Energie-Effizienz-Partner zu Gast bei innogy

Strom genauer messen, um effizienter damit umzugehen

Mittels „Smart Metering“ (übersetzt: Intelligente Messsysteme) soll der Energieverbrauch zukünftig digital besser auswertbar sein. So sieht es das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und speziell das Messstellenbetriebsgesetz vor. In Deutschland heißt das, alle etwa 42 Millionen Messstellen erhalten neue Stromzähler. Sie sollen ihren Verbrauch damit besser kontrollieren und so letztlich Strom sparen können.
Die Branche steht vor einem Zähleraustauschprogramm in einer völlig neuen Dimension. Doch viele Fragen sind offen: Können das alle? Wann ist es soweit? Für wen gilt es und wie sehen die ersten Umrüstungen in der Praxis aus? Welche Vorteile bieten sie den Nutzern? Und wann wird aus „Smart Metering“ „Smart Home“? Antworten gab es am 20. Februar für die Energie-Effizienz-Partner des KompetenzNetz Energie Kreis Wesel am innogy Modellstandort Recklinghausen.

Verbraucher müssen den eigenen Energiekonsum messen und nachvollziehen, um effizienter und sparsamer mit Energie umgehen zu können, so der Grundgedanke des Betriebsstellenmessgesetzes. Es schreibt seit Anfang 2017 daher die Umrüstung der Stromzähler vor. Starten soll der sogenannte „Rollout“ zum Wechsel aller Zähler auf eine sogenannte moderne Messeinrichtung voraussichtlich in diesem Jahr.  So richtig wissen aber die wenigsten, was sich dahinter verbirgt. Oft ist von „digitalen Stromzählern“ oder „Smart Metern“ die Rede. Das ist allerdings nicht das Gleiche.

Wer bekommt eigentlich was?

„Haushalte mit einem Jahresverbrauch von weniger als 6.000 Kilowattstunden im Jahr (kWh) erhalten laut Gesetz lediglich einen digitalen Zähler“, so Gerhard Radtke, einer der Referenten von innogy Metering. Innogy ist seit Jahren Mitglied im Verein „KompetenzNetz Energie Kreis Wesel e.V“. „Das sind etwa 80 Prozent der Messstellen und damit die meisten.“, so Radtke. Ein digitaler Stromzähler kann den Stromverbrauch lediglich deutlich differenzierter erfassen als die alten Systeme, an denen nur der Gesamtverbrauch seit der Installation ablesbar ist. Ein Smart Meter, der in Deutschland erst ab 6.000 Kilowattstunden im Jahr Vorschrift ist, geht aber noch weiter. Diese intelligenten Messsysteme – wie sie in Deutschland heißen – verfügen neben dem digitalen Zähler über eine weitere Einheit, dem sogenannten Gateway. Über dieses Gateway können die modernen Messeinrichtungen fernausgelesen werden. Damit werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, zukünftig individuellere und flexiblere Stromtarife realisieren zu können. Die Umsetzungsvorgaben für den Smart Meter Rollout sind  in Deutschland im EU-Vergleich einmalig. Andere Nationen unterscheiden nicht zwischen modernen Messeinrichtungen und intelligenten Messsystemen.

Radtke ist überzeugt, dass für die Nutzer, egal ob Endverbraucher oder Gewerbekunde, vor allem zählt, wie die gemessenen Werte schließlich abrufbar und aufbereitet sind. Seine Meinung: „Wichtig ist eine einfache Bedienung und gute Visualisierung.“ Daher erweiterte  er mit seinem Team die moderne Messerichtung, so dass die Messwerte an eine lokale Empfangseinheit  im Wohnumfeld des  Verbrauchers übertragen und über Apps am PC oder Smartphone dargestellt und ausgewertet werden können „Wir wollen nicht 80 Prozent der Nutzer außen vorlassen, die einen geringeren Verbrauch als 6.000 kWh haben.“ Bei den Daten kann der Kunde dann entscheiden, was er wie genau überwachen und vernetzen möchte. „Zusammengefasst heißt das, Daten werden immer wichtiger, dem Datenschutz kommt eine besondere Bedeutung zu und ein Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung des bevorstehenden Smart Meter Rollouts ist ein überzeugter Endverbraucher.“

Stromfresser schnell enttarnt – Energiecontrolling

Dass sich eine detaillierte Überwachung des Energieverbrauchs lohnen kann, belegt Florian Brands von der Firma „Plan Energie GmbH & Co. KG“ und Energie-Effizienz-Partner im Verein anhand von Praxisbeispielen: „Wenn wir uns den detaillierten Verlauf des Energieverbrauchs ansehen, merken wir sehr schnell, wenn irgendwo im Betrieb oder Haus etwas untypisch erscheint und wo möglicherweise Einsparungspotenziale liegen. Die Stromfresser fallen zwar oft nicht sofort auf, sind aber bei genauerer Betrachtung schnell enttarnt. Häufig sind es Aufzüge, Klimaanlagen oder die elektrische Aufladung von Werkzeugen oder Maschinen. Werden sie beispielsweise zur falschen Zeit an die Ladestation angeschlossen, kann das zu extremen Verbrauchsspitzen führen, die sich wiederum ungünstig auf die Stromrechnung auswirken. Durch simple Zeitschaltuhren oder geringere Standby-Zeiten lassen sich häufig schon Verbrauchsspitzen reduzieren und hohe Einsparungen erzielen“, so Brands.

Show Campus in Recklinghausen

Für Interessierte, die tiefer in das Themengebiet einsteigen wollen, gibt es am innogy-Standort Recklinghausen zum Thema „Smart Metering“ einen sogenannten „Show Campus“. Das gesamte Betriebsgelände ist mit Sensoren und Messeinrichtungen ausgerüstet. Ein Monitor im Eingangsbereich zeigt alle Verbräuche im 15-Minuten-Takt plastisch visualisiert bis in jedes einzelne Büro. Auf Wunsch gibt es Führungen oder Live-Demos für Firmenkunden oder andere interessierte Gruppen.

Verein bietet Unterstützung

Uwe Meinen, Vorsitzender des KompetenzNetzes Energie Kreis Wesel e.V., glaubt, dass der Energiemarkt sich in den nächsten Jahren zu einem elektronischen Energiehandelsplatz (e-energy-market) entwickeln wird. „Smart Metering ist dabei nur der Einstieg in die weitere Flexibilisierung des Marktes. Die Zunahme der dezentralen Energieerzeugung mit Bündelung von Stromspeichern macht private und gewerbliche Marktteilnehmer zu Verbrauchern-Erzeugern-Händlern in eigener Regie“, so Meinen. Durch die ansteigende Anzahl von Anbietern werde Strom auch in kleinsten Mengen zur handelbaren Ware. Der Wettbewerb werde zwangsläufig damit auch die Kosten-,Tarif- und Preisstrukturen verändern. Wer schließlich Profiteur sein werde, lasse sich heute noch nicht absehen. Das KompetenzNetz mit seinen Mitgliedern will Nutzer bei der Auswahl von neuen Produkten und Dienstleistungen unterstützen und wirtschaftliche Lösungsansätze anbieten.

Das Energie-Effizienz-Partnernetzwerk im KompetenzNetz Energie Kreis Wesel e.V.

Das Energie-Effizienz-Partnernetzwerk ist Teil des KompetenzNetz Energie Kreis Wesel e.V.. Ihm gehören seit 2015 Ingenieurbüros, Energieberater und Handwerksunternehmen an, die freiwillig den anspruchsvollen Regelungen der Qualitätspartnerschaft gerecht werden. Dazu zählt etwa, sich ständig im Bereich energieeffizientes Bauen und Sanieren sowie in der Anlagentechnik mit erneuerbaren Energien weiterzubilden und entsprechende Zertifizierungen nachzuweisen. Zudem arbeiten alle Energie-Effizienz-Partner fachübergreifend mit externen Beratern wie z.B.  Statikern, Ingenieuren, Passivhausplanern, Architekten usw. zusammen und verpflichten sich zu hohen Qualitätsstandards.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.