Weihbischof Wilfried Theising visitierte zwei Tage lang die Ludgerusgemeinde
Schermbeck Fünf Jahre nach der letzten Visitation der Schermbecker Ludgerusgemeinde im Dezember 2011 war Weihbischof Wilfried Theising in dieser Woche erneut zwei Tage lang in der 5430 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde unterwegs, um sich als einer von fünf Weihbischöfen des Bistums Münster im Auftrag des Bischofs Felix Genn vor Ort über den Zustand der Kirchengemeinde zu informieren.
Den für die Region Niederrhein zuständigen Weihbischof Theising erwartete in Schermbeck ein Mammutprogramm. Fast im Stundentakt wechselte er am Mittwoch und Donnerstag die Gesprächspartner und hatte dabei Gelegenheit, mit hauptberuflichen und ehrenamtlichen Geistlichen ebenso zu sprechen wie mit weiteren hauptberuflichen und ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern.
Darüber hinaus lernte der Weihbischof unterschiedliche kirchliche Gruppen kennen. Das reichte von den Vertretern der Jugendverbände über die Kirchenwächter und die Organisatoren der Partnerschaft mit San Cristóbal bis hin zum Kirchenvorstand und zum Pfarreirat. Hinzu kamen Gespräche mit Bürgermeister Mike Rexforth und mit der Regierungspräsidentin Anne Lütkes, die am Mittwoch wegen des ersten Spatenstiches am „Stricker-Spielplatz“ nach Schermbeck kam. Zur Visitation gehörte auch die Durchsicht und Siegelung der Kirchenbücher, in denen Taufen und alle übrigen Sakramente sowie Sterbefälle und Kirchenaustritte vermerkt wurden.
Der Besuch war eingerahmt von zwei Messen. Zu Beginn feierte der Weihbischof eine heilige Messe mit den Bewohnern und Mitarbeitern des Marienheims und des „Haus Kilian“. Zum Abschluss am Donnerstagabend stand er zwischen Pastor Klaus Honermann und Pastor Xavier Muppala als Zelebrant hinter jenem Altar in der Ludgeruskirche, den er am 20. November 2011 in der renovierten Kirche geweiht hatte.
In seiner Predigt schlug der Weihbischof den Bogen vom Paulus-Brief an die Galater zu dem, was er am Ende der Visitation der Gemeinde zu sagen hatte. Doch während Paulus eher eine Art Strafpredigt vornahm, war der Weihbischof voll des Lobes. „Ich bin beeindruckt von all den Aktivitäten in Ihrer Gemeinde“, bilanzierte er und erwähnte dabei die bereits genannten Gruppen. Seine Begegnungen hätten gezeigt, „dass hier viele Menschen wohnen, die ihren Glauben ganz persönlich leben und ihr Handeln daraus ableiten.“ Manchmal sei es gut, wenn einer von außen komme und bescheinigen könne „Das ist wunderbar, was ihr tut“, weil es zum Weitermachen ermuntere, vor allem in einer Zeit, in der die Zahl der Kirchenbesucher überall zurückgehe. „Es ist wunderbar, wie lebendig die Gemeinde ist“, versicherte Weihbischof Theising am Ende seiner Predigt.
Auch beim Pressegespräch nach dem Gottesdienst ergänzte Theising seine insgesamt positiven Eindrücke. „Ich war überrascht, wie viele ältere Menschen ich hier kennen gelernt habe, die ich viel jünger eingeschätzt habe“, bemerkte er zu der Tatsache, dass viele ältere Menschen ehrenamtlich in der Kirchengemeinde tätig sind.
Die bereits erfolgten ökumenischen Bestrebungen begrüßte Theising in besonderer Weise. Im Gespräch mit Pfarrer Dieter Hofmann und der Vikarin Friederike Fischer von der evangelischen Georgsgemeinde kam man im Vorfeld des Lutherjahres 2017 überein, die ökumenische Zusammenarbeit zu vertiefen und durch eine förmliche Vereinbarung zu untermauern.
„Man merkt, dass das Thema Flüchtlinge hier in Schermbeck Chefsache ist“, kennzeichnete der Weihbischof seine Eindrücke von der Flüchtlingsarbeit vor Ort. Während eines einstündigen Gespräches mit den für Flüchtlinge arbeitenden Ehrenamtlichen habe er gesehen, wie intensiv man sich um die Flüchtlinge kümmere.
Theisings Bilanz, es habe keine besonderen Auffälligkeiten gegeben, die einer Anregung seinerseits bedurft hätten, wird wohl das Fazit seines Visitationsberichtes kennzeichnen, den er nun erstellen und dem Bischof und dem Generalvikar vorlegen muss. Es gebe auch ein Nachgespräch mit dem Bischof, damit der Bischof über die Kirchengemeinde informiert werde. „Es ist aufhellend, mit einem kompetenten Außenstehenden einen Blick auf das Beziehungsgeflecht der Gemeinde zu werfen“, bewertete Pastor Honermann die Visitation.
Von einer eher privaten Visitation hat der Weihbischof Theising wenig mitbekommen. Bei den mehr als zehn Gesprächspartnern unserer Zeitung kam er ausgesprochen gut weg. Maria Köching bescheinigte ihm eine große Offenheit. Der ehrenamtliche Diakon Ekkehard Liesmann ergänzte: „Er geht auf Menschen zu, er hört ihnen zu, ist humorvoll und nicht abgehoben und man merkt, dass er jahrelang Pfarrer war.“ Und dass Theising ein Fan von kirchenmusikalischen Darbietungen ist, merkte man an seiner Begeisterung, mit der er sich beim Chor „da capo“ bedankte, der unter Leitung des Kirchenmusikers Josef Breuer den Abschlussgottesdienst untermalte und den kirchlichen Würdenträger mit dem irischen Segen verabschiedete. H.Sch.
Die Kirchengemeinde ist auch ein kleines Unternehmen. Der Haushalt des Jahres 2016 umfasst 1,354 Millionen Euro (davon 1,103 Mio. € für die beiden KiTas). Zu den hauptberuflichen Mitarbeitern zählen die drei Geistlichen Klaus Honermann, Xavier Muppala und Birgit Gerhards, der Kirchenmusiker Josef Breuer, 30 Mitarbeiter in den beiden KiTas und sechs Teilzeitbeschäftigte für den Friedhof.