Heinz-Bernd Töns hat rund 35.000 bis 40.000 LPs

Der Schermbecker Heinz-Bernd Töns hat alles wohlsortiert. Vinylplatten reihen sich aneinander. Von Abba bis Zappa oder Led-Zeppelin ist alles da. Wohlsortiert im Karton.

Dorsten. Im Dorstener Plattenbau finden Liebhaber von Schallplatten eine große Auswahl an Langspielplatten und Singles. Was als Hobby begann hat der Schermbecker Heinz-Bernd Töns, Geschäftsinhaber, zu seinem Beruf gemacht.

2016 eröffnete er das „Vinylcafé Schwarzes Gold“ im Creativ-Quartier Fürst Leopold, mit dem er im September 2018 den Weg in die Selbstständigkeit wagte. Kürzlich eröffnete er Mitte Oktober den „Plattenbau“. Einen Plattenladen, den er zuvor acht Jahre lang als Plattenlager nutzte – und als Online-Versandhandel: „Ich schätze, wir haben hier zwischen 35.000 bis 40.000 Langrillen“, meint er und lächelt.

Im Plattenbau gibt´s 35.000 bis 40.000 LPs

Wir stehen zwischen dem Sortiment. Kisten stehen auf und unter den Tischen. Darin liegt Musik aller Genres. Von Klassik, Rock und Pop über Punk und Metal bis hin zur Weltmusik. An den Wänden hängen Poster und Zeitungsartikel. Vinylplatten reihen sich aneinander. Von Abba bis Led-Zeppelin ist alles da. Wohlsortiert im Karton.

Eine Musterpressung von Pink Floyd.
Foto: André Elschenbroich

Heinz-Bernd Töns hat eine Menge Anekdoten im Gepäck. Da ist zum Beispiel die vom Nachbarn, der vorbeikommt. Er stöbert im Sortiment. Plötzlich sagt er: „Da ist ja meine alte Platte“ und hält genau die Platte in seinen Händen, die ihm einst gestohlen wurde. Mit seinem Namens-Stempel. „Dann gehört sie dir“, sagte Töns.

Viele Scheiben erzählen eine eigene Geschichte

Ein anderes Mal ruft ihn eine Monika aus einem Altenheim irgendwo in Deutschland an. Sie hat ihn im Fernseher gesehen und eine spezielle Frage: „Haben Sie das Lied Monika von Ulli Martin?“ „Ja, das habe ich.“, antwortet der 49-Jährige. „Ich glaube, das Lied hat er für mich geschrieben, da ich immer auf ihn aufgepasst habe, als er noch klein war“, meint die Dame am Telefon – und kurze Zeit später kommt die Platte gut verpackt bei ihr an. Manchmal kommen auch Junggebliebene her, die Hörspiele kaufen. Dann hört Töns schon mal: „Ach da ist ja Hanni & Nanni, das habe ich als Kind immer gehört“.

Natürlich legt Heinz-Bernd Töns im Plattenbau auch mal auf.
Foto: André Elschenbroich

Und so schreibt das schwarze Gold mit seinen Songs Lebensgeschichten und Erinnerungen. Wir starten eine kleine Zeitreise durch die „Dorstener“ Musikgeschichte. Mit Schallplatten von Dorstener Bands. Erinnert sich noch jemand an die Dormi-Platte? Oder an Bands wie Virus D und Trilogy? Viele alte Klassenkameraden von Heinz-Bernd Töns machen Musik, erklärt er – und auch durch seinen Beruf hat er über die Jahre einen großen Freundes- und Bekanntenkreis unter Künstlern und Musikmachenden aus aller Welt aufgebaut.

Heinz-Bernd Töns verschickt in die ganze Welt

Die Platten gingen in den vergangenen Jahren in die ganze Welt hinaus. „Nur nicht nach Afrika“, wundert sich der 49-jährige Schermbecker schon fast. Auch Chile, China und Japan starteten Anfragen. Den Anfang machte eine Sammlung von über 100.000 Singles.

Eine Bekannte fragte ihn, ob er die nicht aus dem Nachlass ihres Vaters, der selbst einen Plattenladen hatte, aufkaufen wolle. Gesagt. Getan. „Als die Platten umzogen, haben wir achteinhalb Tonnen an einem Tag transportiert“. Jetzt sind die Platten in zwei Räume auf 200 Quadratmeter im Plattenbau verteilt. Viele kann Töns zuordnen. Da helfe ihm sein fotografisches Gedächtnis.

Mit Schallplatten hört man bewusst Musik

Heinz-Bernd Töns

Warum die Menschen nach wie vor gern alte Vinylplatten auflegen in Zeiten von Streamingdiensten, Handy und Co.? „Sie sehnen sich nach Entschleunigung. Bei einem MP-3-Player kann man jedes Lied weiterklicken. Bei einer LP legst du die Platte auf. Du hörst bewusst Musik“, erklärt der Familienvater.

Über Heinz-Bernd Töns: Ursprünglich war der 49-Jährige gelernter Elektriker. Er machte seine Ausbildung in der Zeche Fürst-Leopold, arbeitete später als Schweißtechniker und Monteur im Außendienst. Doch seine Leidenschaft galt immer dem „schwarzen Gold“. So machte er sich mit seinem Vinylcafé selbstständig und hatte nebenbei einen Platten-Online-Handel.

Seit Corona hat er viel Unterstützung durch die Dorstener Bevölkerung bekommen. Noch überlebt alles. Aber spätestens bis April müsste sich die Lage doch ändern. Vor Corona erhielt er innerhalb einer Woche 20 bis 30 Anfragen von Künstlern. Das ist nur ein Beispiel von dem, was gerade komplett weggebrochen ist.

Info: Das Geschäft findet sich in der Freiligrathstrasse 19 in Hervest-Dorsten. Aktuell geöffnet montags von 16 bis 20 Uhr und donnerstags von 17 bis 20 Uhr. Am Samstag von 10 bis 15 Uhr. Weitere Infos gibt es auch unter http://vinylcafeschwarzesgold.de/