Indische Missionsstation bekommt neue Kirche

Schermbecker Pastor Xavier Muppala sorgt für die Finanzierung der Kirche

Schermbeck Auf den Fotos, die Xavier Muppala als Pastor der Katholischen Kirchengemeinde Schermbeck inzwischen von seinen indischen Freunden bekommen hat, kann man schon erkennen, wie die neue Kirche aussehen wird, die derzeit dank der finanziellen Unterstützung aus Schermbeck errichtet wird. Im Herbst 2017 soll die Kirche „Mother of God Church“ (Muttergottes-Kirche) im indischen Ort Agraharam eingeweiht werden.

„Agraharam ist eine der Missionsstationen in meiner Heimat-Pfarrei Ponugodu“, berichtet Xavier Muppala, der seit dem 8. September 2013 Pastor in St. Ludgerus ist, und ergänzt, „Ponugodu ist eine Gemeinde in einer rückständigen Gegend.“ Die Menschen in Agraharam gehören zur Kaste der „Dalits“, der niedrigsten Stufe im indischen Kastenwesen. Von den mehr als 300 Familien, die im Ort leben, sind etwa 60 Familien Christen mit römisch-katholischer Konfession. Das sind deutlich mehr als im gesamten Indien, wo neben den Hindus (79,8 %) und den Muslimen (14,2 %) die Christen nur einen Anteil von 2,3 % einnehmen.

Am 20. Juli wurde der Grundstein im Beisein zahlreicher Gemeindeglieder vom leitenden Pfarrer Ravi Shastri gelegt. Foto privat
Im April begannen die Arbeiten mit dem Einschalen der Säulen. Foto privat

Die Christen in Agraharam werden von zwei Priestern der „Missionare Compassion“, von einem Praktikanten und von drei Ordensschwestern betreut. Die Missionsstation Agraharam gehört mit weiteren acht Pfarreien zum südindischen Bistum Nalgonda, dessen Bischof Joji Govindu im Oktober 2016 in St. Ludgerus empfangen wurde. Dieses Bistum der römisch-katholischen Kirche wurde am 31. Mai 1976 durch Papst Paul VI. errichtet, und zwar aus Gebietsabtretungen des Erzbistums Hyderabad und des Bistums Warangal. Das Bistum, das die Distrikte Mahbubnagar und Nalgonda im Bundesstaat Telangana umfasst, wird seit 1997 vom Bischof Joji Govindu geleitet.

„Die bisherige Kirche in Agraharam ist viel zu klein und wenn es regnet, steht Wasser in der Kirche“, berichtet Pastor Muppala. Davon konnte er sich während eines Besuches im Januar 2014 selbst überzeugen. Damals haben ihn die Bewohner gefragt, ob er nicht in irgendeiner Form helfen könne. 30 000 Euro hat man nicht so schnell zusammen, und so hat Pastor Muppala in Ruhe alle Möglichkeiten überprüft, bevor er während seiner Reise nach Indien im Januar 2016 seine Zusage erteilte, für die Finanzierung der geplanten Kirche zu sorgen.

Der Plan zeigt den Grundriss der Kirche und die Ansicht des Eingangsbereiches.

Im März 2016 warb Xavier Muppala an der Eingangspforte der Ludgeruskirche für das Kirchbau-Projekt. Seither gab es jede Menge Unterstützung von kirchlichen Gruppen und Einzelpersonen. Die KAB und die Kolpingsfamilie spendeten ebenso Geld wie der Seniorenkreis und die kfd. Durch den Verkauf von indischen Spezialitäten durch den indischen Kochkreis beim letzten „Marktplatz der Hilfe“ im November kam ein weiterer Geldbetrag hinzu. Inzwischen stehen 20 000 Euro zur Verfügung. Xavier Muppala ist zuversichtlich, dass die restlichen 10 000 Euro auch noch von Sponsoren überwiesen werden. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann unter Angabe des Verwendungszweckes „Kirchenbau Indien“ einen Geldbetrag auf das Konto der Kirchengemeinde St. Ludgerus bei der Volksbank Schermbeck überweisen, und zwar auf das Konto mit der IBAN DE 60 4006 9363 0101 005900; BIC GENODEM1SMB. 

Parallel zur Sammlung des Geldes wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Am 10. Juli wurden die alten Gebäude abgerissen. „Männer und Frauen haben den Platz für den Bau vorbereitet“, berichtet Pastor Muppala. Am 20. Juli wurde der Grundstein vom leitenden Pfarrer Ravi Shastri gelegt. An diesem Tag wurde eine Messe gefeiert und das Gelände gesichert. Unter Beteiligung vieler Gemeindeglieder wurden zwei Meter tiefe Löcher für 20 Säulen gegraben. Die Säulen bestehen aus Eisen bewehrtem Beton. Das 70 Fuß lange und 30 Fuß breite Fundament-Mauerwerk aus gestampftem Lehm ragt deutlich Meter über das umgebende Gelände hinaus, sodass die Kirche vor Überschwemmungen geschützt ist und den Dorfbewohnern Schutz bieten kann, wenn der Monsunregen für Hochwasser sorgt. 

Oberhalb des Fundament-Mauerwerks wurde ein Sockel-Balken gelegt, der alle Säulen miteinander verbindet. Auf diesem Sockel-Balken wurden inzwischen die 3,50 Meter hohen Mauern aus Ziegelsteinen errichtet. In dieser Höhe wurde auf die Mauer ein weiterer Sturzbalken gelegt, auf dem eine 1,50 Meter hohe Mauer errichtet wurde. Ein Dach aus Eisen bewehrtem Beton schließt die Kirche nach oben ab. 

Pastor Muppala ist bestens informiert über den Baufortschritt. Jeden Morgen und jeden Abend hat er Kontakt mit dem Planer oder mit den Bauarbeitern, die ihm über die tägliche Arbeit berichten. Wenn er in diesem Monat für zwei Wochen nach Indien fliegt, kann er den Rohbau selbst in Augenschein nehmen. Die neue Kirche soll auch als Gemeindezentrum dienen, weil es in der Pfarrei kein Pfarrheim gibt. Der Platz neben der Kirche soll so hergerichtet werden, dass er als Spielplatz genutzt werden kann, für die Veranstaltung des Kulturprogramms und für Feiern bei Taufen und Hochzeiten.

Am 19. November 2017 soll die Kirche eingeweiht werden. Eine Gedenktafel neben der Eingangstür wird an das Jubiläumsjahr der Ludgeruskirche im Jahre 2015 erinnern, außerdem an den 30. Dezember 1999, an dem Xavier Muppala in Indien zum Priester geweiht wurde. Bislang haben sich 25 Schermbecker gemeldet, die Pastor Muppala in der Zeit vom 8. bis 20. November nach Indien begleiten wollen. Anmeldungen sind über das Pfarrbüro der Ludgerusgemeinde oder direkt bei Pastor Muppala möglich. H.Scheffler
 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.