Gedanken zum Ende des Zweiten Weltkriegs

In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichneten Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Damit wurde der Zweite Weltkrieg offiziell beendet.

Ein gemaltes Bild zeigt einen Engel aus Stein, der von oben auf die zerstörte Stadt Dresden schaut. Dieses Bild regte den Schermbecker Pastor Klaus Honermann zu den folgenden Betrachtungen an:

Mit welchem Blick schauen wir auf den 8. Mai 1945? An diesem Tag endete mit der Kapitulation die Schreckensherrschaft der Nazis, welche Millionen von Menschen das Leben gekostet hat. Eine Niederlage? Ja. Aber nicht nur und nicht zuerst Deutschland lag am Boden, lag darnieder. Viele andere Länder hatten mehr gelitten: unter dem Krieg, unter den Deutschen. Eine Niederlage kann zu einem Neuanfang führen. Die Befreiung aus der Unterdrückung hatte an jenem Tag vor 75 Jahren begonnen. Endlich. Erst. Erst begonnen. Denn das äußere Ende des Krieges war noch nicht der Beginn eines neuen Denkens. In zu vielen Menschen steckte noch das Gift des Nationalismus und des Fremdenhasses.

Nationalistischer Egoismus („Deutschland über alles“ und heutzutage „Mein Land zuerst“) und Fremdenfeindlichkeit sind nicht mit einem Mal besiegt. Das ist eine ständige und bleibende Aufgabe. „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt.“ So begann die Hymne der DDR, deren Zukunft vor 30 Jahren endete.

Können wir das heute mit einem anderen geschichtlichen Hintergrund und aus religiöser Sicht, aus österlicher Sicht nicht durchaus sagen? Der Engel am Grab des Jesus von Nazareth sagte denen, die dorthin gekommen waren und deren Leben in Trümmern lag: „Geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus …“

Aufstehen, losgehen zu den anderen, deren Leben in Trümmern liegt, die noch nichts von einem neuen Leben wissen. Schauen dorthin, wo Christus uns vorausgeht. Es gibt Engel, Boten, die uns losschicken im Namen des Lebens. Manchmal stehen wir auf Stehen wir zur Auferstehung auf Mitten am Tage … So beginnt ein Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz. Wir sind eingeladen, aufzustehen gegen jede Art von Egoismus und Fremdenhass und aufzuerstehen zu einem Leben, das die Einheit sucht mit allen Menschen guten Willens.

Klaus Honermann

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.