Frage 3 an die Schermbecker Bürgermeisterkandidaten

Liebe Leser, am Ende der 37. Kalenderwoche, am 13. September, finden – parallel zu den Kommunalwahlen – die Bürgermeisterwahlen statt.

Das sind noch vier Wochen. Wir haben den vier Bürgermeisterkandidaten Timo Gätzschmann (Die PARTEI), Mike Rexforth (CDU), Klaus Roth (Bürger für Bürger = BfB) und Dr. Stefan Steinkühler (Bündnis 90/Die Grünen) angeboten, sich zu einzelnen Fragen zu äußern, die die Gemeinde Schermbeck betreffen.

Unsere Vorgaben waren:

1) Innerhalb von fünf Tagen auf zwei Fragen zu antworten. Die Antworten werden jeweils am Freitag bis 22 Uhr online gestellt. Sollte eine Antwort fehlen, so lag sie bis zum vorgegebenen Zeitpunkt (20 Uhr) nicht vor.

2) Es sollte nach Möglichkeit nicht mit Fehlern von Vorgängern gehadert werden, weil die Entwicklung Schermbecks in der Zukunft liegt.

3) Für diejenigen Leser, die Angriffe auf den politischen Gegner vermissen sollten, sei gesagt, dass die Redaktion daran Schuld ist. Wir haben nahe gelegt, davon Abstand zu nehmen, damit – ohne Ablenkung – die Sache absolut im Mittelpunkt steht.

4) Wir kürzen nicht ein einziges Wort.

Vier Kandidaten bewerben sich für das Amt des Bürgermeisters. Bei der ersten Frage haben wir die Antworten nach dem Alphabet der Nachnamen geordnet. Bei jeder folgenden Frage rutscht der Erstplatzierte ans Ende.

Frage 3: Die Leser möchten Sie etwas genauer kennen lernen.

a) Wenn Sie als neuer Bürgermeister etwa 5 Millionen Euro vom Land NRW geschenkt bekämen mit der Auflage, bei einem Eigenanteil von 10 bis 20 Prozent diesen Betrag für maximal zwei Maßnahmen in der Gemeinde Schermbeck auszugeben, für welche Maßnahme(n) würden Sie sich entscheiden ?

Klaus-Roth-Bfb-Schermbeck

Bürgermeisterkandidat Klaus Roth (Bürger für Bürger, BfB)

Sanierung und Erhaltung beider Grundschulen. Nach Berechnungen eines Schermbecker Architekten aus Anfang 2017 rd. 1 Mill. Euro zzgl. Digitalisierung. Laut einem Wertgutachten von der Planungsgruppe BIREGIO aus 2015 rd. 350.000 € ohne Digitalisierung. Außerdem würde ich Finanzmittel für Raumklimaverbesserungen in den Schulräumen einsetzen. Die Kinder sollten gerne in die Schule gehen.

Sanierung von Straßen, Wirtschaftswegen, Radwegen sowie Schaffung von bezahlbaren Wohnraum vor allem auch für die ältere Generation.

Stefan-Steinkühler

Bürgermeisterkandidat Dr. Stefan Steinkühler (Bündnis 90/Die Grünen)

Viel besser als 5 Millionen Euro für nur zwei Projekte wäre es, wenn das Land die Kommunen endlich insgesamt mit mehr Geld ausstatten würde, damit die Gemeinden ihre vielfältigen bisherigen Aufgaben besser erfüllen können. Mit 5 Millionen Euro mehr im allgemeinen Haushalt könnte man z.B. endlich mehr Wirtschaftswege sanieren, die Schulen besser ausstatten, die Mittelstraße nutzerfreundlicher gestalten, Grünanlagen klimafreundlich verbessern, hätte man nicht die Gemeindebücherei aufgeben müssen …

Das Land NRW verschenkt grundsätzlich kein Geld. Es ist dann zweckgebunden und an erhebliche Bedingungen geknüpft; Bedingungen, die nicht immer die Interessen unserer Gemeinde treffen. Und der vermeintlich geringe Eigenanteil kann schnell zum Bumerang werden, wenn die Kosten während Planung und Ausführung steigen, das Land aber nur die ursprüngliche Fördersumme zur Verfügung stellt und die Gemeinde auf den Restkosten sitzen bleibt.

Schermbeck befindet sich immer noch in der Haushaltssicherung. Auch deswegen ist doppelte Achtsamkeit bei einem mitunter leichtfertigen Umgang mit Eigenanteilen geboten.

Timo Gätzschmann Die Partei Schermbeck

Bürgermeisterkandidat Timo Gätzschmann (Die Partei)

Da sich im Rahmen des Ratsbürgerentscheids gegen den Bau einer neuen Schule mit einer Drei-Fach-Turnhalle entschieden wurde, würde ich als erstes Projekt die Neugestaltung bzw. die Renovierung der Dreifach-Turnhalle an der Erler Straße anstreben.

Da das Objekt mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen ist, wird in naher Zukunft ohnehin eine größere Investition in diese Halle notwendig werden. Vielleicht ergäbe sich die Möglichkeit eines Neubaus, damit der Vereinssport und die Schule in der Bau- oder Renovierungszeit keine Einbußen hinnehmen muss.

Wir verfügen zwar über weitere Turnhallen in Schermbeck, aber keine, die tatsächlich auch für etwas größere Zuschauerzahlen geeignet wäre. Corona zeigt uns außerdem, dass sich die Nutzungsmöglichkeiten einer Turnhalle nicht zwingend auf sportliche Zwecke reduziert, sondern im Krisenfall genauso für alternative Einsätze zur Verfügung steht.

Als zweite Maßnahme würde ich eine digitale Schermbeck-Plattform einführen, die den Schermbecker Einzelhändlern die Möglichkeit gibt, ihre Waren und Dienstleistungen in einem lokalen Onlineshop zu verkaufen. Durch diesen Shop bekommen auch Schermbecker, die außerhalb von Schermbeck arbeiten, die Option regional einkaufen zu gehen, ohne an Öffnungszeiten gebunden zu sein.

Für die einfache Abholung der Ware werden 1-2 Abholstationen errichtet, in denen die Dienstleister und Händler ihre Onlineverkäufe nach Feierabend platzieren können. Käufer können diese einfach nach der Arbeit dort abholen. Durch die Bündelung aller Einzelhändler und Dienstleister in einem Shop, hat der Nutzer die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild des Angebotes in Schermbeck zu verschaffen und sofort lokal zu kaufen.

So können wir die Schermbecker Wirtschaft stärken und eine ernsthafte und gleichzeitig auch schnellere lokale Alternative zu Amazon und Co schaffen. Neben der Perspektive eines Onlineshops bietet sich außerdem die Möglichkeit, einen digitalen Bürgerservice zu erschaffen, in dem Schermbecker ihre Amtsgänge wie Ummeldungen oder Personalausweisverlängerungen online erledigen können. Natürlich wären auch weitere Maßnahmen wie eine Art „Mitfahrzentrale“ aus und nach Schermbeck denkbar.

Für eine Vielzahl an Schermbecker Pendlern könnten sich so Fahrten zur Arbeit umweltverträglicher und zugleich kostengünstiger gestalten.

Bürgermeister von Schermbeck Mike Rexforth.

Bürgermeisterkandidat Mike Rexforth (CDU)

Aktuell wäre sicherlich das Vorhaben des Wassersportverein, den Bau eines Lehrschwimmbeckens, eine meiner favorisierten Baumaßnahmen. Die Kosten hierfür werden aktuell auf ca. 1,6 Millionen Euro geschätzt. Das Hallenbad platzt aus allen Nähten, viele Kinder würden gerne Schwimmkurse besuchen, können dies aber nicht zeitnah, weil die Beckenzeiten einfach nicht ausreichend sind. Dies gilt auch für das Angebot für ältere Menschen, Wassergymnastikkurse, etc.  zum Erhalt, oder zur Wiedererlangung der Mobilität. Eine Erweiterung des Hallenbades ist daher aus meiner Sicht sehr sinnvoll.

Die Digitalisierung der Schullandschaft wäre sicherlich eine weitere sinnvolle Investitionsentscheidung in die Zukunft, genauso steht die Gründung eines Wirtschaftswegezweckverbandes zur Sanierung der Wirtschaftswege bevor. Diesen Zweckverband mit einem Grundstock an Finanzmitteln auszustatten, wäre sicherlich ebenfalls eine gute Entscheidung.

b) Das erste von acht Schermbecker Schützenfesten nach Ihrer Wahl zum Bürgermeister findet in Weselerwald statt. An der Theke steht acht Monate nach Ihrer Wahl zum Bürgermeister ein noch nüchterner Bürger des Schermbecker Westends, um Ihnen anzudeuten, dass er von Ihrem bisherigen Handeln für die Gemeinde enttäuscht ist. Wie verhalten Sie sich dann?

Bürgermeisterkandidat Klaus Roth (Bürger für Bürger, BfB)

Ein Bürgermeister kann es nicht allen recht machen. Die Kritik des Bürgers würde ich natürlich ernst nehmen und seine Argumente anhören. Allerdings ist ein Schützenfest bzw. die Theke eine ungeeignete Plattform, seine gegenseitigen Argumente auszutauschen. Ich würde den Bürger kurzfristig zu einem persönlichen Gespräch einladen oder wenn er es wünscht, ihn besuchen.

Bürgermeisterkandidat Dr. Stefan Steinkühler (Bündnis 90/Die Grünen)

Wer an der Theke eines Schützenfestes nüchtern ist, ist mit Vorsicht zu genießen. Ich vereinbare für nächste Woche einen Termin bei mir im Rathaus.

Bürgermeisterkandidat Timo Gätzschmann (Die Partei)

Was für eine absurde Vorstellung … ein nüchterner Bürger an der Theke eines Schützenfestes … 😊

Natürlich würde ich zunächst einmal dafür sorgen, dass dieser Bürger schnellstmöglich ein kühles Blondes erhält. Infolgedessen würde ich ihn oder sie (es könnte schließlich auch eine Bürgerin sein) fragen, wie es kommt, dass man sich nüchtern auf einem Schützenfest an eine Theke stellt, ohne sich ein schützenfestgerechtes Erfrischungsgetränk zu bestellen.

Beim zweiten Bier würde ich die Person höchstwahrscheinlich bitten zu konkretisieren, wovon genau er oder sie enttäuscht ist oder was ich hätte besser machen können. Je nachdem, wie das weitere Gespräch verläuft, würde ich dann spontan handeln. Grundsätzlich bin ich immer offen für konstruktive Kritik, dennoch erwarte ich, dass mein Gegenüber die Missbilligung auch begründen kann. Ein solcher Dialog ist sonst, außer natürlich für zwei Bier, nicht wirklich sinnvoll.

Bürgermeisterkandidat Mike Rexforth (CDU)

Wenn ich eins in meiner nun 6 jährigen Berufszeit als Bürgermeister gelernt habe, dann, dass ich niemals jeder Bürgerin und Bürger ALLES recht machen kann. Ich würde mir seine Sichtweise anhören und uns dann 2 Bier und 2 Wacholder bestellen.

c) Wenn Sie als künftiger Bürgermeister nur noch Zeit für ein einziges Hobby hätten, für welches Hobby würden Sie sich entscheiden?

Bürgermeisterkandidat Klaus Roth (Bürger für Bürger, BfB)

Radfahren. Meine Dienstfahrten im Gemeindegebiet oder Fahrten von zu Hause zum Rathaus würde ich mit dem Fahrrad wahrnehmen oder mit dem von der Gemeinde angeschafften Elektrofahrzeug. Die Fixkosten für Fahrten mit dem eigenen PKW würde ich selbst tragen. Der Dienstwagen des jetzigen Amtsinhabers, ein Audi Q5 – Leasingrate 6.000 € pro Jahr – wird abgemeldet und damit eingespart.

Bürgermeisterkandidat Dr. Stefan Steinkühler (Bündnis 90/Die Grünen)

Joggen, weil ich, wenn ich nicht mehr Sport mache, bald wie das Michelin-Männchen aussehen würde. Ab einem gewissen Alter verbrennt man einfach nicht mehr so gut, als wenn man noch in den zarten 20ern oder 30ern steckt.

Bürgermeisterkandidat Timo Gätzschmann (Die Partei)

Puh, für mich bisher tatsächlich die schwierigste Frage von allen. Es gibt eine Menge Dinge, die mir Spaß machen. Aber die Liste dieser Hobbys ist lang. Eine meiner liebsten Leidenschaften, die Musik, kann man immer um sich haben.

Sie zu machen kostet allerdings Zeit, diese kann man sich jedoch immer mal zwischendurch nehmen, wenn auch nur kurz. Am Ende könnte ich aber vermutlich am wenigsten darauf verzichten mit Menschen, die ich gerne habe, Spaß zu haben!

Bürgermeisterkandidat Mike Rexforth (CDU)

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