Hünxer Ehepaar Peters hat schon 36 Philosophie-Bücher herausgegeben

Ein Großteil der 36 Bücher, die das Ehepaar Peters bislang herausgegeben hat, sind in den allermeisten deutschen Bundesländern zugelassen

Wenn in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg die Schüler an weiterführenden Schulen zu Beginn der Unterrichtsstunde im Fach Philosophie ihr Lehrbuch aus der Schultasche ziehen, dann finden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der ersten Seite als Herausgeber die Namen Jörg Peters und Martina Peters.

Die beiden Philosophielehrer, die mit ihrem Kevelaerer Kollegen Bernd Rolf maßgeblich dafür gesorgt haben, dass die drei im Bamberger Schulbuch-Verlag Buchner erschienenen Philosophie-Lehrbücher zum Marktführer wurden, wohnen in Hünxe.

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Das Hünxer Ehepaar Martina und Jörg Peters gehört zu den wenigen deutschen Philosophie-Fachleitern, die sich intensiv und umfangreich für die Verzahnung von universitärer und schulpraktischer Ausbildung in den Fächern Philosophie und Praktische Philosophie einsetzt. Foto: Helmut Scheffler

Nicht das Fach Philosophie hat die gebürtige Oberhausenerin und den in Duisburg aufgewachsenen gleichaltrigen Jörg Peters zusammengeführt, sondern das Fach Anglistik. Nach dem Abitur am Clauberg-Gymnasium in Hamborn im Jahre 1981 studierte Jörg Peters neben Philosophie und Anglistik auch Germanistik und Pädagogik. Im selben Jahr verließ Martina Peters als Abiturientin das Josef-Albers- Gymnasium in Bottrop und begann mit dem Studium der Germanistik, Anglistik, Romanistik und Philosophie. Der Zufall wollte es so, dass die beiden Studienanfänger beim Einführungstest im Fach Anglistik in der Duisburger Mercator-Universität in derselben Reihe saßen.

Fachleiter für Philosophie und Praktische Philosophie

Nach dem Abschluss seines Studiums absolvierte Jörg Peters seine Referendarzeit am Weseler Andreas-Vesalius- Gymnasium, bevor er im Jahre 1992 Lehrer an der Gesamtschule Osterfeld wurde. 2009 wurde er Fachleiter für Philosophie und Praktische Philosophie. In dieser Funktion ist er derzeit am „Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung“ (ZfsL) in Kleve tätig, und zwar im Seminar für Gymnasien und Gesamtschulen.

Auf Umwegen zum Lehrerberuf

Am selben Seminar ist auch Martina Peters als Fachleiterin für Philosophie tätig. Wie ihr Mann bildet sie angehende Philosophielehrer für den Dienst an Gymnasien oder Gesamtschulen aus. Zum Lehrerberuf ist sie auf Umwegen gekommen. Nach ihrem Magisterabschluss im Jahre 1987 war sie zunächst bei der Düsseldorfer Firma Henkel im Bereich der Unternehmensethik tätig, bevor sie bei der VEBA eine Beschäftigung im Personalmanagement fand. 1995 erwarb sie nebenberuflich den Lehramtsabschluss. Nach ihrem Referendariat wurde sie im Jahre 1997 Lehrerin am Gymnasium in Ahlen, zwei Jahre später Lehrerin am Dorstener „Petrinum“. Seit 2007 ist Martina Peters Fachleiterin für Philosophie. Im Jahre 2013 wechselte sie vom ZfsL in Gelsenkirchen zum Klever ZfsL. In Hünxe wohnt das Ehepaar Peters seit 2008.

Nachdem der im Jahre 1997 begonnene Schulversuch im Fach „Praktische Philosophie“ als Ersatzfach für Religion in Nordrhein-Westfalen im Jahre 2003 beendet wurde und dieses Fach zu einem Pflichtfach wurde, standen die Lehrer vor dem Problem, dass es keine Schulbücher und passendes Unterrichtsmaterial für die verschiedenen Altersstufen gab. Martina und Jörg Peters begannen mit der Sammlung von geeigneten Unterrichtsmaterialien und wurden schließlich zu Autoren von Schulbüchern, die im Bamberger Schulbuchverlag Buchner erschienen.

Unterrichtswerk „philo“

Innerhalb weniger Jahre gelang es Martina und Jörg Peters zusammen mit Bernd Rolf ein Schulbuch so zu gestalten, dass ihnen im Jahre 2016 vom Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung in Braunschweig und von der Bundeszentrale für politische Bildung der „Deutsche Schulbuchpreis“ verliehen wurde. Das Unterrichtswerk „philo“ war zugleich das erste ausgezeichnete Philosophie-Schulbuch. „Dass Philosophie nicht nur Arbeit am Begriff, sondern tatsächlich ein intellektuelles Vergnügen sein kann, das ermöglicht das Schulbuch ´philo`“, bescheinigte Professor Ingo Juchler von der Universität Potsdam den Hünxer Autoren in seiner Laudatio.

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Der Band 1 des im Jahre 2021 erschienenen 292-seitigen Schulbuches „philo praktisch“ wird in den Jahrgängen 5 und 6 eingesetzt. Foto: Helmut Scheffler

36 Bücher

Ein Großteil der 36 Bücher, die das Ehepaar Peters bislang herausgegeben hat, sind in den allermeisten deutschen Bundesländern zugelassen, entweder unter dem Namen „philo praktisch“, „LebensWert“ oder „Abenteuer Ethik“.

In den letzten Jahren haben sich Martina und Jörg Peters mit einem neuen Projekt befasst. Alles begann damit, dass sie in ihren Fachseminaren in Kleve wiederholt feststellen mussten, dass die Referendare die Universität in der Regel mit wenig geeignetem didaktischen Grundlagenwissen verlassen. Daher mussten auf diesem Gebiet erst einmal viele Lücken gestopft werden, bevor die für die schulpraktische Ausbildung entscheidenden Inhalte in den Blick genommen werden konnten.

Martina und Jörg Peters kamen auf die Idee, eine akademische Buchreihe mit Materialien für universitäre Didaktik-Veranstaltungen zu entwickeln. Im Jahre 2019 erschien im Hamburger Verlag „Felix Meiner Verlag GmbH“ der erste Band der Reihe „Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht“. Vier Bände sind bislang erschienen, die sich mit den zentralen Methoden des Faches befassen.

Philosophieren mit Spielen

Der erste Band stellt vor, wie man mit Filmen im Unterricht philosophieren kann; im 2020 erschienenen zweiten Band geht es ums Philosophieren mit Gedankenexperimenten. Der im selben Jahr erschienene dritte Band befasst sich mit dem „Philosophieren mit Dilemmata“. Im Jahre 2021 erschien der vierte Band mit dem Titel „Philosophieren mit Comics und Graphic Novels“. Im März erscheint der Band „Philosophieren mit Spielen“. Ein weiterer Band mit dem Titel „Textarbeit im Philosophie- und Ethikunterricht“ soll im August 2022 auf den Markt kommen. Der siebte Band, der wie alle bisherigen Bände der Reihe im „Felix Meiner Verlag“ erscheinen soll, wird sich mit der Literatur und Jugendliteratur im Philosophie- und Ethikunterricht. befassen.

Im April 2023 soll der letzte Band veröffentlicht werden, in dem es um das „Sokratische Gespräch“ geht.

Die bisherigen Bände der Reihe sind inzwischen schon zur Literaturgrundlage für Didaktik-Seminare an Universitäten geworden. Dadurch steigt die Verzahnung zwischen universitärer und schulpraktischer Ausbildung, Diese Verzahnung wird nicht nur in Deutschland positiv aufgenommen, sondern auch im Ausland. Zudem wird das Hünxer Ehepaar Peters mittlerweile immer wieder als Dozenten für philosophiedidaktische Seminare an Universitäten und Weiterbildungsinstituten für Lehrerinnen und Lehrer in die deutschsprachigen Nachbarländer Schweiz und Österreich eingeladen.

Die positive Resonanz spornt Martina und Jörg Peters zum Weitermachen an. So ist geplant, die achtbändige Reihe „Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht“ um weitere acht Bände zu ergänzen.

Und auch der Sohn Tim wohnt nicht nur am Hünxer Gansenbergweg neben den Eltern; er ist auch dabei, in ihre Fußstapfen zu treten. Er erprobt, wie man das Fach Praktische Philosophie, das vom nächsten Schuljahr auch in den Grundschulen angeboten wird, jüngeren Kindern vermitteln kann. Dazu hat er bereits zwei Aufsätze in Fachzeitschriften veröffentlicht. H. Scheffler

Infokasten:

Eine ausführliche Beschreibung der Inhalte einzelner Bücher, die von Martina und Jörg herausgegeben wurden, findet man auf den Homepages des Hamburger Verlages Meiner und des Bamberger Verlages Buchner. Dort werden auch die Bestellnummern und die Preise der Bände ausgewiesen. Auf der Meiner-Homepage findet man auch ein zweiseitiges Interview aus dem Jahre 2019, in dem sich Martina und Jörg Peters zu den Besonderheiten von philosophiedidaktischen Ansätzen und den Stellenwert der Fachdidaktik äußern.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.