Im Marienheim wird Inklusion praktiziert

Frank Michelbrink arbeitet seit 25 Jahren im Schermbecker Altenheim

Schermbeck Für 25-jährige Mitarbeit im Schermbecker Marienheim wurde Frank Michelbrink geehrt. Als Geschäftsführer der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft Marl überreichte Markus Bothe im Rahmen einer Feierstunde dem Jubilar das Ehrenzeichen in Silber.

Der 45-jährige gebürtige Obrighovener, der als behinderter Arbeitnehmer zunächst in Altenheimen der Region leichte Tätigkeiten verrichtete, freute sich riesig, als es seiner Mutter Ingrid vor einem Vierteljahrhundert gelang, für ihn eine Stelle im damals noch jungen Schermbecker Marienheim zu finden.

„Mir macht jede Arbeit Spaß“, zeigt sich Frank Michelbrink zufrieden mit seiner Anstellung im Rahmen einer halben Stelle. Zwischen 11 und 16 Uhr verrichtet er seinen Dienst in den fünf Wohnbereichen des Marienheims, in denen 114 Heimbewohner betreut werden. Es handelt sich vor allem um Hol- und Bringedienste von Speisen und Wäsche. Mittags kümmert er sich für die Müllentsorgung in allen Wohnbereichen. Zwischendurch plaudert er mit Heimbewohnern, Ab und zu liest er ihnen etwas vor oder lädt sie einem Spiel ein. Viel Unterstützung bekommt er bei offenen Fragen von der Pflegedienstleiterin Brigitte Janßen.

Das Einsammeln von Abfällen auf den fünf Wohnbereichen des Marienheims gehört zu den täglichen Aufgaben, die der behinderte Mitarbeiter Frank Michelbrink mit sehr viel Freude verrichtet. Foto Scheffler
Das Einsammeln von Abfällen auf den fünf Wohnbereichen des Marienheims gehört zu den täglichen Aufgaben, die der behinderte Mitarbeiter Frank Michelbrink mit sehr viel Freude verrichtet. Foto Scheffler

„Frank ist sehr zuverlässig“, bescheinigt Einrichtungsleiter Klaus P. Optenhövel und ist einmal mehr überzeugt, dass man auch behinderte Menschen durch eine Beschäftigung glücklich und zufrieden machen kann. „Wir reden nicht von Inklusion, wir leben sie“, stellt Optenhövel fest und verweist auf zwei im allgemeinen Arbeitsmarkt benachteiligte Beschäftigte, die derzeit im Marienheim einer Beschäftigung nachgehen.

Die Integration behinderter Menschen hat im Marienheim eine lange Tradition. Als die Franziskanerschwestern noch das ehemalige Krankenhaus als Vorläufereinrichtung des Marienheims leiteten, waren mehr als ein halbes Dutzend Arbeitsplätze für behinderte Menschen bestimmt. Aus dieser christlichen Tradition heraus zeigt sich das Marienheim auch offen für behinderte Menschen. „Der Staat redet viel, aber er stellt keine Mittel bereit“, zeigt sich Optenhövel enttäuscht. Der Stellenplan des Marienheims weise keine Plätze für behinderte Menschen aus, aber wenn man schon die Bereitschaft zur Eingliederung von schwer zu vermittelnden Arbeitskräften zeige, dann müssten wenigstens die finanziellen Mittel fließen.

Optenhövel hält nicht mit der Kritik am Denken der Gesellschaft zurück. „Wir haben zwar insgesamt in Deutschland genügend Geld“, stellt er fest, aber bei der Verteilung des Geldes liege einiges im Argen. Ein ethische Diskussion in der Gesellschaft müsse forciert werden. Dabei stehe die Frage im Mittelpunkt, was der Gesellschaft alte oder behinderte Menschen wert seien.

Vielleicht kann man die Diskussion auch durch das bloße Hinschauen ein wenig forcieren. Wer Frank Michelbrink auf seinem Weg mit der Karre freudig zu den Standorten der Abfallkörbe fahren sieht und ihn bei seinen freundlichen Gesprächen mit den Heimbewohnern beobachtet, der kann viel von dem erleben, was Menschen einfach glücklich machen kann. Im Marienheim wohnt er zwar nicht, aber seine Arbeit gibt ihm im Alltag ein Zuhause. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.