Ein tolles Open-Air-Museum

Oldtimerfreunde Schermbeck veranstalteten den achten Oldtimertag

Mit einem solch großen Andrang zu ihrem achten Oldtimertag auf dem Gelände der Stiftung Lühlerheim im Schermbecker Ortsteil Weselerwald hatten die Oldtimerfreunde Schermbeck nicht gerechnet.

„Es ist für uns die größte Oldtimerveranstaltung, die wir je hatten“, freute sich der ehemalige Vorsitzende Heinrich Behma über die große Resonanz. „Das gute Wetter hat uns zugespielt“, nannte der Vorsitzende Sven Schlei als Grund für den großen Andrang. Außerdem habe man keinen Eintritt erhoben, um keine Besucher abzuschrecken.

Mehr als 600 Oldtimer konnten am Sonntag auf dem Gelände der Stiftung Lühlerheim besichtigt werden. Foto: Helmut Scheffler

Einfahrt musste gesperrt werden

Zwar hatten die Oldtimerfreunde in diesem Jahr zusätzlich drei Wiesen zu Parkplätzen umfunktioniert und das hätte auch für die mehr als 600 Oldtimer gereicht, aber als sich noch ein paar hundert Besucher mit ihren Fahrzeugen näherten, da reichte der Platz nicht mehr und die Einfahrt zum Lühlerheim musste gesperrt werden.

Der Östricher Wilhelm Romswinkel plauderte mit den Besuichern gerne über seine 60-Jahre alte BMW-Isetta. Foto: Helmut Scheffler

Das weite Umfeld des Teiches wurde zu einem Open-Air-Museum der allerfeinsten Art. Der besondere Reiz für die Besucher lag in der Vielfalt der Oldtimer. Autos zahlreicher Herstellerfirmen konnten ebenso in Augenschein genommen werden wie Motorräder, Mopeds, Wohnwagen und sogar Traktoren.

Jedes Jahr

Die Nutzung des Geländes der Stiftung Lühlerheim machte der ehemalige Leiter des Lühlerheim, Heinrich Behma, möglich. Seit 2004 veranstaltete der im Jahre 2003 gegründete Verein in jedem zweiten Jahr einen „Schermbecker Oldtimertag“. Jetzt findet der Oldtimertag in jedem Jahr statt.

Für die Besucher wurde der Fahrzeugpark zu einer gebündelten Geschichte der Motorisierung im Straßenverkehr, und auch die Oldtimerbesitzer nutzten gerne die Chance, sich ein noch nicht bekanntes Kapitel dieser Geschichte aufschlagen zu lassen, wobei in aller Regel die Besitzer nur allzu gerne über den Erwerb, das Alter und die Umbaumaßnahmen an ihren „Schätzchen“ plauderten.

Informationen über Baujahr

Bewährt hat sich auch die Bitte des Vereins an die Oldtimerbesitzer, am Fahrzeug ein Informationsblatt mit wichtigen Informationen über Baujahr, PS-Zahl, Besitzer und Vorbesitzer zu befestigen und auf technische Besonderheiten zu verweisen.

Im Pulk der Fahrer, die aus ganz Nordrhein-Westfalen angereist waren, entdeckte man auch eine Reihe Oldtimerfreaks aus dem Schermbecker Umland. Stammgast ist inzwischen der Östricher Wilhelm Romswinkel, der mit seiner 60 Jahre alten BMW-Isetta anreiste. Die Isetta als Mischung von Motorrad und Auto wurde von den bayerischen Motorenwerken zwischen 1955 und 1962 produziert.

Spitzname „Frosch“

Die herausragenden Scheinwerfer haben dem in den frühen 1960er-Jahren hergestellten Austin eines Moerser Fahrers den Spitznamen „Frosch“ gegeben. Der Trabi aus dem Jahre 1989, den der Moerser Siegfried Benecke vor fünf Jahren in Norddeutschland kaufte, stand neben Wolfgang Klapps Ford Modell Tudor aus dem Jahre 1930. Das zweitürige Fahrzeug, das vor einem Menschenalter 95 Kilometer in der Stunde fahren konnte, war das erste Modell, das Henry Ford im Rahmen der Fließarbeit fertigen ließ und dass durch die Serienfertigung deutlich preiswerter wurde. Aus demselben Jahr stammte der Ford A des Bottropers Hainer Schepers.

Chevrolet Corvette aus dem Jahre 1958

Willi Kroes´ Borgward Coupé Isabella aus dem Jahre 1961 besaß ein Schiebedach. Nebenan standen ein Taunus 17m aus dem Jahre 1960 und ein Chevrolet Corvette aus dem Jahre 1958, der mit einem V8-Motor ausgerüstet war. Den Gahlener Günter Wolff zog es zu den älteren VW-Modellen hin. Tatsächlich entdeckte er einen VW mit der doppelten Scheibe, wie er ihn fuhr, nachdem er im Alter von 34 Jahren seinen Führerschein erworben hatte.

Ralf Reinhards weißer Honda N 600 aus dem Jahre 1974 war für eine niedrigere cm³-Zahl umgebaut worden, damit man ihn mit der Führerscheinklasse IV fahren durfte. Über eine hölzerne Karosserie verfügte ein Austin Astion- Salon de Luxe eines Weseler Fahrers. Vor acht Jahrzehnten wurde das Auto in England hergestellt und zuerst an einen irischen Fahrer ausgeliefert. Als Unikat auf dem Gelände entpuppte sich das Dodge-Militärfahrzeug aus dem Jahre 1944, ein Originalfahrzeug der US-Army.

Ein Duke kommt selten allein

Wer den „Dodge Monaco“ auf dem Platz vor der Schlosserei sah, fühlte sich an den Streifenwagen erinnert, der zur Fernseh-Serie „Ein Duke kommt selten allein“ gehörte. Allerdings handelte es sich am Sonntag um einen belgischen Nachbau dieses Fahrzeugs. Als Fahrzeug für die „oberen 10 000“ der 1950er-Jahre entpuppte sich der 5,60 Meter lange Cadillac aus dem Jahre 1955, den der Mülheimer Robert Crone gerne den Besuchern als Repräsentationsobjekt vorstellte. Wer sehr viel weniger Geld besaß, musste sich mit einem Messerschmidt Kabinenroller zufrieden geben. Ein solches Exemplar steuerte der Klever Jürgen Wagner.

Automobil-Club Verkehr

Historische Traktoren und Motorräder bildeten eigene sehenswerte Abteilungen der Ausstellung auf dem Gelände des Lühlerheims. Einige Aussteller nutzten die Gelegenheit, nostalgische Produkte rund um Autos und Motorräder zu vermarkten. Drei ehrenamtliche Mitglieder stellten die Arbeit des „Automobil-Club Verkehr“ vor.

Ein Magirus Deutz-Feuerwehrauto aus dem Jahre 1983 wurde zum Verkauf angeboten. Beispiele für Fahrzeuge, die in der ehemaligen DDR von Fahrern mit Bein-Problemen als Art Krankenfahrstühle genutzt werden konnten, stellten der Alpener Franz-Josef von Bernum und Egon Jansen aus Geldern vor.

30 ehrenamtliche Helfer

Fürs Catering sorgte die Stiftung Lühlerheim, die nicht nur mit einem ordentlichen finanziellen Gewinn abschloss, sondern auch den Tag nutzen konnte, sich einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die 30 ehrenamtlichen Helfer der Oldtimerfreunde nutzten die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass jeder Oldtimerfan gerne am ersten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr zum Benzingespräch bei Schult in Östrich kommen kann. Der neunte Oldtimertag findet im Juni 2018 statt. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.