„Kleine Kinder, kleine Schule, kurze Wege“

Bürgerinitiative beschreitet weiter den Weg in Richtung Bürgerbegehren

Bei fünf Gegenstimmen, Hildegard Franke (CDU); Klaus Roth, Thomas Pieniak, Martina Gelzeleuchter (BfB) und Thomas M. Heiske (parteilos) und einer Enthaltung (Uwe Karla, CDU) beschloss der Gemeinderat am Mittwoch die Aufgabe beider Grundschulstandorte zugunsten der Bildung eines zentralen Schulstandortes (wir berichteten).

Als Schulstandort wurde das Gelände der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule an der Weseler Straße ausgewählt.

Die Entscheidung stößt auf die Kritik der Bürgerinitiative „Zwei Grundschulen für Schermbeck“, die bereits lange vor der Ratssitzung die Durchführung eines Bürgerbegehrens angekündigt hatte. Wir wollten wissen, ob die Initiative bei ihrer Absicht bleibt, ein Bürgerbegehren zu starten.

„Es sind nicht nur die 50 Mitglieder der Bürgerinitiative für einen Erhalt der Schullandschaft mit zwei Standorten“, teilte Thomas M. Heiske als einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens mit. Auch 730 Schermbecker hätten mittlerweile die Online-Petition unter change.org/zweigrundschulen unterschrieben.

Die Mehrheit der Unterzeichner sei dafür, das Bürgerbegehren fortzuführen, weil ihre Meinung in der Diskussion kein Gehör gefunden habe. „Aktuell klären wir rechtliche Details, unsere Vorgehensweise sowie den Zeitplan des Bürgerbegehrens“, beschrieb gestern der Mitinitiator Thomas Bolte das weitere Vorgehen.

Für die Bürgerinitiative steht fest: „Sinnvoller und nachhaltiger als Abriss und Neubau erscheinen uns der Erhalt der werthaltigen Gebäudesubstanz der beiden bestehenden Schulen durch Sanierungen und Modernisierungen.“

Beide Bestandsgebäude befänden sich in einem „guten Zustand“, das habe selbst der mit der Machbarkeitsstudie beauftragte Architekt bestätigt. Insbesondere die ehemalige Maximilian-Kolbe-Schule sei vor wenigen Jahren mit Fördermitteln energetisch aufgewertet, die Toilettenräume komplett saniert worden. „Andere Kommen wären froh, so Bolte, „wenn sie so intakte und gepflegte Schulen hätten. Warum als hohe Schulden zu Lasten der Kinder machen? Jeder weiß, dass Kosten bei öffentlichen Bauvorhaben typischerweise explodieren. Somit sind Kosten von mehr als 25 Millionen Euro keineswegs ein unrealistisches Szenario. Und das bei der angespannten Finanzlage Schermbecks!“

Die Bürgerinitiative stellt weiter fest: „Eine große Schule brächte für Schüler auch Nachteile: Es gibt in der Bildungssoziologie viele Studien, die belegen, dass Lernerfolg und Lernzufriedenheit bei Grundschülern sinken, je größer Schule und Schulklassen sind. Insbesondere der Standort der ehemaligen Maximilian-Kolbe-Schule ist optimal: Aus allen Himmelsrichtungen Schermbecks gelangen Schüler ganzjährig über sichere Geh- und Fahrradwege zum Schulgelände im Ortskern. Warum sollte man diese bestmögliche Lage aufgeben?

Im 2018 aktualisierten Schulentwicklungsplan (SEP) für Schermbeck der renommierten Schulentwicklungsplaner von biregio heißt es, dass beide Schulen bis über 2030 hinaus über ausreichend Räume für neue pädagogische Arbeitsformen oder für eine deutliche Zunahme an OGS-Plätzen verfügen. Die Anpassung dieser Räume sei „teuren Zubauten und dem Invest in neue Flächen vorzuziehen“, schreiben die renommierten Schulplaner, die seit Jahren die Schulentwicklung in Schermbeck begleiten. Wir finden es unverständlich, dass diese Expertenmeinung völlig unter den Tisch gekehrt wurde.“ H. Scheffler

Vorheriger ArtikelGeschwindigkeitskontrollen vom 14. bis zum 20.10.19
Nächster ArtikelSchulprobleme auslagern
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.