Ein Ausflug in längst vergangene Zeiten

Wer in historischen Kostümen über die Mi bummelt, weiß meist auch eine Geschichte für seinen Auftritt auf der Mi zu erzählen.

Thorsten Buchholz ist – mit schwarzem Anzug, Zylinder, Fliege und Zigärrchen – für die Volksbank unterwegs und kann den Besuchern erzählen, dass die Raiffeisenbank Altschermbeck – wie die Volksbank früher einmal hieß – im Jahre 1891 in der ehemaligen Gaststätte Menting (heute Hotel „Zur Linde“) gegründet wurde.

 Erstmals verkaufen die Bewohner von Haus Kilian Bratapfelmarmelade, die sie selbst hergestellt haben. Melanie Daniels und Klaus Gerlach beteiligten sich ebenso an der Herstellung der Marmelade wie Michael Loewenau, Kristina Franken, Manfred Meyer, Birgit Förster und Ute Geske (v.l.). Foto: Helmut Scheffler

Nachtwächter

Als Nachtwächter verkleidet und mit Laterne und Horn ausgerüstet, möchte Tischlerei-Chef Norbert Grewing an jene Zeit erinnern, als diese Tätigkeit noch ein Beruf war. Der Nachtwächter sorgte nicht nur für Sicherheit und Ordnung, sondern sagte der Bevölkerung auch die Uhrzeit an.

Johannes Nover wird als Essener Stahlfabrikant Honorious Higgins, ein guter Freund von Alfred Krupp, das Wochenende in seiner Zweitwohnung in Schermbeck verbringen und über die Mi bummeln. Als Edelfrau und Edelmann machen sich Anke und Anja Kott auf dem Weg zur Ludgeruskirche, weil dort Sohn Karl-Friedrich die adlige Charlotte vom Steintor heiratet.

Kohlenhändler

Anschließend wird im Hotel Vennschott gefeiert. Cornelia Albertz und Gudrun Gerwien vom Gaguner Orden, die Waisenkindern in Afrika helfen, besuchen während des Heimatfestes ihre Schwestern in der Niederrhein-Region. Bruder Thomas (Dieter Schmitt) vom selben Orden bummelt über die Mittelstraße in Richtung des katholischen Altschermbecks. Bernd Andres wird als Kohlenhändler über die Mi gehen.

Auf dem Parkplatz Grafen können die Kinder ein Nostalgie-Karussell besteigen. Wer im historischen Motto-Kostüm zum Fest erscheint, darf sogar kostenlos eine Fahrt unternehmen. Foto: Kevin Kiss

An Dürrbaums Glühweinstand vor der Geschenkboutique Stender wird sicherlich auch in diesem Jahr ein großer Andrang herrschen, zumal dort weihnachtliche Livemusik geboten wird.

Cornelia Albertz und Gudrun Gerwien (v.l.) vom Garguner Orden helfen in Afrika Waisenkindern. Während ihres Heimatfestes besuchten sie ihre Schwestern in der Niederrhein-Region.

Sollte es kalt werden, kann man sich vor „Tinnefeld hören und sehen“ an der Mittelstraße 40 mit heißem, weißen Würzwein aufwärmen. Wie üblich wird das Team eine hübsch dekorierte Bank im Eingangsbereich aufstellen. Ein Zelt erwartet die Besucher des Geschäftes „Verwiebe Optik“ in der Bachstraße 4. Dort gibt es Waffeln und Glühwein. Wer will, kann sich vom Augenoptiker-Meister Peter Verwiebe die aktuelle Brillen-Kollektion zeigen lassen.

Beim Raumausstatter Vennhoff in der Mittelstraße 9 werden Markisen von „Markilux“ und Venylböden gezeigt. Ein Stückchen weiter kann man Sabine Draeger im historischen Kostüm in einem Pavillon vor dem Schuhhaus Draeger in der Mittelstraße 24 treffen. Im Pavillon gibt es Restposten-Schuhe zum halben ursprünglichen Preis.

Die Zuckerbäckerin zeigt auf dem Parkplatz Overkämping denBesuchern, wie man Mutzenmandeln im Fett backt. Außerdem bietet sie Plätzchen, Stollen und frisches, noch heißes Brot zum Verkauf an.

Wer sich wärmen möchte, kann das Geschäft „einfach anders“ ansteuern, wo er eine Sitzgelegenheit neben einer Feuerstelle findet. Wärmendem Feuer begegnet man auch vor dem Jeans-Lädchen an der oberen Mittelstraße und auf dem Platz vor der „Schermbecker Mitte“. Für innere Wärme sorgen die SVS-Fußballer und die Schießgruppe Altschermbeck an ihren Glühweinständen, die„Gaststätte am Rathaus“ mit ihrer Gulaschsuppe und der Männerkochclub der Georgsgemeinde.

Einen Kolonialwarenstand im Stile des 19. Jahrhunderts errichten die Bewohner von „Haus Kilian“, einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung, im Bereich der unteren Mittelstraße. Dort kann man Gemüse und Kartoffeln ebenso kaufen wie Nüsse und Bratapfelmarmelade. Zum Renner wurden in den letzten Jahren Kaminanzünder aus Kiefernzapfen.

Das Schermbecker Reisebüro More Cruises GmbH „in der Mitte der Mittelstraße“ arbeitet in diesem Jahr erneut eng mit den Freunden des Heimatvereins in Gahlen zusammen und zeigt vor dem Reisebüro einige wunderschöne Exponate der Sammlung aus der „Ollen Schuer“ von Anno dazumal. Am 15. Dezember stehen die Reiseexperten außerdem Pate für den Schermbecker Adventskalender der Werbegemeinschaft. „Es gibt viele Reiseschnäppchen, Ermäßigungen und schnell werden aus Reiseträumen Traumreisen!“, verspricht Frank Herbrechter.

Der Essener Stahlfabrikant Honorious Higgins, ein guter Freund von Alfred Krupp, verbringt das Wochenende in seiner Zweitwohnung in Schermbeck. Archifoto: Helmut Scheffler

Vor dem Einrichtungshaus „berger wohnen“ an der Mittelstraße 60 stellt Juniorchef Kai Berger eine Werkbank mit traditionellem Werkzeug auf. Alle Besucher sind eingeladen, ein paar Engelslocken zu hobeln. Den Hauseingang und die Ausstellung werden Laternen, Windlichter und Kerzen schmücken. „Wir freuen uns auf Ihren Besuch“, lädt Kai Berger ein.

Schmucke Schals und Tücher verkauft das Modegeschäft „MicMac“ an einem Stand vor dem Geschäft in der Mittelstraße 41. Auf alten Fotos, aber auch bei manchem historisch gekleideten Passanten, kann man erkennen, dass vor einem Jahrhundert Wolltücher, Pelze und Pelzkragen vor der Kälte schützten.

Im kommenden Jahr wird der „Bike Shop by Dominik Spahn“ größere Räume an einer anderen Stelle der Mittelstraße beziehen. Die im jetzigen Geschäft an der Mittelstraße noch vorhandenen Fahrräder können die Kunden am Samstag mit einem zehnprozentigen Preisnachlass erwerben. Zum nostalgischen Flair des Festes steuert Dominik Spahn zwei altertümliche Fahrräder bei. Eines dieser Fahrräder stammt noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Zum Bremsen diente damals eine Stempelbremse. Außerdem besaß das Fahrrad ein Mantelschonernetz.

Als Neuling in der Schermbecker Kaufmannschaft beteiligt sich Nicole Jones gerne am Fest „Schöne alte Weihnachtszeit“. In ihrem neuen Seifenlädchen in der Mittelstraße 37 können sich die Besucher über selbst hergestellte Seifen informieren, deren Zutaten überwiegend aus kontrolliertem biologischen Anbau stammen, Vor dem Geschäft wird ein kleines mittelalterliches Zelt stehen. Dort werden unter anderem Designer-Schirme von Mareen von Lilienfeld mit einer langlebigen Qualität gezeigt. Auf diese hochwertigen und langlebigen Schirme gibt es am Festtag 20 % Rabatt. Bei gutem Wetter wird die Schermbeckerin Mariele Kammeier im Zelt sitzen und den Festbesuchern zeigen, wie man klöppelt.

Auch an die Kinder haben die Kaufleute gedacht. Das Schermbecker Reisebüro betreibt für die kleinen Besucher des Weihnachtsmarktes im Ortskern ein wunderschönes Nostalgie-Karussell. „Besucher finden dieses Karussell auf dem Grafen-Parkplatz neben dem Geschäft Tinnefeld – hören und sehen“, lädt Reisebüro-Chef und Werbegemeinschafts-Geschäftsführer Frank Herbrechter die Eltern ein, ihren Kindern Fahrten mit dem Karussell zu schenken. Herbrechterhat zahlreiche Geschäfte gewinnen können, ihren Kunden für deren Kinder Fahr-Chips zu verschenken. Auch die WG verschenkt solche Chipsam Festtag. Kinder, die mit der Motto-Verkleidung zum Fest kommen, dürfen sogar einmal kostenlos fahren. Ansonsten kostet eine Plaisier-Tour 2 Taler. Für dreimal Plaisier müssen fünf Taler aufden Tisch gelegt werden. H.Sch.



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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.