird im Herbst siliert und im Winter verfüttert. Die Fülle der Detailinformationen wurde zum Schluss im Rahmen eines Entscheidungsquiz überprüft, bei dem die Kinder aus drei vorgegebenen Antworten die richtige finden mussten und sich hinter einem entsprechendem Nummernschild postieren mussten.

Ähnlich sahen auch die Prüfungen an den übrigen Stationen aus. An der Wildkräuterstation machten Bernd Klevermann und Martin Dickmann den Unterschied zwischen gewünschten und unerwünschten Kräutern klar. Während Kamille und Löwenzahn für die menschliche Ernährung recht nützlich sind, sorgen Melde und Kletten eher für Ärger im heimischen Garten. Da jede Menge Anschauungsmaterial zur Verfügung stand, erlebten die Kinder recht lebendige 20 Minuten im Fachbereich Biologie.

Heinz-Jürgen Steinkamp erzählte den Kindern, dass die Kartoffel aus dem lateinamerikanischen Raum stammt und im 16. Jahrhundert nach Europa gekommen sein soll. Dort galt sie wegen ihrer Blüte und des üppigen Laubes zunächst nur als Zierpflanze. Erst im 18. Jahrhundert hielt die Kartoffel im heutigen Deutschland Einzug. Solche geschichtlichen Fakten lernten die Kinder am Kartoffelstand ebenso kennen wie die vielfältige Verwendung der Kartoffel auf dem heimischen Speisezettel.

Drei Stationen befanden sich auf dem benachbarten Hof von Heinz-Bernd Mümken. Am Getreidestand erklärten Heinz-Gerd Fengels und Arndt Schult die Unterschiede zwischen Gerste, Hafer und Weizen. Rund um die Kuh ging es an der von Rainer Haddick, Martin Hülsmann und Ulrich Bosmann betreuten Station. Dort erfuhren die Kinder, dass eine Kuh durchschnittlich 26 Liter Milch pro Tag liefert, etwa 100 Liter Wasser pro Tag säuft und 60 Kilogramm Futter benötigt.

Ein Stücken weiter wartete Ulrich Körschgen mit der Waldschule des Hegerings Schermbeck, um den Kindern die heimischen Tierarten vorzustellen. Rothirsch und Rehe gehörten ebenso dazu wie Wildschwein, Fuchs, Dachs und Marder. Alle Tiere, über deren Lebensraum oder Ernährungsweise gesprochen wurde, konnten als präparierte Tiere gezeigt und gestreichelt werden. Die 20 Minuten an dieser Station waren viel zu kurz, um alle Fragen der Kinder zu beantworten und ihnen Zeit zu geben, sich im Wagen der Waldschule näher umzuschauen.

Sieger des Wettbewerbs wurde die Klasse 3b der Maximilian-Kolbe-Schule. Die Kinder erhielten ein Malbuch mit Informationen zur Landwirtschaft. Für alle Kinder gab es einen Plastik-Schlüsselanhänger.

„Wir wollen den Kindern zeigen, was auf den Höfen und Feldern geschieht“, beschreibt Rainer Kremer die Zielsetzung der Feldspiele. Bei der abnehmenden Zahl von Bauernhöfen werde die Chance, in einen Betrieb zu kommen, immer geringer. „Wir haben kein Problem, Betriebe zu zeigen, weil wir überzeugt sind, dass dort gesunde Lebensmittel erzeugt werden“, fügte Kremer hinzu. H. Scheffler

Anmerkung der Redaktion: Die Organisatoren waren sich nicht einig, ob die Feldspiele erstmals 1991 oder 1992 ausgetragen wurden. In unserem Archiv befindet sich ein Presseartikel aus der „Rheinischen Post“ vom 3. Juli 1992. In diesem Bericht über die Feldspiele in Damm heißt es u. a. „Schon im vergangenen Jahr kam die Aktion gut in Uefte an.“. Die ersten Feldspiele fanden also im Jahre 1991 statt. Das belegt auch ein Bericht aus der „Dorstener Zeitung“ vom 26. Juni 1996. Dort heißt es:  „Nach Uefte, Damm, Gahlen, Rüste und Weselerwald robbten sich die Mädchen und Jungen in diesem Jahr durch den Dämmerwald.“ Auch das passt zum Entstehungsjahr 1991. Fazit: Vor 25 Jahren gab es die ersten Feldspiele der Schermbecker Landwirte.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.