Herzlichkeit war nicht zu überbieten

Fünf Schermbecker Jugendliche lebten vier Wochen lang in San Cristóbal

Schermbeck Nach einem vierwöchigen Aufenthalt in San Cristóbal in der Dominikanischen Republik kehrten fünf Jugendliche der Pfarrgemeinde St. Ludgerus mit einer Fülle von Eindrücken in die Heimat zurück. Während eines Treffens im Haus des Diakons Ekkehard Liesmann, des Gründers des Jugendaustausches, berichteten Johanna Amoriello, Jana Ridder, Luise Hemeyer und Marit Hamann über ihren Aufenthalt in der Partnergemeinde „Nuestra Senora de la Paz“ in San Cristóbal, an dem auch Annika Jüttner teilnahm, die im letzten Jahr bereits ein freiwilliges soziales Jahr in San Cristóbal verbrachte.

Die fünf Jugnedlichen sind auf recht unterschiedliche Weise für den Austausch motiviert worden. Luise Hemeyer hatte das Angebot zur Teilnahme auf dem wöchentlich erscheinenden Informationszettel der Kirchengemeinde San Ludgerus gelesen. Jana Ridders Tante Denise war vor etwa 20 Jahren auch in San Cristóbal und hatte ihr wiederholt Fotos vom dreimonatigen Aufenthalt gezeigt.

„Ich habe zwei Sprachkurse in Spanisch belegt“, berichtete Luise Hemeyer über ihre Vorbereitungen. Johanna Amoriello benutzte eifrig ein Übersetzungs-App. Infos über die Lebensweise in Mittelamerika gab´s reichlich im Internet, aber auch von Ekkehard Liesmann und von Christina Geurts, die sich seit Jahren für die Fortsetzung der Partnerschaft engagiert.

Am 17. Juli flogen die fünf jungen Frauen von Düsseldorf über Madrid nach Santo Domingo, wo die Gruppe von einer neunköpfigen Delegation aus San Cristóbal herzlich begrüßt wurde. Die Herzlichkeit blieb während der gesamten Zeit und überall bestehen, wo die Schermbecker auftraten.

Die Zeiten, in denen Schermbecker Jugendliche handfest zupacken mussten, um an Bauprojekten der Pfarrgemeinde in San Cristóbal mitzuwirken, sind längst vorüber. Die fünf jungen Leute beteiligten sich diesmal in einer Schule an der Ferienbetreuung von Kindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Englischunterricht wurde erteilt, viel gemalt und gebastelt. Notfalls wurde mit den Händen „geredet“. Marit Hamann hatte es leichter; sie kann Spanisch sprechen.

Nachmittags blieb Zeit, den Ort mit seinen Menschen näher kennen zu lernen. An den Wochenenden gab es auch größere Fahrten in Städte oder benachbarte Regionen, wobei die Jugendlichen die breite Spanne der Lebensstile zwischen großer Armut und protzendem Reichtum in gleich Weise kennen lernten. In Santo Domingo besichtigten die Schermbeckerinnen die historische Altstadt, die seit 1990 zum Unesco Weltkulturerbe gehört. Sie lernten dabei auch jene Basilica kennen, welche die älteste Kathedrale Lateinamerikas ist und bis 1992 die Gebeine Christoph Kolumbus´ beherbergte.

Das Foto zeigt die fünf Schermbecker Jugendlichen während ihres Aufenthaltes in San Cristóbal zusammen mit Schülern und mit Personen, die dort ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren. Luise Hemeyer (hinten, 1.v.l.), Jana Ridder (3.v.l.), Marit Hamann (4.v.l.), Johanna Amoriello (5.v.l.) und Annika Jüttner (vorne r.) sind inzwischen wieder zu Hause. Foto privat
Das Foto zeigt die fünf Schermbecker Jugendlichen während ihres Aufenthaltes in San Cristóbal zusammen mit Schülern und mit Personen, die dort ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren. Luise Hemeyer (hinten, 1.v.l.), Jana Ridder (3.v.l.), Marit Hamann (4.v.l.), Johanna Amoriello (5.v.l.) und Annika Jüttner (vorne r.) sind inzwischen wieder zu Hause. Foto privat

Zum geselligen Programm gehörten während des Aufenthaltes Strandbesuche in Bahia de Las, in Agilas und in Cayo Arena, Partys, Discobesuche und ein Abendessen mit den Gasteltern.

In San Cristobal nahmen die Schermbecker am kirchengemeindlichen Leben teil und zeigten sich dabei sehr beeindruckt von der Fröhlichkeit, mit der die Menschen an den Gottesdiensten teilnahmen. Während des Begrüßungsgottesdienstes überreichten die Schermbecker im Auftrag der Ludgerusgemeinde eine Klangschale an ihre Gastgeber.

Wegen der Schulferien konnten die Gäste in diesem Jahr nicht die Schule Santa Rita besuchen, die von der Schermbecker Kirchengemeinde regelmäßig finanziell unterstützt wird. Das „Dispensario“, jene Krankenstation, die ebenfalls von Schermbeckern gefördert wird, konnte jedoch besichtigt werden. Seit der Gründung im Jahre 1991 wurden hier 85 000 Patienten behandelt.

Aus den Berichten der jetzigen Fahrt-Teilnehmer über das Alltagsleben konnte Ekkehard Liesmann im Vergleich zu den Beobachtungen vor einem Vierteljahrhundert schließen, dass sich ein deutlicher Entwicklungsschub innerhalb der Infrastruktur ergeben hat.

In der Schule wurden die Schermbeckerinnen feierlich verabschiedet. „Passt gut auf euch auf!“, rieten die Kinder in schriftlicher Form und freuten sich riesig über die Süßigkeiten, die es zum Abschied gab. Am Tag vor dem Rückflug gab es noch mit den Gastfamilien und den gewonnenen Freunden eine Abschiedsfiesta an einem gebuchten Pool.

„Ich würde jederzeit wieder hinfahren“, bilanziert Johanna Amoriello in der Rückschau. Ähnlich sehen es die andren auch. „Man kann nämlich viel dazulernen“, berichtet Marit Hamann über den Wissensgewinn, den der Aufenthalt in einem anderen Kulturkreis erbracht hat.

Bislang flogen in jedem zweiten Jahr Schermbecker Jugendliche nach San Cristóbal. In den dazwischen liegenden Jahren kamen Gäste von dort nach Schermbeck. Ob die Partnerschaft in der bisherigen Form fortgesetzt werden kann, ist noch offen. Es soll keine stattlichen Zuschüsse mehr geben. Deshalb macht sich die Pfarrgemeinde nun auf die Suche nach Sponsoren.

Im Anschluss an einen Samstagabend-Gottesdienst wollen die Teilnehmerinnen an der diesjährigen Reise über ihren Aufenthalt in San Cristóbal informieren. H.Sch.

Mit offiziellem Schreiben vom 18.07.1989 hat sich die Pfarrgemeinde St. Ludgerus verpflichtet, 50 000 DM für den Bau der Pfarrkirche der Kirchengemeinde in San Cristóbal zur Verfügung zu stellen. Das ist der Beginn der Partnerschaft, die später finanziell und vor allem ideell erweitert wurde. Der Betrag von DM 50.000 ist kurze Zeit später auf 70.000 erhöht worden.

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.