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Elfmal Gemeindemeister im Kegeln

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Der Schermbecker Kegelclub „Klatsch weg 52“ besteht seit 65 Jahren

Als der Kegelclub „Klatsch weg 52″ 1952 gegründet wurde, waren alle neun derzeitigen Kegler zwar schon geboren, aber die meisten konnten nicht ahnen, dass sie eines Tages einmal mit von der Partie sein würden, wenn einer der ältesten Kegelclubs Schermbecks sein 65-jähriges Bestehen feiern würde.

„Gründungsväter“ waren einige Jugendliche aus der Schetterstraße. Sie spielten in den Jahren 1951 und 1952 am Karnevalssonntag gemeinsam Fußball gegen den SV Schermbeck. Wer begeistert die Füße trimmt, der darf natürlich auch die Hände nicht vernachlässigen. Als zu Karneval 1952 der Saal Köllmann eröffnet wurde und im Mai die Kegelbahn fertig wurde, konnte die Idee zum gemeinsamen Kegeln schnell in die Tat umgesetzt werden. Allein im Kegelnamen spürt man den jugendlichen Schwung, mit dem die Schettersträßler bei Köllmann ans Werk gingen. Die von Martin Schürmann gefertigte Chronik beginnt erst 1975, so dass man aus der Zeit davor bei den jetzigen Keglern nicht mehr alle Einzelheiten nachvollziehen kann. Beim Gespräch im November 2001 auf der Kegelbahn im Hotel „Zur Linde“ konnten sich die Kegler an die Gründer Heinz Kruse, Willi Kruse, Heinz Grömping, Hans Eickelschulte, Ewald Triptrap, Heinz Schulze und Herbert Nappenfeld erinnern.

Erich Stenbrock, Ludger Paus und Klemens Nappenfeld (hockend v.l.) gehören im Jahre 2017 ebenso zum Kegelclub „Klatsch weg“ wie Norbert Berg, Ernst Dahlhaus, Hugo Grewing, Josef Becker, Martin Schürmann (stehend v.l.) und – nicht abgebildet – das passive Mitglied Heinz Verwaayen. Foto: Helmut Scheffler

Eine vollautomatische Kegelbahn war lange nicht in Sicht. Auf Köllmanns Kegelbahn war Handarbeit gefragt. Meist kam ein jüngerer Bruder eines Keglers mit zur Bahn, um sich ein paar Mark zu verdienen. Einer der ersten Kegeljungen war Josef Kruse, der während des vierstündigen Kegelns mächtig ins Schwitzen geriet, wenn weit über 1000 Kegel aufgestellt werden mussten und anschließend flink in die Schutzecke geflüchtet werden musste, um sich vor der heranrollenden Kugel und den auseinander fliegenden Kegeln in Sicherheit zu bringen.

Schon nach wenigen Jahren waren es oft berufliche und private Verpflichtungen, die einige Gründungsmitglieder zur Aufgabe ihrer Mitgliedschaft veranlassten. Da der Club sich allein aus der Schetterstraße nicht mehr auffrischen konnte, kamen bereits ab 1953 auch Männer aus allen übrigen Gemeindegebieten hinzu. Dem Club gehören derzeit neun Mitglieder an: Ernst Dahlhaus (1954), Martin Schürmann (1959), Erich Stenbrock (1959), Heinz Verwaayen (1961, passives Mitglied, wohnt in Ahaus), Josef Becker (1962), Klemens Nappenfeld (1968), Norbert Berg (1970), Hugo Grewing (2002) und Ludger Paus (2007).

Seit 1975 findet alljährlich eine Hauptversammlung statt, in deren Verlauf Ehrungen erfolgen, die Jahreskönige ausgezeichnet werden und der „Jahresdoofe“ ins Protokollbuch eingetragen wird. Bis 1984 war Otto Hennewig Präsident. Seither werden – um ein Jahr zeitlich versetzt – Präsident und Vizepräsident jeweils für zwei Jahre gewählt. Amtierender Präsident ist seit Januar 2017 Ludger Paus.

Der Kegelclub „Klatsch weg 52“ am 4. Oktober 2002. Foto: Helmut Scheffler

Im Verlauf eines halben Jahrhunderts kommen allerhand Döhnekes zusammen. Da wird berichtet, wie Anfang der 1960er-Jahre die Keglerschar mit List erreichte, doch noch gezapftes Bier bei Köllmann trinken zu können, nachdem man wegen einer Feier im Saal am Kegelabend eigentlich nur Flaschenbier bekommen sollte. Ein paar Kegler stiegen durchs Fenster, holten aus der Gefrieranlage in Grüters Anbau das 30-Liter-Fass, welches eigentlich fürs Heidefest bestimmt war, besorgten sich bei Nappenfeld am „Dom“ noch einen Zapfhahn und kehrten auf Schleichwegen an die Bahn zurück: Der Abend war gerettet.

Das Heidefest ist seit Mitte der 1960er-Jahre zu einer festen Veranstaltung im Jahresverlauf geworden. Um den 20. Mai geht es in Bietenbecks Busch in Mitteluefte, wo ausgelassenes Feiern allenfalls ein paar Hasen am Einschlafen hindert. Ernst Dahlhaus genießt den Ruhm, erster und einziger Heidemeister zu sein, denn der Aufwand, Nappenfelds transportable Kegelbahn in den Busch zu bringen, war den Keglern in den Folgejahren doch zu mühselig. Aufs 60-Liter-Fass wurde in der Vergangenheit in den seltensten Fällen verzichtet. Ein massiver Baumstamm dient als lange Theke und gleichzeitig zum Festhalten, wenn sich Mitteluefte zu drehen beginnt. Manch einer wird auf den Strohballen-Sitzen nur noch durch die Vorfreude auf den „Köhlerschinken“ aufrecht gehalten.

Der Kegelclub „Klatsch weg 52“ am 17. April 2012. Foto: Helmut Scheffler

Besondere Höhepunkte in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten waren die Kegelausflüge. Im 17. Jahr seiner Clubzugehörigkeit hätte bei der Segeltour auf dem Ijsselmeer für Erich Stenbrock beinahe das letzte Stündchen geschlagen. Während seine Kegelbrüder einen Landgang unternahmen, blieb er mit dem Koch auf dem zum Partyschiff umgebauten Frachter, der in dritter Reihe am Kai lag. Als er zu später Stunde die Heimkehrer von weitem hörte, wollte er ihnen den Weg vom Kai über die beiden vor dem Frachter liegenden Schiffe ausleuchten. Ein unbedachter Schritt in der Nacht, und schon hing Erich samt Taschenlampe buchstäblich in den Seilen und halb im Wasser.

Mit einem Verdacht auf Rippenbruch wurde er zur ärztlichen Versorgung gebracht. Das jämmerliche Schmerzensgeschreie ihres Kegelbruders Erich klingt einigen Kameraden noch heute im Ohr, als Fleischermeister Heinz Verwaayen damals die aus dem Beruf gewohnte Praxis des Schulterns von Schweinehälften am Kegelbruder praktizierte. „Drei Tage lang habe ich anschließend freiwillig das Schiff gesteuert“, berichtet Erich Stenbrock in der Rückschau, weil er ohnedies nicht habe sitzen können.

Die Tour des Jahres 1981 ging als Leichtsinns-Fahrt in die Club-Annalen ein. Bei Windstärke 8 schipperten die Schermbecker mit ihrem gemieteten Segelschiff „The great escape“ auf dem Weg von Amsterdam nach Ramsgate 24 Stunden lang über den Ärmelkanal. Der Schiffseigner hatte den Schermbeckern vertrauensvoll das Kommando übergeben.

Die Jubiläumstour anlässlich der 40-Jahr-Feier im Jahre 1992 führte eine Woche lang in die Schweiz. Die Fahrt mit dem „Glacier“-Express nach Zermatt ist allen in ebenso lebhafter Erinnerung geblieben wie der Helikopterflug über zahlreiche 4000er. Damals wurde sogar die Schermbecker Flagge am Unterrothorn gehisst.

Ein praktisches Stück deutscher Geschichte erlebten die Kegler ein Jahr vor der „Wende“ in Ostberlin. In der Gaststätte „Zur letzten Instanz“ und auf der prunkvollen Kegelbahn im Palast der Republik lernten sie den Wert der harten Westmark kennen, die sogar eingefleischte Kommunisten schwach werden lassen konnte. Die Feier war so urig, dass erst buchstäblich in letzter Minute der Grenzübertritt nach West-Berlin gelang.

Anlässlich der 30-Jahr-Feier im Jahre 1982 führte der Club ein Serien-Preiskegeln auf Köllmanns Bahn durch. Im Oktober 1986 musste der Club die Bahn Köllmann verlassen, da der häufige Wechsel des Gaststättenpächters und Umbaumaßnahmen zur vorübergehenden Schließung des Lokals führten. Ein paar Jahre lang wurde abwechselnd bei Köllmann und Menting gekegelt, bis „Klatsch weg 52″ endlich eine dauerhafte Heimatbahn im heutigen Hotel „Zur Linde“ fand. Dort blieben die Kegler bis zum Jahre 2006. Am 10. Oktober 2006 gingen sie erstmals bei Overkämping zur Jagd auf alle Neune.

Ein wenig peinlich endete vor etwa zwei Jahrzehnten die Fahrt nach Ürzig. Die Geschenke für die eigenen Frauen hatten die Kegler alle in Ernst Dahlhaus` Tasche gepackt. Man kann sich den Ärger vorstellen, als die Übergabe der Mitbringsel entfallen musste, weil Dahlhaus seine Tasche im Bus stehen gelassen hatte.

Der Kegelclub „Klatsch weg“ im Juli 2015. Foto: Helmut Scheffler

Ihre Verbundenheit zur Kolpingsfamilie stellen die Kegler seit dem Schubkarrenrennen des Jahres 1953 unter Beweis. Damals traten sie mit einem zum Abschleppwagen umgebauten Opel P4, den Otto Vitt schon zum Ausmisten seines Hühnerstalls verwendet hatte, auf dem „Schlopi-Ring“ an. Mit dem am Heck befestigten Nachbau der Lebedame Nitribit zogen die Kegler schon vor fast einem halben Jahrhundert die neidvollen Blicke der Männer hinter sich her. Tante „Zissi“ fand es weniger originell, als die jungen Burschen ihr die Ausgeburt der Unkeuschheit anschließend mitten auf den Tisch legten. Ein paar originelle Karren der folgenden Jahrzehnte waren der „Klüngelpütz“, der „Seenotrettungsdienst“ und das „Marien-Hospital“.

Seit 1979 beteiligte sich „Klatsch Weg 52″ regelmäßig an den Gemeindemeisterschaften im Kegeln. Erfolgreichster Einzelkegler war Ernst Dahlhaus, der 1979 mit 108 Holz erster Gemeindemeister im Herren-Einzel und 1994 und 1997 erneut Meister wurde. Josef Becker siegte 1991, Martin Schürmann 1993. „Bis auf zwei Meisterschaften haben wir jeweils einen der ersten drei Plätze belegt“, berichtet Otto Bartelt stolz von den bisherigen sportlichen Erfolgen. Im Jahre 2007 wurde der Club – nach 1979, 1980, 1981, 1982, 1984, 1985, 1988, 1990, 1994 und 2001 – zum elften Male Gemeindemeister. Einen clubinternen Grund für den Erfolg weiß niemand zu nennen. „Wir haben eben etwas Glück“, bemühen sich die Kegler um eine Erklärung und wissen dann urplötzlich zu ergänzen: „Offensichtlich waren die anderen Clubs so schlecht.“ Man kegelte bei „Klatsch weg 52″ nicht verbissen, aber mit ernster Absicht auf den Erfolg. So verzichtete man viele Jahre hindurch auf das zeitraubende Essen, zumal man sich die das Leben erhaltenden Kalorien auch in flüssiger Form zuführen kann und ohnedies keiner der Kegler so aussieht, als würde er ein baldiges Opfer eines Hungerödems.

Besondere Feste standen an, als Kegelbruder Heinz Verwaayen 1970 mit Ludgera Kraß die Schermbecker Kilianer regierte und Norbert Berg 13 Jahre später mit Ingrid Heidl seinem Beispiel folgte. Es fehlte aber auch nicht an traurigen Anlässen. Dazu gehörten die Begleitung der Kegelbrüder Otto Hennewig, Ferdi Pliete, Antonius Niermann, Otto Bartelt, Franz Dahlhaus, Walter Passmann und Rudi Bietenbeck auf ihrem Weg zur ewigen Ruhestätte.

Jährlich werden die Frauen und die passiven Clubmitglieder zur Fahrradtour im Mai und zum Pfannkuchenessen eingeladen. Zur Jubiläumstour nach Belgien fuhren die Herren im Juli 2017 allerdings wieder ohne ihr „Kontrollorgan“. Das galt auch für die Touren nach Lissabon (2008), Rom (2012), Wien (2014) und Goslar (2016). H. Scheffler

Erich Stenbrock, Martin Schürmann und Heinz Verwaayen (hockend v. links) gehörten im November 2001 ebenso zum Jubiläumsverein „Klatsch weg 52“ wie Norbert Berg, Karl-Josef Grömping, Josef Becker, Otto Bartelt, Otto Hennewig, Ernst Dahlhaus, Walter Passmann und Klemens Nappenfeld (stehend, v.l.). Es fehlte Rudi Bietenbeck. Foto: Helmut Scheffler

Der Kegelclub „Klatsch weg 52“ im Jahre 1981.

Ausflug anlässlich der 40-Jahr-Feier im Jahre 1992. Ein grandioser Blick aufs Matterhorn bot sich den Schermbecker Keglern.

Beim Heidefest – hier im Jahre 1987 – lehren die feierfreudigen „Klatsch weg 52“ – Kegler die Hasen im Mitteluefter Busch von Bietenbeck das Fürchten.

Seit 1953 nahmen die Kegler jedesmal am Schubkarrenrennen der Kolpingsfamilie teil. Das Foto aus dem Jahre 1979 erinnert daran, dass es in Schermbeck einmal ein Krankenhaus (heute Marienheim) gab.

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