Das Gahlener BürgerForum lud zu einer Fahrradtour rund um die Firma Nottenkämper ein
Das Gahlener BürgerForum (GBF) sieht große Chancen, dass Bewegung in den Ölpellets-Skandal kommt, wenn Ingo Brohl am Sonntag im Rahmen der Stichwahl neuer Landrat im Kreis Wesel werden sollte.
Auch Ralf Lange, Mitglied der „Eingagierten Bürger Hünxe“ und Mitglied der „Freien Wählergemeinschaft Kreis Wesel“ setzt auf den Moerser Landratskandidaten Brohl.
Dr. Stefan Steinkühler und Matthias Rittmann vom GBF und Ralf Lange begleiteten am Dienstag Ingo Brohl während einer Fahrradtour in den Grenzbereich zwischen Gahlen und Gartrop, wo die Firma Nottenkämper in den letzten Jahren für Schlagzeilen sorgte, weil in dem ursprünglich als Abgrabung vorgesehenen „Mühlenberg“ mehr als 40 000 Tonnen Ölpellets und weitere Giftstoffe illegal abgelagert wurden.

Ingo Brohl kannte das Problem der Gahlener schon seit längerer Zeit. Er hatte sich nicht nur in einem Fernsehgespräch kritisch geäußert, sondern auch mit Interesse im Umwelt- und Planungsausschuss des Kreises Wesel die Ausführungen des GBF zum Ölpellets-Skandal verfolgt.
„Ich möchte nicht allein auf der Basis von Akten Entscheidungen treffen, sondern mir vor Ort ein Bild machen“, begründete Ingo Brohl seine Teilnahme an der Fahrradtour, die an der Gaststätte „Zur Schwarzdrossel“ im Gahlener Heisterkamp begann, von dort über die Pfannhüttenstraße und den Meesenmühlenweg zur Firma Nottenkämper führte, wo die Teilnehmer einen Eindruck von den neuen Ablagerungsbereichen bekamen.
Wir werben dafür, dass das Problem angefasst wird
Dr. Stefan Steinkühler
Im Mittelpunkt der Gespräche stand das künftige Vorgehen des Kreises Wesel mit dem Ölpellets-Skandal. „Wir werben dafür, dass das Problem angefasst wird“, beschrieb Dr. Steinkühler das Anliegen des GBF.
Missständen bei Kontrolle der Firma Nottenkämper
Man habe immer wieder erfahren, dass der bisherige Landrat Dr. Ansgar Müller nicht das erforderliche Interesse an der Aufklärung von Missständen bei der Kontrolle der Firma Nottenkämper gezeigt habe. Es sei wichtig, dass im Kreishaus mit der größtmöglichen Transparenz an der Aufdeckung von Kontrollfehlern gearbeitet werde, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.
Welch großes Interesse die Bewohner des Gahlener Heisterkamps an der Lösung des Skandals haben, wurde bei der Kommunalwahl am 13. September deutlich. In dem Wahlbezirk Gahlen-Heisterkamp, in dem im Jahre 2014 der SPD-Kandidat Stefan Franzke ein Direktkandidat erhielt, honorierten diesmal die Wähler das Bemühen von CDU und Grünen als wichtige Gruppen des GBF.
Beide Parteien erhielten zusammen 78,4 % der Stimmen. Die Grünen erzielten mit 30,9 % der Stimmen ihr bestes Ergebnis von allen 13 Schermbecker Wahlbezirken.

Steinkühler und Rittmann monierten bei der Rundfahrt das bisherige Krisenmanagement im Weseler Kreishaus.
Die Verantwortungsmechanismen hätten überhaupt nicht gegriffen. „Noch immer wissen wir nicht genau, was da im Mühlenberg liegt“, bedauerte Steinkühler das fehlende Aufklärungs-Engagement im Kreishaus. „Mauern ist absolut falsch“, versicherte Ingo Brohl und versprach für den Fall, dass er neuer Landrat werden sollte: „Ich werde das absolut transparent machen und mir die bestehenden Akten durchsehen.“
Fehlende Transparenz
Die bislang fehlende Transparenz sei ein Führungsproblem gewesen. „Ich kenne nur eine offene Krisenbewältigung, sonst schadet es dem Amt“, ist Brohl überzeugt und wiederholte mehrmals eine höchstmögliche Offenheit der Kreisverwaltung, „weil wir damit das Haus schützen.“
Auch in Sachen Disziplinarverfahren gegen einen Fachbereichsleiter in der Kreisverwaltung nahm Ingo Brohl den Ärger des GBF über ein wenig couragiertes Vorgehen des bisherigen Landrats Müller nicht einfach nur zur Kenntnis. „Es gilt zwar noch immer die Unschuldsvermutung“, so Brohl, aber es müsse eine zügige Entscheidung angestrebt werden.

Auf der Weiterfahrt erfuhr Ingo Brohl noch von einem weiteren Problem. Der ehemalige Nottenkämper-Prokurist L. hatte im Rahmen eines Prozesses gegen ihn beim Landgericht Bochum im Jahre 2019 behauptet, dass die Firma Nottenkämper Sickerwässer einfach verklappt hätte. „Die Grünen haben beim Kreis Wesel nachgefragt“, berichtete Steinkühler, aber der Kreis habe mitgeteilt, man habe nichts festgestellt. „Da hätte man auch mal rausfahren können, um Vertrauen zu schaffen“, kommentierte Brohl.
Am Ende des eineinhalbstündigen Besuches des Mühlenberg-Umfeldes stand für Ingo Brohl fest: „Gegen Kriminelle kann man sich zwar nicht komplett schützen, aber ich werde Mechanismen zum besseren Schutz im Kreishaus installieren.“ H.Scheffler