Gahlener Waldaustraße mit Zink belastet

Gahlen. Wenn die zuständigen Behörden ihre Hausaufgaben nicht sorgfältig erledigen, müssen die Bürger selbst aktiv werden.

Dass dies bisweilen sehr sinnvoll sein kann, beweisen derzeit das Gahlener BürgerForum (GBF) und Ulrike Trick als Schermbecker Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

 Ulrike Trick, Dr. Stefan Steinkühler und Matthias Rittmann
Ulrike Trick, Dr. Stefan Steinkühler und Matthias Rittmann an Waldaustraße zur Deponie der AGR im Grenzbereich zwischen Gahlen und Gartrop.

Seit über dreißig Jahren fahren zahllose Lastkraftwagen mit Deponiegütern durch den Schermbecker Ortsteil Gahlen und über die Waldaustraße zur Deponie der AGR im Grenzbereich zwischen Gahlen und Gartrop.

Wie sich erst in jüngster Zeit herausgestellt hat, wurden auch auf den eigentlich nur zur Ablagerung bestimmten Flächen der Firma Nottenkämper jahrelang mehr als 30 000 Tonnen zum Teil hochgradig giftiger Materialien gesetzeswidrig deponiert (wir berichteten).

„Da geht mit Sicherheit beim Transport von Millionen Tonnen auch einiges unterwegs verloren“, hieß die Arbeitsthese der Grünen und des Gahlener BürgerForums.

Bodenproben entlang der Waldaustraße

So beschlossen sie im vergangenen Jahr, drei spatentiefe Bodenproben entlang der Waldaustraße zu entnehmen. Diese Proben wurden vom Frisenius-Institut in Herten untersucht.

Das Institut gehört zur SGS-Gruppe, die seit 1920 mit Inspektions-, Überwachungs- und Prüfdiensten auf dem deutschen Markt aktiv ist. Heute sorgen rund 3.000 Mitarbeiter an 40 Standorten auf allen Stufen der Wertschöpfungskette für mehr Sicherheit, mehr Effizienz und mehr Qualität.

Vier Seiten umfasst der jetzt vorgelegte Bericht der SGS-Gruppe. Die Auswertung zahlreicher Parameter erfolgte nach der „Technischen Regel Boden“ der im Jahre 1963 gegründeten Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA), die sich seither bemüht, einen möglichst ländereinheitlichen Vollzug des Abfallrechtes in der Bundesrepublik Deutschland sicherzustellen.

Stark kontaminiert

Bei der Untersuchung von Böden unterscheidet die LAGA zwischen fünf Zuordnungskategorien. Die höchste Kategorie Z 2 weist Böden aus, die so stark kontaminiert sind, dass sie selbst bei Beachtung vorab definierter technischer Sicherungsmaßnahmen nur noch in technischen Bauwerken verwendet werden dürfen. Boden der Kategorie Z 1 darf allenfalls für den eingeschränkten offenen Einbau in technischen Bauwerken verwendet werden.

Wertet man die jetzt vorgelegte Analyse nur unter den Kategorien Z 1 und Z 2 aus, dann steht fest, dass in der freien Landschaft am Rande der Gahlener Waldaustraße Böden liegen, die da eigentlich nicht liegen dürften, weil sie die Grenzwerte überschreiten.

Zink, Chrom und Kupfer

Beim Zink wird das besonders deutlich. Dessen Probenwerte überschreiten an einer Messstelle sogar den Grenzwert der höchsten Kategorie um 100 mg pro Kilogramm (1600 mg/kg statt 1500 mg/kg). Überschreitungen des Grenzwertes Z 1 wurden beim Chrom (360 statt 180) und beim Kupfer (310 statt 150) nachgewiesen.

Aus den Untersuchungsergebnissen schließen die Grünen und das Bürgerforum, dass vielleicht an weiteren Stellen übermäßig stark kontaminierte Böden lagern. „Hier entsteht ein täglicher Eintrag“, teilt Ulrike Trick mit und fügt hinzu, „wir wollten den zuständigen Behörden nur einen Fingerzeig geben.“

Messungen zur Klärung

Die Behörden werden gebeten, nun eigene Kontrollen vorzunehmen und der Öffentlichkeit die Ergebnisse vorzulegen. Mit dem Blick auf die angrenzende Weidenutzung der landwirtschaftlichen Nutzfläche schlägt Matthias Rittmann (GBF) auch Messungen vor, die weiter von der Waldaustraße entfernt vorgenommen werden. „Es muss auch geklärt werden, ob die Ablagerungen am Straßenrande bei der Anfuhr oder bei der Abfuhr der Fahrzeuge entstanden“, bittet Dr. Stefan Steinkühler (GBF) die Behörden um entsprechende Untersuchungen. Er selbst vermutet, dass es eher die abfahrenden Fahrzeuge sind, die sich zuvor auf dem Deponiegelände bewegten.

Ergebnisse der Analysen

Nach Auffassung der Grünen und des BürgerForums sind die Proben nicht nur im Bereich der Böden sinnvoll, sondern auch in den Gräben, in die das von der Waldaustraße abfließende Regenwasser gelangt.

Die erbetenen Proben sollen auch dazu beitragen, grob hochzurechnen, wie hoch die Bodenbelastung ausfallen wird, wenn die Verfüllungen der neuen Abgrabungsflächen der Firma Nottenkämper hinzukommen, die so lange auf dem Straßenweg erfolgen werden, bis der beantragte Hafenbau am Wesel-Datteln-Kanal realisiert wurde.

BürgerForum und Grüne hoffen, dass auch die Gemeinde Schermbeck aktiv wird, da die kontaminierten Böden auf öffentlichen Flächen liegen. H.Scheffler

Ulrike Trick, Matthias Rittmann und Dr. Stefan Steinkühler (v.l.) stellten gestern die Ergebnisse der Analysen dreier Bodenproben entlang der Gahlener Waldaustraße vor. RN-Foto Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.