Familie Holloh sagt Nein zum Zeelink-Angebot

Familie Holloh lässt es auf ein Enteignungsverfahren ankommen und verzichtet auf den Erstattungsbetrag

 „Wir werden auf keinen Fall unterschreiben“, sagten Gabriele und Hermann Holloh. Das Ehepaar wohnt an der Dämmerwalder Straße und ihr Grundstück liegt unmittelbar an der Trasse der geplanten Zeelink-Gasleitung.

Gabriele und Hermann Holloh am Arbeitsstreifen (l.), Blick Richtung Erle, an der geplanten Zeelink-Leitung.

Vorausgegangen war ein Gespräch letzte Woche mit einem Mitarbeiter des Ingenieurbüros, welches sich um den Rechteerwerb des Bauvorhabens kümmert. Ziel des Mitarbeiters war, alles zum Grundstücksverkauf unter „Dach und Fach“ zu bringen. Dafür, so hieß es im Vorfeld, gäbe es pro Quadratmeter ein Euro mehr.
Nach einem Gespräch über die vertraglichen Bedingungen und dem Vertrag, der dem Investor das Nutzungsrecht der Fläche für den Bau der Leitung einräumt, wollte die Familie nun wissen, wie viel Geld sie für ihre Fläche bekommen.

158 Euro

Die Überraschung über die Höhe des Erstattungsbetrages waren Gabriele und Hermann Holloh anzusehen. Anstatt der erwarteten 500 bis 800 Euro sind es gerade mal 158 Euro. „Davon können wir ja noch nicht mal mit der ganzen Familie essen gehen“, sagte erstaunt Gabriele Holloh.

Was Holloh nicht wusste, war, dass laut Berechnung des Ingenieurbüros sich ihre Fläche nur auf zwei Quadratmeter beläuft. Dies ist genau die Fläche des Schutzstreifens der Trasse. Als Entschädigung und Aufwandsentschädigung inklusive gibt es eine weitere kleine Entschädigung. Kein Geld allerdings gibt es für den geforderten Arbeittreifen, welcher längs des Gartens der Familie Holloh verläuft.

Zitat: „Davon können wir ja noch nicht mal mit der ganzen Familie essen gehen“

Ihr „Nein“ nahm der Mitarbeiter, ebenfalls überrascht, zur Kenntnis. Gleichzeitig klärte er auf, dass dies allerdings keine Auswirkungen auf die Summe haben wird. Ebenso unberücksichtigt bleibt auch eine Verweigerung.

Trotz „Nein“ wird gebaut

Auf Enteignung möchte es aber die Familie Holloh ankommen lassen. „Es wird gebaut, egal wie lange das Verfahren dauert, und bei einem rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss kann sofort mit dem Bau gestartet werden“, klärte der Mitarbeiter auf.
Obwohl das Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, werden bereits jetzt schon vonseiten des Investors die Grundstücksrechte gesichert. Grund dafür sei, dass es einen sehr anspruchsvollen Zeitplan für die 215 Kilometer lange Strecke gibt. Dieser muss  rechtzeitig vor Baubeginn abgearbeitet werden.

Enger Zeitplan

Neben den Einwendungen von Anwohnern, gäbe es auch Vorgaben von Umweltverbänden, wie zum Beispiel bei Kiebitz-Brutplätze in dieser Zeit. Diese werden berücksichtigt. „Deshalb müsse bereits jetzt schon aktuell ein Zeitplan entwickelt werden“.

Im Frühjahr 2019 soll mit dem Bau begonnen werden. Die Grundstückseigentümer werden zirka zwei Wochen vor Beginn der Bauarbeiten informiert. Dies sei deshalb so kurzfristig und knapp, weil noch niemand heute genau, auch nicht die Zeelink, sagen könne, wann letztendlich mit dem Bau begonnen werden kann. Als Erstes sollen die Rohrlageplätze im Bereich der jeweiligen Grundstücke eingerichtet werden.

18 Meter lange Rohre

Mit Besorgnis schaut das Ehepaar in die Zukunft. Besonders der Transport von den 18 Meter langen Rohren, verbunden mit dem hohen LKW-Aufkommen auf der Dämmerwalder Straße während der Bauphase, sehen die Hollohs mit Besorgnis entgegen.

Keine Transparenz

Kritik übt das Ehepaar auch, dass bereits auf etlichen Grundstücken Probebohrungen von zirka sechs Meter tiefen stattfinden, oder stattgefunden haben, ohne dass die Eigentümer darüber informiert wurden. Es laufe einiges schief, sagt Holloh. „Wir fühlen uns einfach nicht richtig informiert. Alles geht über unsere Köpfe hinweg und der Investor Open Grid Europa hält das ganze Verfahren ziemlich unter Verschluss“, moniert Gabriele Holloh, die für mehr Transparenz plädiert.
Fest steht aber schon, dass Verluste, die durch den Bau in der Landwirtschaft während dieser Zeit anfallen, ersetzt werden.

Text und Fotos: Petra Bosse