Der Weseler Martin Splitt erhielt heute den Schlüssel zur Brichter Turmstation
Schermbeck 72 Jahre nach dem Bau der Turmstation „Alter Postweg“ wurde das ehemalige Brichter Trafohaus heute offiziell an den neuen Eigentümer Martin Splitt übergeben, der das Bauwerk bereits im August von der RWE Deutschland AG übernommen hatte.
Vor der Schlüsselübergabe an den 46-jährigen Weseler Facility Manager erinnerte Michael Sonfeld als Liegenschaftler der RWE an die Entwicklung der Stromversorgung des Schermbecker Raumes seit dem Jahre 1910. 1942 wurde die Brichter Transformatorenstation in Betrieb genommen. Sie übernahm die Aufgabe, die elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz mit einer Spannung von 10 000 Volt umzuwandeln in eine Niederspannung von 400/230 Volt, die im Haushalt verwendet wurde. Bis 2011 war der Turm Teil des RWE-Freileitungsnetzes für die Ortsversorgung der beiden ehemals selbstständigen Gemeinden Bricht und Schermbeck.
Den für den Netzausbau bei gleichzeitiger Verkabelung nicht mehr benötigte Turmstation bot RWE zum Verkauf zum symbolischen Preis von einem Euro an. Außerdem gab es einen Zuschuss in Höhe von 4000 Euro, weil RWE die Abrisskosten erspart blieben.

Martin Splitt, der unter mehreren Bewerbern den Zuschlag erhielt, erläuterte heute beim „Tag der offenen Tür“ den Besuchern das von ihm entwickelte Nutzungskonzept. Es besteht aus vier Säulen. „Ziel ist es, den ursprünglichen Charakter der Turmstation als Landmarke zu erhalten unter Berücksichtigung des Artenschutzes und der Einbindung in den Radtourismus“, gab Splitt als zentrale Zielsetzung an. Sein Nachnutzungskonzept sieht vor, die Turmstation als Landmarke in ihrem äußeren Erscheinungsbild zu erhalten. Die Schaffung einer E-Bike-Ladestation ist an der Südseite des Turmes bereits realisiert worden. Während des Aufladens können die Radler sich in naher Zukunft auf einer Bank ausruhen.
Die Turmstation soll außerdem dem Artenschutz dienen. Schlaf- und Nistplätze für die heimische Vogelwelt sowie für Fledermäuse sollen in Zusammenarbeit mit dem NABU angelegt werden. An der Außenfassade werden Nistmöglichkeiten für Solitärbienen angebacht. Eine große Tafel an der Westseite informiert über den Einsatz von Mauerbienen zur Bestäubung von Obstkulturen. Außerdem gibt es praktische Tipps für den Bau von Bienenbrettchen und Nisthilfen aus Pappröhren.

Nach der Schlüsselübergabe, an der auch die Volksbank Schermbeck als Sponsor durch den Marketingleiter Wolfgang Lensing vertreten war, konnte das dreigeschossige Bauwerk besichtigt werden. Jede Ebene verfügt über eine 14 Quadratmeter umfassende Nutzfläche. Im Erdgeschoss wurden gestern Bilder von anderen Turmstationen gezeigt.
Mittelfristig kann der Innenraum auch vermietet werden. Martin Splitt denkt beispielsweise an Künstler, die hier ihre Werke präsentieren könnten. Viel Arbeit war nötig, um das bereits zuwuchernde Gebäude freizustellen, den Innenraum zu spachteln und mit einem hellen Anstrich zu versehen, die Elektroverkabelung zu verlegen, um Lampen und eine Heizung mit Strom versorgen zu können. Um den Turm von außen rundum besichtigen zu können, wurde eine allseitige Schotterung vorgenommen. Das Gebäude soll künftig von außen blau angestrahlt werden.

„Der Turm erfüllt auch die Aufgabe, jungen Menschen zu zeigen, wie in früheren Zeiten der Strom ins Dorf kam“, nannte Sonfeld als eine weitere Zielsetzung für die RWE-Entscheidung „Umnutzung statt Abriss“.
In die geplante neue Auflage des Buches „von Turm zu Turm“ soll auch die Brichter Turmstation aufgenommen werden. H.Sch.


